Biographie, Biografie, Konzertkritik vom Montreux Jazz Festival
Was sich auf der Platte When I Look In Your Eyes vom Mai 1999 bereits angedeutet hat und zurecht mit einem Grammy belohnt worden ist, hat sich am 18. Juli am Montreux Jazz Festival voll und ganz bestätigt: Diana Krall ist zur Zeit die Jazzsängerin schlechthin.
Biografie von Diana Krall
Diana Krall stammt aus der Stadt Nanaimo in British Columbia (Kanada). Vater und Mutter spielten Klavier. Sonntags musizierte und sang die ganze Familie zusammen im Haus der Grossmutter. Diana Krall studierte bereits mit vier Jahren klassisches Klavier und spielte gleichzeitig Jazz in der Schulband, zusammen mit dem Bass-Lehrer Bryan Stovell. Mit 15 trat Diana erstmals mit in einem Restaurant in Nanaimo auf – an drei Abenden pro Woche. Dank einem Vancouver Jazz Festival Stipendium konnte sie 1981 für 18 Monate am berühmten Berklee College of Music in Boston studieren. Zurück in British Columbia freundete sie sich mit Jeff Hamilton und dem Bassisten Ray Brown an, die sie ermunterten, nach Los Angeles zu gehen, was sie denn auch dank einem Darlehen des Canadian Arts Councils tat und beim Pianisten Jimmy Rowles studierte. Zusammen mit Jeff Hamilton, dem Bassisten John Clayton und der Unterstützung von Ray Brown nahm Diana Krall ihr Debütalbum Stepping Out auf. 1984 kehrte sie nach Kanada zurück und studierte in Toronto beim Bassisten-Pianisten Don Thompson. 1990 ging sie nach New York, trat aber zumeist in Boston in einem Trio mit Bassist Whit Browne und Schlagzeuger Klaus Suonsaari auf.
Als ihre Vorbilder bezeichnet Diana Krall Carmen McRae und vor allem Nat Cole, die ebenfalls sowohl Sänger als auch Pianisten waren. Bei ihrem Vater hörte sie Fats Waller und später wurde sie von Sting, R&B und Ahmad Jamal beeinflusst. Diana Krall arbeitete kontinuierlich weiter an sich und hat dadurch seit Mitte der 1990er Jahre eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht. Ihre Alben Only Trust Your Heart (1995) und All For You (im Oktober 1995 in New York City aufgenommen), eine Hommage an das Nat King Cole Trio der Jahre 1943 bis 1951, waren Aufnahmen eines vielversprechenden und ausdrucksstarken Talents mit einer eigenständigen Persönlichkeit. All For Youbrachte ihr den Durchbruch und hielt sich über ein Jahr lang in den Top Ten von Billboards Traditional Jazz Charts. Im Januar 1997 wurde sie für einen Grammy in der Kategorie Best Jazz Vocal Performance nominiert.
Diana Krall: Turn Up The Quiet photoshot. Die CD bestellen bei Amazon.de und bei Amazon.com. Photo © Robert Maxwell / Universal Music.
Love Scenes aus dem Jahr 1997 enthält hervorragende Balladen wie I Miss You (Jimmy Henderson, Bertha Scott und Sid Robin 1939) und They Can’t Take That Away from Me (Ira und George Gershwin 1936). Hin und wieder fehlt es ihr noch etwas an Ausdruck, so in Peel Me a Grape (Dave Frishberg 1962) oder in All or Nothing at All (Jack Lawrence und Arthur Altman 1939). Trotzdem ist Love Scenes ein beeindruckendes Album. Ihre unverkennbare Stimme brachte sie zwar noch nicht durchgehend und voll zur Geltung, doch My Love Is (Billy Miles 1960) sang sie bereits in ihrem unvergleichlichen heutigen Stil. Ihr neuestes Album, When I Look In Your Eyes (1999), brachte ihr im Jahr 2000 völlig verdient einen Grammy ein.
Konzert am Montreux Jazz Festival
Im ausverkauften Auditorium Stravinsky in Montreux präsentierte sich eine reife Pianistin und Sängerin mit einer subtil modulierenden rauchigen Stimme, begleitet vom Bassisten Ben Wolfe, dem Schlagzeuger Rodney Green sowie dem Gitarristen Dan Faehnle, der neben Krall für die musikalischen Highlights sorgte. Später sollte sich noch ein special guest dazugesellen. Das Quartett bot Standards, die jeder schon unzählige Male gehört hat, doch die frische der Interpretation sowie die Perfektion, mit der sie vorgetragen wurden, beeindruckten.
Diana Krall begann das Konzert mit East of the Sun (West of the Moon), das sie bereits auf Only Trust Your Heart (1995) sowie auf When I Look in Your Eyes (1999) eingespielt hat. Der Gitarrist kämpfte mit technischen Problemen und die Stimme der Sängerin entfaltete noch nicht vollständig ihren unwiderstehlichen Charme. Doch schon in All or Nothing at All, das sie 1997 für ihr Album Love Scenes aufgenommen hatte, verzauberte Diana Krall den Saal mit ihrem rauchig-verruchten (Sprech-) Gesang, den sie gegen den starken Rhythmus des Basses setzte, und der Gitarrist überzeugte mit einer Einlage. Diana Kralls Worte „if I fell under the spell of your call“ waren im Konditional gesungen, das Publikum (und mit ihm der Rezensent) jedoch war ihr bereits uneingeschränkt verfallen.
Let’s Fall in Love, ebenfalls auf When I Look in Your Eyes zu finden, war eingängig, ohne plump zu wirken. Piano und Gitarre bewegten sich auf der selben Ebene, während dem Schlagzeug und Bass – wie während dem Rest des Konzertes – nur der Unterstützung dienten und keine eigenständige Rolle spielten. Cole Porters Ballade I’ve Got You Under My Skin folgte. Wie Diana Krall ihre Worte deutlich artikulierte, wie sie die Inhalte der Songs vermittelte, wie sie ausdrucksstark, eigenständig und unter die Haut gehend sang: sensationell. Sie ist die First Lady des Jazz. Doch in diesem Stil folgten nur noch Devil May Care (auch auf ihrem letzten Album zu finden) sowie A Case Of You.
Diana Krall: Turn Up The Quiet photoshot. Photo © Robert Maxwell / Universal Music.
Nach nur sechs Songs gesellte sich der special guest und achtfache Grammy-Gewinner George Benson zu Diana Krall und veränderte die Natur des Konzerts. Mit Horace Silvers Juicy Lucy begann ein anderer Sound – derjenige von George Benson und seiner Gitarre – zu dominieren. Ich bin zwar ein Fan des Amerikaners, doch war die Zerstörung der von Diana Krall aufgebauten Stimmung zu brutal, ja geradezu kriminell, zumal George Benson später am Abend zu seinem eigenen Auftritt kommen sollte. Lost Mindvon Percy Mayfield, eine zweite Version von East of the Sun (West of the Moon) sowie SKJ von Michael Jackson waren keinesfalls schlecht, doch die Magie und die Intensität der ersten sechs Stücke erreichten sie nicht. Die einfacher gestrickten Blues-, R&B-, Soul- und Pop-Nummern begeisterten zwar das Publikum, doch von hohem künstlerischen Anspruch konnte keine Rede mehr sein.
Das Jazz Festival Montreux erlaubt oft unerwartete und ungewöhnliche Begegnungen von Künstlern, die nie mehr zusammen auf der Bühne stehen werden. Manchmal entstehen daraus Sternstunden. Bei Diana Krall und George Benson missglückte das Experiment zwar nicht, doch fügte sich der special guest nicht in den Sound der kanadischen Sängerin ein, sondern diese passte sich ihrem Gast an.
Zum Abschluss ihres Konzertes versöhnte Diana Krall mit einer Solozugabe in ihrem unnachahmlichen Stil, auf einem Niveau, das zuvor lediglich Ella Fitzgerald erreicht hat. Bei I Fall In Love To Easily schien sie aus tiefstem Herzen zu singen und brachte die Magie zurück ins Auditorium Stravinsky. Nach jahrelanger harter Arbeit an sich selbst hat Diana Krall den Jazz-Olymp erreicht. Wohin wird sie die Musik in den nächsten Jahren noch führen? Ist dies der Höhepunkt? Eine Steigerung scheint fast unmöglich. „Zum Augenblicke dürft ich sagen: Verweile doch, du bist so schön!“ (Goethe in Faust II).
Das Debut-Album von Diana Krall: Stepping Out (re-released in 2000). Die CD bestellen bei Amazon.fr, Amazon.com, Amazon.co.uk.
Diana Krall: Only Trust Your Heart. (1995). CD bestellen bei Amazon.com, Amazon.de.
Diana Krall: Love Scenes (1997). Bestellen bei Amazon.com, Amazon.co.uk, Amazon.fr, Amazon.de.
Hinzugefügt im November 2004: Diana Krall – Live at the Montréal Jazz Festival. DVD bestellen bei Amazon.de, Amazon.com.
Neu im September 2007: The Very Best of Diana Krall. Eine CD mit einigen ihrer besten Songs. Unter den 15 Stücken sind drei bisher unveröffentlichte Aufnahmen (“You Got To My Head” und “Only The Lonely” stammen von der Aufnahmesession zu The Look of Love, wurden damals aber nicht veröffentlicht; der Tom Waits Standard “The Heart Of Saturday Night” wurde ausserhalb der USA nie kommerziell veröffentlicht). Mein Rezensionsexemplar ist eine Deluxe Edition mit 9 Songs zusätzlich auf DVD. Zu empfehlen für alle, die Diana Krall, die aufregendste Sängerin und Pianistin unserer Tage, noch nicht kennen, sowie für Fans, die nie genug kriegen können. Bestellen Sie die CD The Very Best of Diana Krall bei Amazon.de, Amazon.com, Amazon.co.uk, Amazon.fr.
Hinzugefügt am 28. September 2006: Diana Krall: From This Moment On. Verve, September 2006. CD bestellen bei Amazon.de, Amazon.com, Amazon.co.uk, Amazon.fr. Ja, das ist die Diana Krall, die wir lieben! Acht der elf swingenden Big Band-Standards hat die Kanadierin mit dem Clayton-Hamilton Jazz Orchestra aufgenommen. Was auf From This Moment On so einfach klingt, ist raffinierter als man zuerst denkt. Gute Unterhaltung auf gewohnt bemerkenswertem Niveau. Das gilt auch für die anderen drei Songs, die mit einem Quartett bestehend aus Diana Krall, John Clayton, Jeff Hamilton und Anthony Wilson aufgenommen wurden. Nur so nebenbei: Anfang Dezember erwarten Diana Krall und Elvis Costella Nachwuchs im Doppelpack (Zwillinge).Hinzugefügt am 4. Dezember 2005: Diana Krall: Christmas Songs. Verve, November 1, 2005. Leider ihr schwächstes Album bisher. Die Weihnachts-CD bestellen bei Amazon.com, Amazon.de, Amazon.co.uk, Amazon.fr.
Diana Krall: All For You (1996). Album bestellen bei Amazon.com, Amazon.co.uk, Amazon.de.
Diana Krall: When I Look In Your Eyes. (1999). Album bestellen bei Amazon.com, Amazon.co.uk, Amazon.fr, Amazon.de.
Diana Krall: The Look of Love. Verve, September 2001. CD bestellen bei Amazon.com, Amazon.co.uk, Amazon.de, Amazon.fr.
Diana Krall: Live in Paris. Universal, 2002. Album bestellen bei Amazon.de, Amazon.fr, Amazon.com.
Diana Krall: The Girl in the Other Room. Verve, April 2004. CD bestellen bei Amazon.de, Amazon.com, Amazon.co.uk, Amazon Canada, Amazon.fr.
Hinzugefügt 2017: Diana Krall: Turn Up The Quiet. Die CD bestellen bei Amazon.de und bei Amazon.com.
Diana Krall: This Dream of You. Photo Copyright: Mary McCartney. Foto hinzugefügt am 12. Juli 2024 um 20:27.