Der Autor und Journalist Alexander Kluy hat auf der Basis vieler, bisher unveröffentlichter Dokumente eine bemerkenswerte Biografie des satirischen Zeichners und Malers George Grosz (1893-1959) verfasst, dessen künstlerische Arbeit das halbe Jahrhundert von 1910 bis zu seinem Tod 1959 abdeckt.
Das Buch von Alexander Kluy, George Grosz. König ohne Land. Biografie (Amazon.de), umfasst rund 370 Seiten an lesenwertem Text sowie 100 Seiten mit Fussnoten, Bibliografie, Index und 24 Abbildungen ausgewählter Werke.
Alexander Kluy beschreibt George Grosz als den satirischen Zeichner, der unser Bild insbesondere der Weimarer Republik geprägt hat. Seine Kunst rege noch immer auf und sei in noch höherem Masse aufregend. Er sei ein Liebender und ein Hassender gewesen. Seine Biografie sei überreich an menschlichen Kontakten und Freundschaften, aber auch an grosser, ja niederschmetternder Einsamkeit mit kaum zu bändigenden Zweifeln und auslaugenden Niederlagen. Er sei zärtlich gewesen, sardonisch, witzig, gütig, karikierend, allegorisch, sensibel, prophetisch, einfühlsam und zugleich gallig, widerborstig, ungelenk, politisch engagiert, emotional verzweifelt, eigensinnig, regelrecht eigenwillig, bis zur Enttäuschung seiner selbst wie seiner Umgebung.
Laut Alexander Kluy ist das Leben von George Grosz eine Geschichte von Aufstieg und Fall, Ambitionen, Leidenschaft und Tragik, Ächtung und Vergessen sowie – gegen Lebensende immer längerer – Perioden von Ratlosigkeit und Chaos.
George Grosz war ein König ohne Land, der viel Ruhm und Ehre, aber nur wenig Geld erwarb. Zudem war er auch künstlerisch ein König ohne Land, denn als Zeichner war er so originell, dass er kaum kopiert werden konnte, und wenn, dann nur schlecht. Als Lehrer hinterliess er kaum Spuren und keine namhaften Schüler.
George Grosz war ein Revolutionär, de nicht mehr wertschätzte als elegante Anzüge, teure Hemden und seidene Krawatten, so sein Biograf. Wenn er Ja sagte, habe er meistens Nein gemeint. Er nahm nichts ernster als die Kunst und stufte sich gleichzeitig als Clown ein.
Der sich ab Herbst 1916 George Grosz nennende Künstler wird am 26. Juli 1893 in Berlin in der elterlichen Wohnung seiner evangelisch-lutherischen Familie als Georg Ehrenfried Gross geboren. Der Vater bewirtschaftete ein bayerisches Gasthaus. Maria, die Tochter eines Korbmachers, ist seine zweite Frau. Bald übernimmt der Vater ein Buchantiquariat, mit dem es rasch abwärts geht. 1898 zieht die Familie nach Stolp in Hinterpommern, wo der Vater eine Anstellung als Hausverwalter und dienender Bruder im Logenhaus der Freimaurer gefunden hat. Nach dem Tod des Vaters 1900 – wohl an den Folgen seiner Diabetes – zieht die Mutter mit ihren drei Kindern nochmals kurz nach Berlin in die Souterrainwohnung ihrer Schwester, um bereits 1902 nach Stolp zurückzukehren. Dort übernimmt sie die Stelle als Haushälterin, Hauswirtschafterin und Köchin im Offizierskasino der Blücherschen Husaren. Ab 1907 besucht Georg Grosz den sonntäglichen Zeichenunterricht, den ein Nachbar und Dekorationsmaler ausrichtet, der in dem Vierzehnjährigen ein Talent entdeckt. Bei einem Buchhändler darf er in der Kunstabteilung Zeichenblätter anschauen und kopiert ein Bild aus der Zeitschrift Gartenlaube. Die Kopie wird im Schaufenster des Buchhändlers ausgestellt und schliesslich für 4,85 Mark verkauft. Es ist das erste Honorar des zukünftigen Künstlers.
George Grosz stirbt am 6. Juli 1959 um 6 Uhr früh in seiner Wohnung in Berlin-Charlottenburg nach einem mit Freunden durchzechten Abend. Er kehrt nach Mitternacht alleine nach Hause und stürzt wohl die Treppe herunter. Ist es ein leichter Herzanfall? George Grosz bleibt verletzt am Boden liegen und erstickt langsam und qualvoll an seinem Erbrochenen. Er wird erst am frühen Morgen von einer Zeitungsausträgerin gefunden. Der Künstler wird in seine Wohnung hochgetragen und ein Arzt gerufen, der nur noch den Tod feststellen kann.
Dazwischen liegt eine Weltkarriere die George Grosz über Dresden und Berlin nach New York und dann – 1959 – wieder zurück nach Berlin führt. Alles nachzulesen im spannenden Buch von Alexander Kluy, das neben Bekanntem viel Neues dank erstmals ausgewerteten Quellen enthält.
Dieser Artikel beruht auf der Biografie von Alexander Kluy: George Grosz. König ohne Land. Biografie. DVA, Oktober 2017, 476 Seiten. Das Buch bestellen bei Amazon.de. Der Lesbarkeit wegen wurden Zitate nicht mit Gänsefüsschen versehen.
Artikel vom 18. Februar 2018 um 17:16 Berliner Zeit