Gianluigi Nuzzi, Claudio Antonelli: Metastasen. Ein Kronzeuge der ’Nrdangheta enthüllt die Geheimnisse des grössten Familienunternehmens der Welt. Ecowin Verlag, 2011, 279 Seiten.
Metastasen (Amazon.de): In Italien wirken verschiedene Mafia-Organisationen. Die ‚Ndranghta gilt mit einem Jahresumsatz von – je nach Schäztung – €40 Milliarden bis €60 Milliarden als mächtigste Vereinigung des organisierten Verbrechens in Europa. Im Kokainhandel wird sie als führend bezeichnet.
Das Buch Metastasen beruht auf Gesprächen mit dem italienischen Kronzeugen Giuseppe Di Bella, der als Jugendfreund und langjähriger Vertrauter des ‚Ndranghta-Bosses Franco Coco Trovato auspackte.
Franco Coco Trovato gehört zu den historischen Bossen der Organisation. Der kalabresische Pate hat Norditalien „von der Lombardei bis zum Veneto mit Blut kolonialisiert“. Die Aussagen des Kronzeugen Giuseppe Di Bella zeigen, „wie es der ‚Ndranghta gelungen ist, sich in Politik, Verwaltung, Arbeitswelt und Gesellschaft zu verwurzeln.“
Warum ausgerechnet die hanebüchene Aussage, der Tod Versaces sei inszeniert gewesen, als er angeblich in Miami ermordet worden sei, sei er in Zürich gewesen, in die Zitate zu Beginn aufgenommen wurde, bleibt unverständlich. Elvis lebt?! Immerhin wird dann im entsprechenden Kapitel relativiert, dies lasse sich wohl nur schwer durch Fakten stützen, der Mord scheine das plausibelste Szenario zu sein. Das ist die Untertreibung des Jahres. Im Versace-Kapitel geht es denn auch vor allem darum, dass Giuseppe Di Bella auch angibt, er sei beauftragt worden, die nach Italien überführte Asche des Modemachers zu stehlen. Giuseppe Di Bella berichtet, Franco Coco Trovatore habe einen Modespleen gehabt. Gianni Versace stammte wie der Pate aus Kalabrien. Doch kennengelernt hätten sie sich wohl Anfang der Achtzigerjahre in Mailand. Die Freundschaft sei allmählich immer enger geworden. Versace habe in seinem Unternehmen Geld der ‚Ndranghta gewaschen. Riesige Summen seien regelmässig in die Schweiz gebracht worden. Di Bella und die Autoren spekulieren daher, weshalb der Modemacher 1997 in Miami umgebracht wurde und weshalb seine Urne gestohlen werden sollte. Die Versace-Familie dementierte klar, sie habe nie Geld gewaschen und sei in keiner Form am Drogenhandel beteiligt.
Giuseppe Di Bella beschuldigt sich und andere Mitglieder der ‚Ndranghta in Metastasenvieler neuer Delikte. Das verleiht seinen Aussagen laut den Autoren Glaubwürdigkeit. Der Kronzeuge hat sich nicht um die Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm bemüht, weshalb er ein hohes Risiko eingeht.
Neben den vielen Aussagen von Giuseppe Di Bella, die von den Journalisten Gianluigi Nuzzi und Claudio Antonelli niedergeschrieben wurden, enthält das Buch Metastasen ein Kapitel des Spiegelredakteurs Andreas Ulrich. Auf den Seiten 237 bis 278 zeigt er nicht nur, wie sich die ‚Ndranghta seit Jahren unbehelligt in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgebreitet hat, sondern auch, wie die Organisation, die als grösstes Familienunternehmen der Welt bezeichnet wird, organisiert ist und funktioniert. Zum besseren Verständnis hätte dieses Kapitel an den Beginn gestellt werden sollen bzw. der Leser sollte einfach zuerst das spannende Kapitel von Andreas Ulrich lesen, das auch einige Angaben zur Geschichte der kalabresischen Mafia enthält und ihre „sieben Gesetze“ erläutert.
Gianluigi Nuzzi, Claudio Antonelli: Metastasen. Ein Kronzeuge der ’Nrdangheta enthüllt die Geheimnisse des grössten Familienunternehmens der Welt. Ecowin Verlag, 2011, 279 Seiten. Buch bestellen bei Amazon.de. Alle Aktionen bei Amazon.de.