Biographie und Filmographie. Die Spur des Falken, Tote schlafen fest, Key Largo, Casablanca, African Queen
Habe gerade den Film Noir Ein einsamer Ort / In a Lonely Place von 1950 auf Arte gesehen. Die Hauptdarstellerin Gloria Grahame (in der Rolle von Laurel Gray) war damals mit dem Regisseur des Films, Nicholas Ray, sowie später mit dessen Sohn, also ihrem Stiefsohn, Tony verheiratet. Tony war Gloria Grahames vierter und letzter Ehemann. Humphrey Bogart brilliert in Ein einsamer Ort als ein des Mordes beschuldigter Drehbuchschreiber mit einer Neigung zu unkontrollierten Gewaltausbrüchen. Grossartig! DVD bestellen bei Amazon.de oder Amazon.co.uk [hinzugefügt am 2.1.2012].
Artikel vom August 2000
1899 wurde Humphrey Bogart in eine begüterte Familie geboren, deren holländische Vorfahren zu den ersten Siedlern New Yorks gehörten. Seine Mutter Maud Bogart war eine landesweit bekannte Illustratorin und die Tochter eines wohlhabenden Fabrikanten. Bogart charakterisierte sie als engstirnig und freudlos. Sie kümmerte sich mehr um ihre Karriere denn um ihre Familie. Von ihrem Sohn zeichnete sie kurz nach seiner Geburt ein Porträt für die Werbekampagne von Mellins Babynahrung, wodurch Bogart schon kurz nach seiner Geburt Berühmtheit erlangte. Sein Vater war ein erfolgreicher Arzt. Humphrey wuchs mit vielen Hausangestellten auf. Im Sommer zog die Familie in ein Landhaus im Norden des Staates New York.
In acht Jahren an der Trinity-Eliteschule in New York glänzte er durch schlechte Noten und häufige Abwesenheit. Er sei ein verzogener und bockiger Junge gewesen, meinten ehemalige Klassenkameraden. Danach ging er an die Phillips Academy in Andover, nördlich von Boston, die älteste und eine der angesehensten Privatschulen der USA. Doch der unreife Humphrey war der anspruchsvollen Schule nicht gewachsen. Gegen den faulen Studenten wurden bald disziplinarische Massnahmen ergriffen und, nachdem er sich nicht änderte, wurde er von der Schule gewiesen. Der Vater war darüber erbost, da der Sohn offenbar das Diplom in Andover und die Aussicht auf eine Ausbildung in Yale und eine Karriere als Chirurg bewusst verspielt hatte. Bogart zog es vor, seine Erfahrungen in der Welt zu machen.
Seine schulische Ausbildung und seine Herkunft erlaubten ihm, der sich oft bewusst als Rüpel benahm, sich präzise auszudrücken und sich in der feinen Gesellschaft zu bewegen. Bogart tanzte als Teenager in Lackschuhen und eleganten weissen Handschuhen mit den jungen Damen der High Society. Doch früh lernte er, die Falschheit der Menschen zu erkennen. 1918, sechs Wochen nachdem er die Schule verlassen hatte, trat er in die Marine ein. Mit 18 Jahren erschien ihm der Krieg als Abenteuer. Doch das einzige aussergewöhnliche Ereignis in jener Zeit war ein mysteriöser Vorfall, bei dem er sich ein Narbe auf der rechten Seite seiner Oberlippe zuzog. Dadurch erhielten sein Gesicht und seine Stimme Charakter. Sein charakteristisches Lispeln und seine Mimik, seine Art, mit steifen Lippen zu sprechen, rühren von diesem Unfall her und kamen ihm bei seiner späteren Karriere zugute.
Durch Zufall fand Bogart seine Berufung. Zuerst arbeitete er noch als Bote, danach als Aktienverkäufer bei den Wall Street-Brokern seines Vaters. Er verdankte den Berufswechsel dem Schulfreund, Patienten und Nachbarn seines Vaters, Bill Brady. Dieser war ein Theaterproduzent und Filmpionier. Er stellte Humphrey zuerst als Faktotum in seinem Büro, dann als sein Assistent und schliesslich als Produktionsmanager in den Peerless Film Studios in Fort Lee in New Jersey ein. Als Brady einen Regisseur feuerte, erhielt Bogart sogar die Chance, den Film fertigzustellen, was er mehr schlecht als recht versuchte. Zum Glück sei dann Brady selbst eingesprungen und habe Regie geführt, bemerkte Bogart später dazu. Der Mentor ermunterte Humphrey, Geschichten zu schreiben und sie dem Produzenten Jesse Lasky zu senden, was er denn auch tat, doch daraus wurde nie etwas.
1920 ging Bogart während sechs Monaten mit dem Stück A Ruined Lady als Bühnenmanager auf Tournee. Als der junge Hauptdarsteller eines Tages erkrankte, übernahm er dessen Rolle. Zwischen 1922 und 1935 trat Bogart in 21 verschiedenen Produktionen am Broadway auf, wobei er nie Schauspielunterricht nahm und sich die Grundtechniken wie Sprechen, Dialekte, Singen, Tanzen und Fechten selbst beibrachte. Obwohl unter seinen ersten acht Stücken drei erfolgreiche waren, hielten nur fünf länger als 22 Wochen durch. Für Bogart war das Schauspielern keine Kunst, sondern nur ein Job, weshalb er nie zu einem protzigen Theatermenschen wurde. Er erntete allerdings auch Kritik in den ersten Jahren, darunter einen Verriss in der New York Times, die ihn als das Beispiel für schlechte Schauspielerei in einem Stück herausstrich. Seine erste ernste Rolle spielte er 1924 als Flieger in Nerves, einen Monat nachdem er für seine Darbietung in einem nach nur sechzehn Vorstellungen abgesetzten Stück, Meet The Wife, vom Kritiker der New York Times erstmals positiv hervorgehoben worden war. Daneben gönnte sich Bogart ein angenehmes Leben mit Clubbesuchen, Jazzparties, Segeln vor Long Island und Wochenenden in Landhäusern. Dank seinem phänomenalen Gedächtnis – angeblich brauchte er seine Theatertexte nur einmal zu lesen, um sie auswendig zu können – war er ein guter und leidenschaftlicher Schachspieler.
1922 lernte er die Schauspielerin Helen Menken kennen. 1901 als Kind aus armen Haus in New York geboren, trat sie bereits 1906 auf der Bühne auf und blieb bis 1961 Schauspielerin. Ihre beiden Eltern waren taubstumm. Helen hatte wenig Schulbildung, war aber feinsinnig und voller Energie. Obwohl Bogart schon 1922 die standesamtliche Genehmigung erhielt, sie zu heiraten, tat er dies erst vier Jahre später. Doch bereits zehn Monate später, im April 1927, trennten sich die beiden wieder, weil sie sich selbst über lächerliche Kleinigkeiten gestritten hatten. Im November wurden sie geschieden. Damit war die erste von Bogarts vier Ehen zu Ende. Er fühlte sich immer zu starken, dominanten Frauen wie seiner Mutter hingezogen. Es fiel ihm aber wie seinen Eltern schwer, Gefühle auszudrücken oder Zuneigung zu zeigen. Auf viele Menschen wirkte er kühl und zurückhaltend, wenn nicht gar aggressiv.
Bogarts Vater verlor nach einem Unfall mit einem Krankenwagen die Gesundheit. Der Niedergang der Arztpraxis und der Verlust des Familienvermögens folgten. Er wurde morphiumsüchtig, verkaufte sein Haus und lebte – allerdings inoffiziell – getrennt von seiner Frau. später wurde er Schiffsarzt auf Frachtkähnen. Humphrey Bogart heiratete 1928, wenige Monate nach seiner ersten Scheidung, die blonde, zierliche Schauspielerin Mary Philips. Er trat in zwei Broadwaystücken auf und ging für ein Jahr nach Hollywood, wo er sechs Filme für Fox und Universal drehte. Sein erster abendfüllender Film, A Devil With Women (1930), brachte ihm das Lob des New York Times-Kritikers ein. In John Fords Up The River spielte er das einzige Mal neben Spencer Tracy, der später ein enger Freund wurde und den Spitznamen Bogey prägte. Doch dann liess ihn die Fox fallen und er kehrte im Juni 1931 nach New York zurück, wo er in einem Stück auftrat, das rasch wieder abgesetzt wurde. Danach reiste er erneut für sechs Monate nach Hollywood und drehte drei Filme für Columbia und Warner Bros., die ihm zwar positive Kritiken einbrachten, doch wegen der Depression wurden Lohnkürzungen durchgesetzt und Leute entlassen, zu denen 1932 auch Bogart gehörte. Erneut kehrte er an den Broadway zurück und kämpfte sich durch fünf aufeinanderfolgende Flops. 1936 zerbrach seine zweite Ehe, da er in Hollywood erneut eine Karriere verfolgte, während dem seine Frau ihren Weg am Broadway ging. 1937 wurden sie geschieden. Eine von Bogarts Schwestern war Alkoholikerin und starb 1937 im Alter von 34 Jahren, die andere war, nach einer Karriere als Mannequin, psychisch krank geworden und liess sich 1935 scheiden. Nach fünfzehn Jahren als eher erfolgloser Schauspieler, zwei gescheiterten Ehen und Rückschlägen seiner Familie war Bogart bitter und zynisch geworden.
Sein Durchbruch kam 1936 mit The Petrified Forest, obwohl er darin nur eine Nebenrolle neben den Stars Leslie Howard und Bette Davis hatte. Bogart spielte Duke Mantee, den gefährlichen Leader einer Gang, der sich nach einem Massaker verstecken musste. Der Autor von The Petrified Forest, Robert Sherwood, prägte teilweise Bogarts neues Leinwandimage, dank dem er sich von den seichten Rollen in den von ihm seit 1922 gespielten Bühnenstücken lösen konnte, in denen er zu oft den Dandy hatte spielen müssen, denn Sherwood setzte Bogart bereits 1935 in der Bühnenversion ein, die ein voller Erfolg war und 197mal aufgeführt wurde. Die New York Times bescheinigte ihm die reifste Leistung seiner Karriere, dank der erneut der Ruf aus Hollywood erklang.
1936 war Bogart auch als Gangster im Film Bullets or Ballots, mit Edward G. Robinson in der Hauptrolle, zu sehen. Robinson war übrigens ein kultivierter Mann, der acht Sprachen beherrschte und die grösste Kunstsammlung Hollywoods aufbaute. Von nun an musste Bogart in Gangsterfilmen mitspielen, die Warner Bros. damals billig und wie am Fliessband für das Massenpublikum herstellte. Im Gegensatz zu den von Robinson und Cagney gespielten Gangstern zeichnete sich Bogart jedoch durch einen von Leslie Howard inspirierten, ruhigen und natürlichen Stil aus. Von 1936 bis 1939 drehte er in 25 B-Movies. 1939 setzte ihn Warner Bros. in The Return of Doctor X in einer anderen Rolle ein, doch noch immer spielte er den Bösewicht. In diesem Low Budget-Horrorfilm war er ein teuflischer Verrückter, der nach einer Operation töten muss, um zu leben, da er immer rascher menschliches Blut braucht. Obwohl er in The Return of Doctor X nur für acht Minuten erscheint, wird Bogart im Trailer als zentrale Figur hervorgehoben.
Bogarts Image wurde von Warner Bros. gezielt gepflegt. Er war gleichzeitig Puritaner und Hedonist, Gentleman und Bösewicht. 1938 heiratete er seine dritte Frau, Mayo Methot. Die Tochter eines Kapitäns und einer Polizeireporterin war wie Bogarts frühere Frauen eine Theaterschauspielerin. Doch sie war die erste, die seine Interessen und seinen Geschmack teilte. Berufliche und sexuelle Eifersucht untergruben jedoch rasch ihre Beziehung. Bald waren sie als die „Battling Bogarts“ bekannt. Mayo hatte bereits ihren beruflichen Zenith überschritten und trank wie Bogart viel – leider zuviel. Sie verfiel bald dem Alkohol. – 1940 starb Bogarts Mutter an Krebs.
Humphrey Bogart in 1940. This work is in the public domain because it was published in the United States between 1924 and 1963 and although there may or may not have been a copyright notice, the copyright was not renewed. Wikimedia Commons. Filme von Humphrey Bogart auf DVD bei Amazon.de.
1941 folgte High Sierra, einer der Streifen, der Bogart zum Star machte. In diesem Film von Raoul Walsh wird er zweimal mit dem realen Gangster John Dillinger verglichen. Bogart ist noch immer die Negativfigur, die schlussendlich in den Tod rennen muss, doch von nun an führte er mit jedem seiner Filme das Box-Office an.
Nun erhielt er endlich neue Rollen. Mut und Ehre wurden zu seinen Markenzeichen, so in The Maltese Falcon aus dem Jahr 1941. Von Dashiell Hammett geschrieben, war es John Hustons Regiedebüt. Im Trailer dazu hiess es nun: „He makes crime a career and ladies a hobby“. Die Spur des Falken ist Bogarts erster wirklich grosser Film – und gehört damit zu den herausragenden der Filmgeschichte. Die einzelnen Charaktere stehen hier, wie schon in High Sierra, im Zentrum und nicht mehr die Gangster oder die Polizei als Gruppe. Drama und Witz stehen gleichberechtigt nebeneinander und machen The Maltese Falcon zu einem Musterstück des film noir.
Der erstmals 1929 von Hammet in der Zeitschrift Black Mask veröffentlichte Roman war ein Bestseller. Warner Bros. hatte 1930 die Filmrechte dazu erstanden bereits zwei schwache Versionen des Buches gedreht. Erst mit John Huston und seiner engen Anlehnung ans Original, aus dem Dialog, Stil, Action und Ambiente übernommen wurden, gelang ein Meisterwerk. Eigentlich sollte gemäss Jack Warner George Raft die Hauptrolle spielen, doch der war davon überzeugt, dass auch die dritte Verfilmung schlecht sein würde, während dem Bogart heiss darauf war, die Rolle des Sam Spade zu kriegen. In nur 34 Tagen im Juni und Juli 1941 wurde der The Maltese Falcon gedreht. Huston und seine Schauspieler waren gute Freunde und ein eingespieltes Team.
Der Film war hervorragend besetzt. Der Engländer Syndey Greenstreet spielt den fetten Kaspar Gutman, der seit Jahren auf der Suche nach einem goldenen, mit seltensten Juwelen besetzten Falken ist, den die Malteser Kreuzritter im Jahr 1539 König Karl V. von Spanien als Tribut sandten. Seitdem Piraten das Schiff mit dem Geschenk überfielen, ist das Schicksal des Falken ungeklärt, erklärt der Vorspann zum Film. Der 1904 in Ungarn geborene, an deutschen Theatern grossgewordene und seit einer schmerzhaften Gallenblasenoperation in den späten 1920er Jahren morphiumsüchtige Peter Lorre mit seinem seltsamen Akzent und seiner näselnden Stimme brilliert als Joel Cairo. Mary Astor, ein ehemaliger Kinderstar, war die Witwe des bei einem Flugzeugabsturz umgekommenen Bruders von Howard Hawks, hatte drei Scheidungen hinter sich, war dem Alkohol verfallen und hatte mehrere Selbstmordversuche unternommen. Sie übernahm nicht nur die weibliche Hauptrolle der eleganten und weltgewandten Betrügerin Brigid O’Shaughnessy, sondern hatte während den Dreharbeiten auch eine Affäre mit John Huston. In dieser fantastischen Besetzung war Bogart als Detektiv Sam Spade zwar der Star, doch wurde er von gleichwertigen Schauspielern gestützt. Die Spur des Falken erhielt Oscarnominierungen für das beste Drehbuch, den besten Film und die beste männliche Nebenrolle (Sydney Greenstreet), ging jedoch unverständlicherweise leer aus. Bestellen bei Amazon.de.
1942 folgten All Trough the Night und Across the Pacific, ein Kriegsthriller, in dem Bogart einen „soldier of fortune“ spielt, wobei es um Mord und Liebe geht. 1942 war seine Ehe zerrüttet, und er begann eine Affäre mit der Maskenbildnerin Verita Peterson, die er 1942 bei den Dreharbeiten zu Casablanca kennengelernt hatte. Der Kultfilm Casablanca (1943) machte Bogart zum romantischen (Anti-) Helden. A Passage to Marseille war ein blasser Abklatsch davon, während dem Bogart in To Have and Have Not von Howard Hawks aus dem Jahr 1945 wieder als romantischer Held überzeugte. Es war der erste Film der damals erst 19jährigen Lauren Bacall. Der Trailer führte sie als „the only woman for his kind of man“ ein. Bogart hatte die 1924 als Betty Perske geborene Bacall im Februar 1944 erstmals getroffen. Vier Monate nach der Filmpremiere von To Have and Have Not heiratete der über 45jährige die junge Bacall, mit der er eine Affäre begonnen hatte, als er noch verheiratet war. Bezüglich Bacalls Leistungen vor der Kamera zitiert Jeffrey Meyers zurecht Howard Hawks mit den Worten: „Sie war keine Schauspielerin. Sie war eine Persönlichkeit.“ [Casablanca auf DVD bestellen bei Amazon.de, Amazon.fr, Amazon.com, Amazon.co.uk].
The Big Sleep kam 1946 ins Kino. Howard Hawks war Regisseur und Produzent. Die Romanvorlage stammte von Raymond Chandler, das Drehbuch wurde u.a. von William Faulkner geschrieben. In Tote schlafen fest wird Bogarts Image als Frauenbetörer betont. Selbst in Kleinstrollen sind immer wieder attraktive Frauen zu sehen, die ihm z.B. Feuer geben. Alle scheinen bereit, mit ihm sofort ins Bett zu hüpfen, wenn er sie nur dazu auffordert. Gleichzeitig kommt in den Dialogen die Ironie nicht zu kurz. Eine der Hauptfiguren, Carmen Sternwood (Martha Vickers) fragt den Detektiv Marlowe (Bogart): „You’re not very tall, are you?“ Worauf er antwortet: „Well, I tried to be.“
Marlowe wird zum gelähmten, verwitweten und millionenschweren General Sternwood gerufen, der zwei hübsche, erwachsene Töchter hat. Carmen ist eine ledige Nymphomanin (Martha Vickers), die, so ihr Vater noch immer ein kleines Kind sei, dass es liebe, den Fliegen die Flügel abzureissen. Vivian (Lauren Bacall) ist nicht nur geschieden und trägt deshalb den Namen Rutledge, sondern der General charakterisiert sie als verzogen, anspruchsvoll, smart und rücksichtslos. Er werde erpresst, sagt der alte Mann. Bereits vor einem Jahr habe er einem Joe Brody $5,000 dafür bezahlt, dass er seine jüngere Tochter Carmen in Ruhe lasse. Shawn Regan habe damals die Sache in die Hand genommen, doch ungefähr vor einem Monat habe ihn diese rechte Hand, der fast sein Sohn gewesen sei, ohne ein Wort, ohne Goodbye verlassen. Marlowe kennt Regan aus seinen früheren Tagen als Polizist, als Regan noch Rum aus Mexiko in die USA schmuggelte. Der General weiss aber noch mehr. Regan habe früher eine Brigade der IRA kommandiert.
Der General zeigt Bogart Schecks von Carmen, die auf einen gewissen Arthur Geiger ausgestellt sind, der mit seltenen Büchern handelt. Der Vater glaubt nicht, dass es sich wie von Geiger vorgegeben um Spielschulden handelt, obwohl es bei der Sache vor einem Jahr auch darum gegangen sei. Marlowe soll Geiger vom Rücken des alten Mannes fernhalten. Was sich zuerst als relativ einfacher Fall anhört, wird immer verzwickter. Der Detektiv entdeckt nicht nur Tote, sondern weitere Morde geschehen und bald ist er nicht mehr der unbeteiligte Aufklärer, sondern auch gefühlsmässig tief in die Sache verstrickt.
1947 drehte Humphrey den dritten Film zusammen mit seiner Frau, Dark Passage. 1948 folgte Sierra Madre, ein ungewöhnlicher Streifen für Bogarts neues Image. Als Fred. C. Dobbs ist er erneut ein „soldier of fortune“. 1951 erhielt er für seine Leistung in The African Queen an der Seite von Kathleen Hepburn einen Academy Award, einen Oscar als bester Hauptdarsteller.
Key Largo kam 1948 ins Kino. Der Film wurde von John Huston in drei Monaten im Studio in Burbank gedreht. Am Drehbuch hat neben dem Regisseur auch Richard Brooks mitgeschrieben. Es beruht auf dem Roman von Maxwell Anderson. Trotz des enttäuschend kitschigen Schlusses ist es einer der besseren Filme von Bogart, der längst ein (zu) grosser Star war, als dass man ihn einfach hätte sterben lassen. In den dreissiger Jahren noch wurde er serienweise mit Blei vollgepumpt. Damals war oft Edward G. Robinson sein Gegenspieler und Held. In Key Largo trafen die zwei wieder aufeinander, doch nun kam Bogart die Hauptrolle zu, und es war an Robinson, ins Gras zu beissen.
Major Frank McClowd (Bogart) kommt nach Key West in Florida, wo er den alten James Temple (Lionel Barrymore) besucht, der mit seiner Schwiegertochter (Lauren Bacall) ein kleines Hotel führt. McClowd hatte zusammen mit dem Temples Sohn gedient, der jedoch im Krieg bei der Schlacht um Montecassino umgekommen ist. McLowd realisiert sofort, das etwas nicht stimmt. Im Hotel Largo haben sich seltsame Gäste eingenistet. Ein Mr. Brown (Edward G. Robinson), der sein Zimmer nur bei Nacht verlässt, sowie weitere vier Männer und eine Frau (Claire Trevor). Nora ist nicht nur die Freundin des geheimnisvollen Mr. Brown, sondern auch eine notorische Säuferin.
Eine Sturmwarnung kündigt einen Hurrikan an. Auch im Hotel wird es turbulenter. Die Polizei kommt auf der Suche nach zwei Indianern vorbei, die für dreissig Tage ins Loch sollten. Als der örtliche Polizeichef sich telefonisch erkundigt, wo seine zwei Untergebenen sind, geht einer der seltsamen Gäste ans Telefon und sagt, Mr. Temple und seine Schwiegertochter seien nicht da. Jetzt wird klar, die Männer sind Gangster. Mit vorgehaltener Pistole übernehmen sie die Kontrolle. Mr. Brown tritt erstmals in Erscheinung. Sein wahrer Name ist Johnny Rocco. Einst war er ein wichtiger Gangsterboss in Chicago. Er wurde für dreissig Jahre des Landes verwiesen. Nun wartet er auf Kriminelle aus der Gegend, denen er Falschgeld verkaufen will, um sich danach nach Kuba abzusetzen. Ein psychologischer Krieg zwischen Rocco und McClowd beginnt, während dem sich der gleichgültige und desillusionierte Kriegsveteran zum Helden wandelt, sich vom Fatalismus zum Heroismus bekehrt. Robinson und Bogart, in dieser Reihenfolge, dominieren denn auch klar den Film, während die restlichen Schauspieler blass bleiben. Lediglich Claire Trevor kann in einer für ihren Filmcharakter erniedrigenden Szene kurz zeigen, was in ihr steckt. Dafür erhielt sie einen Oscar für die beste weibliche Nebenrolle des Jahres 1948. Walter Huston und John Huston erhielten Academy Awards für The Treasure of the Sierra Madre, während dem Bogart auch in jenem Film leer ausging. Bestellen bei Amazon.de.
African Queen wurde 1951 von John Huston in zehn Wochen in einem Nebenfluss des Kongo unter schwierigsten Bedingungen gedreht. Kathleen Hepburn war der Co-Star. Mit ihr kam Bogart nicht zurecht, obwohl sie die Frau seines Freundes Spencer Tracy war. Er konnte ihre Affektiertheit und Eitelkeit, ihren Egoismus und ihre schulmeisterlichen Monologe nicht ertragen. African Queen wurde für vier Oscars nominiert: beste Regie, bestes Drehbuch, beste Schauspielerin und bester Schauspieler. Bogart erhielt nun endlich seinen wohlverdienten Oscar. Gleichzeitig war es sein letzter herausragender Film. Beat the Devil, The Caine Mutiny und Sabrina aus dem Jahr 1954 sowie The Harder They Fall, 1956, sind zwar weitere wichtige Streifen, reichen jedoch nicht an seine besten Leistungen heran. 1956 erkrankte er an Speiseröhrenkrebs – er war nicht nur ein starker Trinker, sondern auch Kettenraucher gewesen. Die Krankheit griff auf die benachbarten Lymphknoten über. Am 14. Januar 1957, drei Wochen nach seinem 57. Geburtstag, verstarb Humphrey Bogart im Spital. Der Bogart-Kult jedoch begann erst recht mit seinem Tod. (African Queen bestellen bei Amazon.de).
Die Angaben auf dieser Seite beruhen weitgehend auf Jeffrey Meyers Bogart-Biographie. Sie mag zwar sprachlich hinter derjenigen von Sperber und Lax zurückliegen, doch lotet sie die dunklen Seiten Bogarts besser aus und geht vor allem auch auf seine schlechten Filme ein. Daneben beleuchtet Meyers Bogarts Kämpfe mit seinen verschiedenen Produzenten, insbesondere mit Jack Warner, und analysiert Bogarts Rolle während der antikommunistischen Hexenjagd.
Siehe auch das Buch von Bogarts Sohn, Mein Vater Humphrey Bogart. Es bietet biographisch nichts Neues, da der Sohn erst 1949 geboren wurde. Zudem ist es teilweise zu unkritisch, so wenn Bogart Junior behauptet, seine Mutter Lauren Bacall habe erst nach dem Tod von Bogey eine Affäre mit Frank Sinatra gehabt. Doch er erhebt den Vater nicht zum Mythos, an dem er sein Leben lang, bis zur Niederschrift des Buches, das eine Art Exorzismus ist, litt, sondern er zeigt auf, gestützt auf von ihm mit Zeitzeugen geführte Interviews, dass Bogey entgegen seinem Image ein erstaunlich unsicherer Mensch gewesen war. Bogart interessiere sich übrigens nicht für Kinder, er konnte nichts mit ihnen anfangen.
Humphrey Bogart wurde zwar zum bekanntesten Star des Film Noir, doch auch viele Deutsche hatten daran Anteil, wie Barbara Steinbauer-Grötsch in Die lange Nacht der Schatten: Film Noir und Filmexil nachweist. Billy Wilder, Fritz Lang, Robert Siodmak, Otto Preminger und andere verschmolzen die Filmtradition des alten Kontinents mit derjenigen der USA. Die klassischen deutschen (oft expressionistischen) Stummfilme und die frühen Tonfilme, die sich mit den Schattenseiten der Modernisierung, der Technologisierung, der Ökonomisierung der Lebenswelt und der Vereinsamung des Individuums auseinandersetzten sowie die nach der deutschen Niederlage herrschende Stimmung von Irritation und Unsicherheit portierten, beeinflussten den film noir. Der Begriff stammt übrigens von der französischen Rezeption der Filme her, die, durch den Krieg verzögert, erst im Laufe des Sommers 1946 einsetzte. Der Terminus „noir“ leitet sich wahrscheinlich von der série noir ab, in der Marcel Duhamel die Romane zeitgenössischer amerikanischer Kriminalschriftsteller wie Dashiell Hammett, Raymond Chandler und James M. Cain aus der sogenannten hard-boiled school of fiction, der Schule der hartgesottenen Kriminalliteratur, veröffentlicht hatte. Barbara Steinbauer-Grötsch sucht nach einer Definition des film noir, zu denen Fritz Langs You Only Live Once (1937) und John Hustons The Maltese Falcon (1941) gehören, welche die desillusionierte Stimmung jener Zeit trafen. Zumeist handelte es sich um B-Movies. Mit Samuel Fullers The Crimson Kimono (1959) und Underworld U.S.A. (1961) kam das Ende des Genres. Steinbauer-Grötsch untersucht das Schicksal der Emigranten (Regisseure, Produzenten, Schauspieler, etc). Vor allem aber spürt sie den (deutschen) Wurzeln der Figuren und Motive nach, die der amerikanische film noir benutzt (Doppelgänger, Spiegel, Persönlichkeitsspaltungen, Rückblenden, etc.). Im Anhang befinden sich u.a. 300 Filme des Genres, alphabetisch geordnet, mit Angaben zu Regisseuren, Produzenten, Drehbuchautoren, Darstellern, etc. Einzig Kurzbiographien der deutschen Emigranten vermisst man in dem lesenswerten Band.
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Stephen Bogart: Mein Vater Humphrey Bogart. Taschenbuch, Econ, München, 1998, 328 S. – Filme von Humphrey Bogart auf DVD bei Amazon.de.
Jeffrey Meyers: Humphrey Bogart. Ein Leben in Hollywood. Gebundene Ausgabe, Henschel, Berlin, 1998, 413 S.
Die Spur des Falken. Bestellen bei Amazon.de.
Gangster in Key Largo. Bestellen bei Amazon.de.
Tote schlafen fest. Bestellen bei Amazon.de.
Barbara Steinbauer-Grötsch: Die lange Nacht der Schatten. Film noir und Filmexil. Taschenbuch, Bertz Verlag, Berlin, 2000, 255 S.