Master and Commander – Bis ans Ende der Welt

Dez 30, 2003 at 18:21 2410

Der Film von Regisseur Peter Weir mit Russell Crowe in der Hauptrolle. Filmkritik, DVD.

Master and Commander – Bis ans Ende der Welt (DVD bei Amazon.de) ist der neueste Film von Peter Weir. Der Australier hat nicht nur die Regie geführt, sondern firmiert zudem als Koproduzent und hat zusammen mit John Collee erst noch das Drehbuch geschrieben.

Der äusserst realistische Film basiert auf der Romanreihe des Iren Patrick O’Brian. Die Beschreibungen der fiktiven Hauptfiguren Captain Jack Aubrey (Russell Crowe) und Dr. Stephen Maturin (Paul Bettany) entstammen vor allem dem ersten Werk der Serie Master and Commander, die Handlung beruht allerdings auf der Basis mehrerer Romane, insbesondere dem zehnten Band mit dem Titel The Far Side of the World. Insgesamt hat O’Brian zwanzig Aubrey-Maturin-Romane verfasst. Eine Fortsetzung des Films, insbesondere angesichts des Endes, liegt geradezu in der Luft. Allerdings hat sich Hauptdarsteller Russell Crowe bisher noch nie auf so etwas eingelassen.

Master and Commander spielt im Jahr 1805, in der Zeit der Napoleonischen Kriege. Der britische Captain Jack Aubrey macht mit der HMS Surprise mit ihren 28 Kanonen und 197 Mann Besatzung an der Nordküste Brasiliens Jagd auf das französische Kaperschiff Acheron, um zu verhindern, dass dieses den Krieg in den Pazifik tragen kann. Aubreys Auftrag ist klar: „Es muss versenkt, gebrandschatzt oder als Prise aufgebracht werden.“

Das rund 140minütige Epos ist nicht etwa ein einziges Schlachtengemälde, sondern zeigt (neben einigen Kämpfen) vor allem das Alltagsleben auf See und die Probleme, die dieses mit sich bringt.

„Lucky“ Jack, wie der Captain genannt wird, verfolgt im Film die Franzosen von der Nordküste Brasiliens über Kap Horn bis zu den Galápagosinseln. Dabei wird die Freundschaft zwischen ihm (Russell Crowe) und dem Schiffsarzt (Paul Bettany) einige Male auf die Probe gestellt.

Jack Aubrey ist ein pflichtbewusster, dabei aber eigenwilliger Kapitän, der (fast) alles seinem Auftrag unterordnet. Er ist ein mit allen Wassern gewaschener Kriegsstratege, der ein hartes aber faires Regiment auf der HMS Surprise führt. Er ist gesellig, trinkt gerne und wird dabei schon mal laut und erzählt schlüpfrige Witze.

Dr. Stephen Maturin ist nicht nur Schiffsarzt, ein herausragender Chirurg, sondern als Wissenschaftler auf der Höhe seiner Zeit. Als passionierter Naturkundler stellt er sich zum Beispiel auf den Galápagosinseln die Frage nach der Abstammung der Tiere, die der reale Charles Darwin durch seinen Besuch dreissig Jahre später am selben Ort mit seiner Evolutionstheorie beantworten wird.

Eine tiefe Freundschaft verbindet die zwei. Hin und wieder ist ein hartes, offenes Wort unter Freunden nötig. Wortlos verstehen sie sich nicht zuletzt beim gemeinsamen Musizieren mit Geige (Aubrey) und Cello (Maturin).

Russell Crowe und Paul Bettany arbeiteten bereits in A Beautiful Mind zusammen. Damals spielte Bettany den imaginären Zimmergenossen des genialen, von Crowe dargestellten Mathematikers John Forbes Nash Jr.

Auf der Suche nach geeigneten Schauspielerin mit „alten“ Gesichtern“ für die knapp 130 Nebenrollen wurden Kopien von Gemälden und Zeichnungen der Zeit sowie vor allem ein Stapel von Fotografien von englischen Fischern aus den Jahren um 1840 von David Octavius Hill und Robert Adamson studiert. Judy Bouley castete dafür 7000 Aspiranten. Schliesslich wurden Leute aus Polen, Australien, Senegal und dem Sudan für den Film ausgewählt. Sie verleihen dem Film zusätzliche Authentizität.

Das ist überhaupt das Hauptstichwort von Master and Commander. Der Film überzeugt in allen Details (Kostüme, Kulissen). Als Schiff wurde die dreimastige HolzfregatteRose ausgewählt, die Peter Weir im Hafen von Rhode Island entdeckte. Dabei handelt es sich um eine im 20. Jahrhundert gebaute Kopie eines Schiffs der Royal Navy aus dem 18. Jahrhundert. Twentieth Century Fox erstand die Rose und schenkte das Schiff nach den Dreharbeiten einer wohltätigen Organisation, die sich mit Seefahrtsgeschichte beschäftigt.

Im Trockendock von San Diego wurde die Rose in die HMS Surprise verwandelt, um Aufnahmen auf hoher See zu machen. Diese wurden ergänzt durch Studioaufnahmen. Dafür wurde in vier Monaten eine zweite, 60 Tonnen schwere HMS Surprise gebaut. Sie wurde im 26,300 Quadratmeter grossen Becken auf dem Geländer der Fox Studios Baja in Mexico zu Wasser gelassen, in dem James Cameron Titanic (1997) gedreht hatte. In den Studios der Fox Baja waren weitere Sets untergebracht, die verschiedene Decks der HMS Surprise darstellen, darunter die Kapitänskajüte.

Die meisten Seeszenen zu Master and Commander entstanden also in einem riesigen Wassertank, was man dem Film eben so wenig ansieht wie die Spezialeffekte der neuseeländischen Firma Weta Workshop, die zuvor bei Lord of the Rings mitgewirkt hatte. Für die Sturmszenen wurden übrigens zusätzlich Originalaufnahmen eines echten Taifuns bei Kap Horn verwendet.

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Filmographie von Peter Weir (Drehbuch, Regie, Produktion)

Picnic at Hanging Rock (Picknick am Valentinstag), 1975.
The Last Wave (Die letzte Flut), 1977.
Gallipoli, 1981.
The Year of Living Dangerously (Ein Jahr in der Hölle), 1982.
Witness (Der Einzige Zeuge), 1985. DVD bestellen bei Amazon.de.
The Mosquito Coast, 1986.
Dead Poets Society (Der Club der toten Dichter), 1989. DVD bestellen bei Amazon.de.
Fearless, 1993.
The Truman Show (Die Truman Show), 1998. DVD bestellen bei Amazon.de.
Master and Commander: The Far Side of the World, 2003. DVD bestellen bei Amazon.de.