Der Protektionismus in den USA hat eine lange Geschichte. Schaut man zurück ins 19. Jahrhundert, so stellt man fest, dass die Republikaner im Norden stark waren und sich gegen Sklaverei, aber gleichzeitig für protektionistische Massnahmen zum Schutz der vor allem im Norden verankerten Industrie eingesetzt haben. Die Demokraten hingegen waren im Süden die führende Partei. Die Landwirtschaft dort lebte von Sklavenarbeit, aber gleichzeitig waren die Südstaaten für Freihandel, da sie Produkte wie Baumwolle exportierten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Maschinen für die Landwirtschaft auf Grund protektionistischer Massnahmen zu teuer. Es war die Zeit der Mechanisierung der Landwirtschaft. Zudem behinderten Zölle die landwirtschaftlichen Exporte des Südens. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Woodrow Wilson, der aus dem Süden stammte, setzte sich daher im Wahlkampf 1913 für tiefere Zölle ein und setzte diese mit dem Revenue Act von 1913 auch durch. So wurden Zölle von 40% auf 25% gesenkt.
Doch dann kamen die Republikaner wieder an die Macht. Präsident Warren G. Harding und seine republikanische Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus traten für höhere Zölle ein. 1922 folgten der Fordney-McCumber Tariff Act. Der Protektionismus wirkte sich zu Beginn in den „Roaring Twenties“ noch nicht katastrophal aus, doch nach dem Börsenkrach von 1929 und der darauffolgenden Weltwirtschaftskrise um so mehr. Inbesondere wurde die Hochzollpolitik von zwei Republikanern, dem Senator Reed Smoot und dem Mitglied des Repräsentantenhauses Willis C. Hawley, mit dem Smoot-Hawley Tariff Act von 1930 auf die Spitze getrieben. Die Zölle kletterten auf Rekordniveau.
Der Republikanische Präsident Hoover erkannte spät, aber immerhin, dass noch höhere Zölle keine gute Idee waren. Doch seine Parlamentarier folgten ihm nicht. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Roosevelt und sein späterer Aussenminister Cordell Hull kämpften dagegen an. Als FDR 1933 als Präsident an die Macht kam und Freihändler Cordell Hull für 11 Jahre sein Aussenminister wurde, setzte zwar ein Umdenken ein, doch das Kind war längst in den Brunnen gefallen. Die Europäer hatten protektionistische Gegenmassnahmen ergriffen. Der Welthandel war bereits schwer getroffen worden. Trotz einiger bilateraler Freihandelsabkommen blieben die Zölle unter Roosevelt hoch. Hinzu kamen noch hohe Steuern. Die US-Wirtschaft konnte sich so nicht erholen.
Der Durchbruch in Richtung mehr Freihandel kam erst 1947 mit dem General Agreement on Tariffs and Trade (GATT), dem Vorläufer der World Trade Organization (WTO). Das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen trat am 1. Januar 1948 in Kraft und half, bis heute Zölle und andere Handelshemmnisse weltweit abzubauen, was dem Welthandel und der Weltwirtschaft enormen Schub verlieh.
Es gab auch schon vor Präsident Trump Rückschläge, insbesondere in den 1980er Jahren unter Präsident Reagan, der die US-Autoindustrie vor der japanischen Konkurrenz schützen wollte. Das Resultat waren noch weniger konkurrenzfähige US-Autohersteller und um so kompetitivere Japaner (und Europäer).
Protektionismus schadet nicht nur der Weltwirtschaft, sondern nicht zuletzt jenem Land, das Zölle erhebt. Die „geschützten“ Industrien und anderen Wirtschaftszweige werden zwar kurzfristig vor ausländischer Konkurrenz geschützt, verlieren jedoch mittel- und langfristig an Konkurrenzfähigkeit. Zudem bezahlen die Konsumenten in jenem Land, das die Zölle erhebt, einen Teil der Zeche über höhere Preise, seien es jene der importierten Güter oder jene der mittel- bis langfristig teueren und weniger guten inländischen Produkte.
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