Paul Klee – Sonderklasse, unverkäuflich

Jul 25, 2015 at 14:21 471

Das Zentrum Paul Klee (ZPK) in Bern feiert 2015 sein 10jähriges Jubiläum. Es besitzt den Nachlass mit der Korrespondenz und dem letzten Atelier des Künstlers sowie mit über 4000 Werken die grösste Klee-Sammlung der Welt. Zudem ist es ein Begegnungs- und Kongresszentrum, weshalb der Selbstfinanzierungsgrad des ZPK grösser ist als bei „normalen“ Museen üblich. Das Gebäude stammt übrigens vom herausragenden Architekten Renzo Piano und bildet alleine schon eine Sehenswürdigkeit.

Paul Klee schuf für seine Arbeiten ein System mit acht Preiskategorien sowie eine darüber hinausgehende „Sonderklasse“ für Werke der höchsten Qualitätsstufe, die in der Regel als unverkäuflich galten.

Das Buch Paul Klee – Sonderklasse, unverkäuflich erschien leider erst nach der gleichnamigen Ausstellung im Zentrum Paul Klee. Auf 608 Seiten mit 784 farbigen sowie 104 s/w-Abbildungen vereint dieses schwergewichtige (4,5kg!) Werk über 300 Werke der „Sonderklasse“, welche von führenden Klee-Spezialisten systematisch analysiert wurden. Alle Werke werden in der reich bebilderten wissenschaftlichen Publikation präsentiert und umfassend dokumentiert.

Ausstellung und Katalog Paul Klee – Sonderklasse, unverkäuflich sind die Frucht der Zusammenarbeit des Museums der bildenden Künste Leipzig und des Berner Zentrums Paul Klee. Die Initiative ging von einem der führenden Klee-Forscher aus: Wolfgang Kersten. Er lehrt seit 1991 als Professor am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich. Finanziert von der Ernst von Siemens Kunststiftung konnten so die Werke der „Sonderklasse“ wissenschaftlich untersucht und das umfassende Buch dazu publiziert werden.

Wolfgang Kersten sowie die Klee-Spezialisten Osamu Okuda und Marie Kakinuma haben in achtzehnmonatiger Arbeit alle 297 Werke der „Sonderklasse“ systematisch untersucht. Hilfreich dabei war das Nachlassarchiv im ZPK mit seinen über 5000 Archivposten, die in den letzten drei Jahren vollständig aufgearbeitet worden waren. Ihr kommentierter Katalog der „Sonderklasse“-Werke bildet das Herzstück das vorliegenden Buches. Ein Muss für jeden Klee-Enthusiasten.

Das ZPK alleine besitzt fast 100 Werke der „Sonderklasse“. Sie wurden in der Ausstellung im ZPK bis Februar und danach bis Mai 2015 in Leipzig gezeigt, ergänzt durch weitere Leihgaben aus aller Welt.

Die letzten mit der Bezeichnung „Sonderklasse“ versehenen Werke aus dem Jahr 1933 stehen in Bezug zur politischen Situation in Deutschland. Die „Machtergreifung“ der Nazis und seine damit einhergehende, unfreiwillige Emigration in die Schweiz am Ende jenen Jahres führten dazu, dass Paul Klee vom internationalen Kunstmarkt abgeschnitten wurde. Daher gab es für ihn wohl keinen Grund mehr, Arbeiten mit dem Vermerk „Sonderklasse“ zu versehen und vom Verkauf auszuschliessen, so Peter Fischer und Hans-Werner Schmidt im Vorwort zum Katalog. Denn nun war Paul Klee sofort bereit, Werke – auch der zuvor unverkäuflichen „Sonderklasse“ – zu verkaufen, sobald sich eine Chance dazu bot.

In den drei noch zu Lebzeiten des Künstlers stattfindenden Retrospektiven 1935 und 1936 in Bern, Basel und Luzern waren „Sonderklasse“-Werke vertreten und wurden auch zum Verkauf angeboten, doch nur zwei oder drei diese Arbeiten fanden einen neuen Besitzer.

Dennoch sind bis heute rund 200 Werke der „Sonderklasse“ über die ganze Welt verstreut und nicht im Nachlass vorhanden. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die nach dem Tod der Künstlerwitwe Lily Klee in Bern gegründete Klee-Gesellschaft Arbeiten der „Sonderklasse“ zum Verkauf freigab. Stefan Frey ist in seinem Katalogessay dem Werdegang des Klee-Nachlasses und insbesondere dem Verbleib der „Sonderklasse“-Werke nachgegangen und konnte so fast alle Fragen zu deren Provenienz klären.

Nebenbei bemerkt: Als ich im Juni 2015 die herausragende Ausstellung Klee and Kandinsky im ZPK besuchte, führte mich danach meine Reise weiter an die Art Basel, die weltweit führende Kunstmesse. In der Ausgabe 2015 offerierte die kanadische Galerie Landau Fine Art das beste Angebot an Kunstwerken. Neben hervorragenden Arbeiten von Marino Marini und anderen waren ein teuerer Kandinsky sowie drei Werke von Paul Klee im Angebot. Als ich am folgenden Tag nochmals bei Landau Fine Art vorbeischaute, war Klees Parkbild bei Regen (1920, 123), 44x32cm, bereits verkauft. Mit anderen Worten, an der Art Basel hätte ich mir mit substantiell tieferen Taschen gleich meine eigene, kleine Ausstellung Klee und Kandinsky zusammenstellen können.

Das Buch / Der Katalog: Paul Klee – Sonderklasse, unverkäuflich. Wienand Verlag, 608 Seiten mit 784 farbigen sowie 104 s/w-Abbildungen. Das schwergewichtige (4,5kg!) Werk vereint Beiträge von führenden Klee-Spezialisten aus aller Welt. Es ist gleichzeitig der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Museum der bildenden Künste Leipzig und dem Zentrum Paul Klee in Bern. Das Buch bestellen bei Amazon.de.

Nebenbei bemerkt: Am 25. Juli 2015 stand bei Amazon.de dazu fehlerhaft, es handle sich um ein „Taschenbuch“. Bei 4,5kg handelt es sich um ein grossformatiges und eines der zur Zeit schwersten Bücher im Handel!

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Artikel vom 25. Juli 2015 um 14:21.