Das Boot (1981)

Jun 24, 2000 at 11:08 3038

Filmkritik des Films Das Boot

Das Boot gehört zu den allzu seltenen Höhepunkten im deutschen Filmschaffen der letzten Jahrzehnte. DVD bei Amazon.de

Dieses Werk erlaubte dem Regisseur Wolfgang Petersen den Sprung nach Hollywood, wo erOutbreak, In The Line Of FireAir Force One und andere Erfolgsstreifen drehte, die zwar oftmals viel Geld einbrachten, aber nie mehr an die erzählerische und psychologische Dichte von Das Boot heranreichten. Anders ausgedrückt: dieser Antikriegsfilm ist nach wie vor sein Meisterwerk, nicht zuletzt dank der Romanvorlage von Lothar-Günther Buchheim, die auf wahren Begebenheiten beruht, aber fiktive Charaktere verwendet. Auch Jürgen Prochnows (der Kapitän im Film) internationale Karriere hat hier ihren Ursprung. Der „Director’s Cut“ von Das Boot, eine von 149 auf 208 Minuten gestreckte Version, ist „moderner“, von Bild und Ton her gegenüber der ursprünglichen Kinoversion „verbessert“ oder „geschönt“ (je nach Geschmack). Die Fernsehfassung dauerte rund sechs Stunden.

Der Film beginnt im Herbst 1941 im von Deutschland besetzten französischen Hafen von La Rochelle. Hitler hoffte, mit seiner U-Boot-Flotte eine totale Handelsblockade um Grossbritannien legen und so den Feind aushungern zu können. Doch Deutschland erlitt bereits erste Rückschläge. Die britischen Frachter überquerten den Atlantik mit einer stärkeren Zerstörer-Begleitung, weshalb die deutsche U-Boot-Flotte immer schwerere Verluste hinnehmen musste. Trotzdem bestellte das Generalkommando weitere Schiffe mit immer jüngeren Besatzungen. Die Schlacht im Atlantik drehte sich gegen die Deutschen. Von über 40,000 Seeleuten (andere Quellen sprechen von knapp 50,000), die im Zweiten Weltkrieg auf deutschen U-Booten dienten, kehrten 30,000 nie zurück.

Betrunkene deutschen Matrosen kreuzen den Weg des Wagens des U-Boot-Kapitäns (Jürgen Prochnow) und des neuankommenden Kriegberichterstatters Leutnant Werner (Herbert Grönemeyer), die sich in ein Kabarett in La Rochelle begeben. Inwiefern die U-Boot-Besatzung, die sich dort weitgehend versammelt hat, repräsentativ für Hitlers Unterwasserkrieger war, bleibe dahingestellt. Nur ein klar überzeugter Nazi ist auf dem Boot im Film zu sehen, was politisch nicht korrekt ist und der romantischen Verklärung von Hitlers Unterwasserkriegern Nahrung geben könnte. Dabei ist das gezeichnete Bild alles andere als schwarz-weiss, aber insgesamt doch etwas zu positiv.

Die Mannschaft von „Kapitän“ Jürgen Prochnow umfasst höchst unterschiedliche, fein gezeichnete Charaktere, die mit ihren Ängsten im U-Boot-Krieg kämpfen. Überzeugte und weniger überzeugte Soldaten bekommen Zweifel am Oberkommando, dem Führer, der verfolgten Strategie und den eingesetzten Mitteln. Doch keinem kommt der Gedanke an ein Überlaufen zum Feind. Soziale, psychologische, private und andere Probleme machen den Männern den Kampf wie auch das einfache Zusammenleben schwer.

Nach vielen gemeinsam durchlittenen Abenteuern – darunter Feindkontakte, ein versenktes Schiff und eine heil überstandene Attacke beim Durchqueren der Strasse von Gibraltar – schafft es die Crew zurück in den scheinbar sicheren Heimathafen von La Rochelle, wo Teile der Mannschaft zum Schluss doch noch unerwartet einem Luftangriff zum Opfer fallen. Der Feind mag dich auf den Weltmeeren nicht kriegen, doch selbst zuhause bist du nicht mehr sicher – der Krieg ist endgültig verloren (am 26.6.2001 überarbeitet).

Der Film lebt von der zumeist beklemmenden Atmosphäre im U-Boot, die auf die Besatzung abfärbt. Die Geräusche unter Wasser, Ventile die Pfeifen, Metall das Quietscht, Töne von technischen Geräten und Motoren sowie Wasserbomben, die neben dem Boot explodieren, machen Das Boot zu einem beunruhigenden Erlebnis. Zum Erfolg tragen natürlich nicht zuletzt die hervorragenden Leistungen aller Darsteller bei, von Prochnow über Wennemann und Grönemeyer bis zu den Schauspielern in kleineren Nebenrollen.

The Director’s Cut (DVD 1997). Regie und Drehbuch: Wolfgang Petersen. Nach dem Roman von Lothar-Günther Buchheim. Mit Jürgen Prochnow (Kapitän), Herbert Grönemeyer (Marine-Kriegsberichterstatter Leutnant Werner), Klaus Wennemann (Chefingenieur), Marin Semmelrogge (2. Offizier), Hubertus Bengsch (1. Leutnant), Bern Tauber (Quartiermeister, Navigator), Martin May (Ullmann), Erwin Leder (Johann), Claude-Olivier Rudolph (Ario), Joachim Bernhard (Priester), Uwe Ochsenknecht (Bosun), Heinz Hönig (Hinrich), Ralph Richter (Fronsson), u.a.

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Neu im September 2006: Das Boot. Auf der Suche nach der Crew der U96. Buch aus dem Henschel Verlag, September 2006, 224 Seiten, ca. 200 Farb- und s/w-Abbildungen. Katalog zu den Ausstellungen im Deutschen Filminstitut/Deutschen Filmmuseum, Frankfurt am Main. Bestellen bei Amazon.de.