Félix Vallotton. Der Schönheit ein Denkmal setzen

Okt. 12, 2025 at 21:08 74

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe 2025 | Année Vallotton, mit der das Musée Cantonal des Beaux-Arts Lausanne und die Fondation Félix Vallotton den 160. Geburtstag und den 100. Todestag des Malers, Zeichners, Grafikers, Illustrators, Bildhauers, Kunstkritikers und Schriftstellers Félix Vallotton (1865–1925) schweizweit mit Ausstellungen, Publikationen und Anlässen ehrt, zeigte das Museo Castello San Materno – Fondazione per la cultura Kurt e Barbara Alten, Ascona, vom 11. Mai bis am 7. September 2025 das vielfältige Werk des schweizerisch-französischen Künstlers.

In Ascona lag der Schwerpunkt auf Gemälden, Zeichnungen und Grafiken – vor allem Landschaften, Stillleben und Aktdarstellungen. Sie stammen aus einer Schweizer Privatsammlung, die in der Regel der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Die Werke aus der Privatsammlung wurden durch Leihgaben aus dem Kunst Museum Winterthur ergänzt, das den Künstler ebenfalls in einer Ausstellung geehrt hatte.

In Ascona waren so exemplarische Werke aus den Jugendjahren (1880–92), der Nabis-Periode (1893–1900), der Übergangsphase (1901–08) sowie der Zeit seiner Reife (1909–25) zu bewundern. Der Kurator Harald Fiebig betont, das Félix Vallotton wie kein anderer den Holzschnitt beherrschte. Seine Meisterschaft in dieser grafischen Technik wurde in Ascona durch beispielhafte Zyklen wie die Bergserie (1892), in der der Einfluss des japanischen Farbholzschnitts am deutlichsten zu erkennen ist, sowie in Paris intense (1893/94), Intimités (1897/98), L’Exposition universelle (1900/01) und C’est la Guerre (1915/16) dokumentiert.

Der Untertitel von Ausstellung und Katalog in Ascona leitet sich aus einer Aussage von Alexander Kanoldt, einem deutschen Vertreter der Neuen Sachlichkeit, aus dem Jahr 1931 ab: „Félix Vallotton hat der Schönheit […] mit seiner Kunst ein ewiges Denkmal gesetzt. Wer Augen hat zu sehen, der sehe!“

Der zweisprachige (deutsch und italienisch) Katalog, herausgegeben von Harald Fiebig und Ilse Ruch: Félix Vallotton. Un monumento alla bellezza – Der Schönheit ein Denkmal setzen. Wienand Verlag, 2025, 176 Seiten mit 102 farbigen Abbildungen, 25,5 cm x 21,0 cm, Hardcover mit Glattschnitt. ISBN 978-3-86832-820-2. Cookies akzeptieren – wir erhalten eine Kommission bei unverändertem Preis – und den Katalog bestellen bei Amazon.de.

Im Katalog finden sich neben 102 farbigen Abbildungen unter anderem Beiträge zum malerischen Werk von Félix Vallotton (Barbara Martin) sowie zu seiner Grafik (Harald Fiebig). Daneben hat der Kurator Harald Fiebig ein ausführliches Gespräch mit der kunstbegeisterten „ungenannte Sammlerin“ geführt und eine Biografie verfasst. Da im Winterthurer Katalog eine solche fehlte, hier nun eine Biografie beruhend auf den Angaben von Harald Fiebig.

Biografie von Félix Vallotton

Am 28. Dezember 1865 wird Félix Edouard Vallotton als zweiter Sohn des Drogisten Adrien François Armand Vallotton (1839–1927) und dessen aus einer Handwerkerfamilie stammenden Frau Emma, geb. Louise Roseng (1839–1927), in Lausanne geboren. Im Jahr zuvor kam sein Bruder Paul (1864–1936) zur Welt und 1867 folgt seine Schwester Hélène (1867–1961).

In Lausanne besucht Félix das Gymnasium Collège cantonal, wo schon früh sein zeichnerisches Talent entdeckt und gefördert wird. In seiner Freizeit besucht er das Musée Arlaud, wo er sich besonders für die Schweizer Genre- und Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts wie Charles Gleyre (1806–1874), Alexandre Calame (1810–1864) und Albert Anker (1831–1910) interessiert.

Mit gerade einmal 16 Jahren siedelt Félix Vallotton Anfang 1882 nach Paris über, wo er ein Studium an der privaten Kunstschule Académie Julian beginnt. Dazu notiert er: „Am Tage arbeite ich nach Gipsen, aber bald werde ich nach der Natur anfangen; wir sind fast neunzig in einem Zimmer, das ein wenig grösser als unser Salon ist. Du kannst dir vorstellen, wie wohl man sich da fühlt. Mein Professor ist zufrieden mit mir, aber ich bin es nicht, und das macht mich traurig.“

Vallottons Lehrer sind der französische Salonmaler Gustave Boulanger (1824–1888) und der Porträt- und Aktmaler Jules-Joseph Lefebvre (1836–1912). Während der Studienzeit werden der Maler und Grafiker Charles Maurin (1856–1914), der angehende polnische Zeichner und Grafiker Félix Jasinski (1862–1901) sowie Félix Vallotton enge Freunde.

Im März 1883 besteht Vallotton die Aufnahmeprüfung der Pariser École Nationale des Beaux-Arts, beschliesst jedoch, sein Studium an der Académie Julian fortzusetzen.

1885 stellt er erstmals im Pariser Palais des Champs-Elysées im Rahmen des Salon des Artistes Français aus. Zudem beschickt er von da an die turnusmässigen Ausstellungen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene in der Schweiz.

Mit seinem Livre de raison (Buch der Vernunft) beginnt er eine Art Werkverzeichnis, in dem er all seine Gemälde auflistet. Für sein 1885 im Pariser Salon ausgestelltes Autoportrait à l’âge de vingt ans (Selbstbildnis als Zwanzigjähriger) erhält er eine ehrenvolle Erwähnung (mention honorable).

Da es seinen Eltern nicht möglich, ihn weiterhin finanziell zu unterstützen, versucht Félix Vallotton ab zirka 1888 mit Porträtaufträgen von Verwandten und Freunden, Kopien nach Alten Meistern und dem Anfertigen von Reproduktionsgrafiken nach Gemälden für Kataloge und Zeitschriften seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Vallotton wendet sich der Landschaftsmalerei zu und findet seine Motive unter anderem während seiner Sommeraufenthalte in der Schweiz rund um den Genfersee, wohin er bis ins Jahr 1900 regelmässig reist.

1889 lernt Félix Vallotton die Arbeiterin Hélène Châtenay (gest. 1910) kennen, die sein Modell und für zehn Jahre seine Lebensgefährtin wird.

1890 besucht er in der École Nationale des Beaux-Arts in Paris die gross angelegte Exposition de la gravure japonaise, in der mehr als 700 japanische Farbholzschnitte zu sehen sind. Innerhalb kurzer Zeit entwickelt Vallotton – beeinflusst vom japanischen Holz­schnitt – seine ganz eigene Ausdrucksform, die von einem innovativen Umgang mit der Linie sowie dem ebenso souveränen wie ungewöhnlichen Einsatz von Fläche und Schwarz-Weiss-Kontrasten geprägt ist. Schon zu Lebzeiten wird er als der grosse Er­neurer des Holzschnitts gepriesen, so vom deutschen Kunsthisto­riker Julius Meier-Graefe.

Im September 1890 unternimmt er zusammen mit seiner Tante Mathilde Vallotton-Parmelin (1863–1919), die ihn einlädt, eine erste ausgedehnte Reise nach Berlin, Prag, Wien, Triest und Venedig.

Seinen Lebensunterhalt sichert sich Félix Vallotton zudem als Restaurator für die Pariser Maler und Kunsthändler Jules Haro (1855–1892) und Henri Haro (1855–1911). In den Jahren 1890–97 verfasst er zudem Kunst- und Ausstellungskritiken für die Westschweizer Tageszeitung Gazette de Lausanne.

1891 nimmt er erstmalig mit einigen Holzschnitten am Pariser Salon des Indépendants teil, der 1884 als Gegenentwurf zum offiziellen Pariser Salon ins Leben gerufen worden war, um Künstlern eine juryfreie Ausstellungsgelegenheit zu ermöglichen.

Am 20. Februar 1892 erscheint in der Zeitschrift L’Art et l’Idée der ausführliche Artikel „La Renaisssance de la gravure surbois. Un néo-xylographe: M. Félix Vallotton“ (Die Renaissance des Holzschnitts. Ein neuer Holzschneider: M.Félix Vallotton) von Octave Uzanne (1851–1931).

Ebenfalls 1892 nimmt Vallotton mit zwölf Holzschnitten am ersten Salon de la Rose + Croix teil. Kritiker und Künstlerkollegen geben ihm soviel Zuspruch, dass er sich in den folgenden Jahren intensiv mit dieser grafischen Technik auseinanderzusetzt. Er fertigt die Druckstöcke für seine sechs Blatt umfassende Bergserie an, die allerdings erst im Jahr 1909 in der Schweiz in einer Auflage von 30 Exemplaren gedruckt, von denen eines in Ascona zu bewundern war.

1892 schliesst sich Vallotton der Künstlergruppe Les Nabis (deutsch: Propheten, Erleuchtete) an, die nicht die Welt naturgetreu abbilden, sondern diese vielmehr durch dekorative und flächige Formen künstlerisch transformieren wollen.

Zu den Nabis gehören Künstler wie Pierre Bonnard (1867–1947), Maurice Denis (1870–1943) und Paul Sérusier (1864–1927). Vor allem mit Édouard Vuillard (1868–1940) verbindet ihn eine enge Freundschaft.

Ab 1893 nimmt Vallotton an den Ausstellungen der Gruppe teil. Von den Mitgliedern der Nabis erhält der zurückhaltende und wortkarge Künstler den Namen Le Nabi étranger (Der fremde Nabi).

1893 stellt Vallotton im Salon des Indépendants unter anderem sein grossformatiges Gemälde Le bain au soir d’été (Bad an einem Sommerabend). Kunstkritiker und Besucher begegnen dem Werk mit Unverständnis und Ablehnung.

1894 erscheint beim Pariser Verleger L. Joly seine sieben Blatt umfassende Grafikserie Paris intense (Paris intensiv).

Ebenfalls ab 1894 beginnt Vallotton die Arbeit für verschiedene Kunst-, Literatur-und Satirezeitschriften wie die französischen Le Rire, Le Courrier français und La revue blanche sowie die amerikanische The Chap-Book, die englische The Studio und deutsche Zeitschriften wie PAN, Jugend und Die Insel.

Bereits 1896 kauft das Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne sein Autoportrait à l’âge de vingt ans (Selbstbildnis als Zwanzigjähriger). Es ist das erste Gemälde Vallottons, das in eine öffentliche Sammlung gelangt.

Ab 1896 illustriert Vallotton literarische Werke unter anderem des französischen Schriftstellers und Journalisten Jules Renard (1864–1910) und des deutschen Schriftstellers und Journalisten Otto Julius Bierbaum (1865–1910).

1897 besucht Vallotton im Kunstmuseum Basel eine Ausstellung mit Werken des Renaissancemalers Hans Holbein des Jüngeren (um 1497/98–1543), die ihn stark beeindruckt.

In den Jahren 1897 und 1898 beschäftigt er sich mit der Holzschnittserie Intimités (Innigkeit), die 1898 im Verlag Revue blanche erscheint.

1898 verfasst der bedeutende deutsche Kunsthistoriker und Schriftsteller Julius Meier-Graefe eine erste) Monografie des Künstlers unter dem Titel Félix Vallotton. Biographie des Kuenstlers nebst dem wichtigsten Teil seines bisher publicierten Werkes & einer Anzahl unedierter Originalplatten. Biographie de cet artiste avec la partie la plus importante de son œuvre éditée et différentes gravures originales & nouvelles, die sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch in Berlin bzw. Paris erscheint.

Am 10. Mai 1899 heiratet Vallotton die verwitwete und vermögende Gabrielle Rodrigues-Henriques (1863–1932), die er einige Jahre zuvor kennengelernt hat. Die aus der einflussreichen Pariser Kunsthändlerfamilie Bernheim-Jeune stammende Frau bringt drei Kinder mit in die Ehe. Von der Beziehung erhofft sich der Künstler unter anderem einen Karriereschub. Nun wendet er sich der Ölmalerei wieder ver­stärkt zu.

Im Jahr 1900 nimmt Félix Vallotton die französische Staatsbürgerschaft an. Seinem Bruder hatte er in einem Brief bereits zwei Jahre zuvor diesen Schritt angekündigt. So will er Klarheit schaffen, den in seinem jetzigen Stand (1898) fühlt er sich „zu sehr der Willkür von allem und jedem ausgesetzt und ohne mögliche Unterstützung. Das lähmt mich auch im Hinblick auf meine Vorhaben, und der ,Ausländer‘-Status fängt an beengend zu werden.“

Im Jahr 1900 schreibt Vallotton zudem seinen ersten Roman Les Soupirs de Cyprien Morus (Die Seufzer des Cyprien Morus), der allerdings erst 44 Jahre später posthum erscheint. Darüber hinaus wendet er sich verstärkt erneut der Malerei zu.

1901 erscheint seine sechs Blatt umfassende Holzschnittserie L’Exposition universelle (Die Weltausstellung), die in der Zeitschrift Die Insel abgedruckt wird.

1903 gehört Félix Vallotton zu den Gründungsmitgliedern des Pariser Salon d’Automne, an dem er von nun regelmässig jährlich Werke ausstellt. Der französische Staat erwirbt im Herbstsalon sein Gemälde Femme se coiffant (Sich frisierende Frau) aus dem Jahr 1900.

Ab 1903 stellt Vallotton regelmässig international aus. So nimmt er unter anderem an den Sezessions-Ausstellungen in Berlin (ab 1900), Wien (1903) und München (ab 1905) teil, stellt auf der Biennale von Venedig (1905) und in Rom (1909) aus.

1904 wendet sich Vallotton kurzzeitig der Bildhauerei zu. Es entstehen sechs Kleinplastiken, wovon Jeunesse (Jugend), Jeune mère (Junge Mutter), Femme retenant sa chemise (Frau, ihr Hemd haltend) sowie Femme à la cruche (Frau mit Krug) in Bronze gegossen werden.

1904 widmet er sich zudem der Aktmalerei – besonders dem weiblichen Akt. Die dargestellten Frauenfiguren entsprechen nicht dem klassischen Schönheitsideal, sie wirken vielmehr unnahbar und streng, zeichnen sich durch eine ambivalente Spannung zwischen Schönheit und Sprödigkeit, Anziehung und Distanz aus.

Im Pariser Théâtre du Grand Guignol wird 1904 das von Vallotton verfasste Theaterstück Un homme très fort (Ein sehr starker Mann) aufgeführt. 1907 wird Vallottons Einakter Un rien (Ein Nichts) im Théâtre de l’Œuvre, ohne nennenswerten Erfolg, aufgeführt. Ebenfalls 1907 beendet er seinen zweiten – autobiografische Züge tragenden – Roman La vie meurtrière (Das mörderische Leben), der erst 1927 posthum in fünf Teilen in der Zeitschrift Mercure de France und 1930 erstmalig in Buchform erscheint.

Im Frühjahr 1908 nimmt Vallotton an der Ausstellung der Münchner Secession teil. Dort erwirbt das Kunstmuseum Ateneum aus Helsinki sein Gemälde Félix Jasinski tenant son chapeu (Félix Jasinski, seinen Hut haltend) von 1887.

In den Jahren 1908 bis 1918 unterrichtet Vallotton Malerei an der Académie Ranson, die 1908 unter anderem vom Maler und Mitbegründer der Künstlergruppe Nabis, Paul Ranson (1864–1909), gegründet wurde. Ein ehemaliger Schüler Vallottons, der Schweizer Maler Otto Meister (1887–1969), schildert anerkennend das Engagement des Künstlers als Lehrer: „Vallotton hatte die grosse Gabe, gestützt auf die vorliegende Arbeit jedes Schülers, sich in dessen Streben zu versetzen und die Schwierigkeiten zu erkennen, mit denen der Schüler kämpfte. In klarer Formulierung verstand er seine Kritik verständlich zu machen […]. Mochten die Schüler Vallottons Werke lieben oder ablehnen, sein Können bestaunten sie alle und alle schätzten die Ratschläge ihres Lehrers, der auch menschlich durch seine Bescheidenheit tiefen Eindruck machte.“

Im Mai 1908 besuchen der Schweizer Augenarzt Arthur Hahnloser (1870–1936) und seine Frau Hedy Hahnloser-Bühler (1873–1952) Vallotton in seinem Pariser Atelier. Die Winterthurer Kunstsammler erwerben den weiblichen Halbakt im Wasser Baigneuse de face (Badende, von vorn gesehen) aus dem Jahr 1907 zum Preis von 700 Francs. Wenige Monate später reist der Künstler auf Einladung der Hahnlosers nach Winterthur und malt dort das Porträt Hedy Hahnloser.

Das Ehepaar Hahnloser baut eine umfangreiche Sammlung mit Werken von Impressionisten, Nabis und Fauves auf und stellt diese Arbeiten von Hodler und Giovanni Giacometti gegenüber. Félix Vallotton kommt dabei eine wichtige Position zu. Die Sammler animieren zudem Freunde und Verwandte zum Kauf von Werken Vallottons. Félix Vallotton wiederum berät das Paar beim Aufbau seiner Kunstsammlung.

Harald Fiebig führt in seiner Vallotton-Biografie aus, dass bis circa 1919 die zeitgenössische französische Kunst in der Schweiz selten in Galerien gezeigt beziehungsweise verkauft wird. Daher erwirbt Vallotton in Frankreich im Auftrag der Hahnlosers unter anderem Gemälde von Pierre Bonnard (1867–1947) und Édouard Vuillard und berät die Hahnlosers bei weiteren Ankäufen für ihre Sammlung. Das Ehepaar gehört ab 1908 zu den wichtigsten Förderern Vallottons und wirkt massgeblich an der Verbreitung und der Bekanntheit seines Werks in der Schweiz mit.

Im Mai 1909 organisiert das Künstlerhaus Zürich (ab 1910 Kunsthaus Zürich) die erste grosse Einzelausstellung mit Gemälden und Holzschnitten von Félix Vallotton. In diesem Zusammenhang erwirbt die Zürcher Kunstgesellschaft das Gemälde La visite (Der Besuch) aus dem Jahr 1899. Im damaligen Katalog ist über Félix Vallotton zu lesen: „Er malt Porträtsin strenger, sachlicher Form, die an Holbein erinnert, dann auch Interieurs und Landschaften, aber seinHauptstudium gilt dem Nackten. Im Suchen nach der erschöpfenden Form des nackten Körpers, vorab des weiblichen Körpers, liegt von nun an der Schwerpunkt seines Schaffens. […] Vereinfachung der Form, das Herausarbeiten der Linie, das Klarmachen der entscheidenden Flächen, das Zusammenhalten der grossen vereinfachten Silhouette in hell und dunkel, das sind die Charakteristika seiner Malerei. Der Farbe bedient er sich nur, um die Form noch entscheidender zur Geltung zu bringen. Seine Farbe ist kühl, schlicht, stellenweise fast hart: sie ist vollkommen seiner metallischen Formangepasst.“

Im November 1909 schliesst Félix Vallotton mit der Galerie Eugène Druet einen Dreijahresvertrag ab. Der Kunsthändler erhält das exklusive Verkaufsrecht an Vallottons Gemälden. Im Gegenzug erhält dieser eine regelmässige monatliche Zahlung.

In den Jahren 1909 bis 1925 schafft Félix Vallotton seine sogenannten paysages composés. Es handelt sich um Landschaftsbilder, die er mit zeitlichem Abstand im Atelier entweder nach kleinen Skizzen oder aus dem Gedächtnis heraus malt.

Auf Einladung des Schweizer Schokoladenfabrikanten und Kunstsammlers Georges Hasen reist Félix Vallotton im März 1913 nach Sankt Petersburg und Moskau, um vor Ort dessen Porträt zu malen. Darüber hinaus entstehen auf dieser Reise einige Zeichnungen und Stadtlandschaften.

Im Herbst 1913 fährt Félix Vallotton zusammen mit seiner Frau nach Italien, wo er Zeichnungen und Ölstudien mit Motiven aus Perugia und Rom anfertigt.

1914 meldet sich Vallotton als Freiwilliger zum Kriegsdienst, wird aber aufgrund seines Alters davon befreit. Resigniert hält er in seinem Tagebuch am 14. Dezember 1914 fest: „Ich bin der vollkommen Nutzlose. Das ist bitter; denn ich traute mir immerhin einiges zu.“

1914 eröffnet Vallottons Bruder Paul eine Niederlassung der Pariser Galerie Bernheim-Jeune in Lausanne, ab 1923 betreibt er seine eigene Galerie Paul Vallotton. Er setzt sich zeitlebens nachdrücklich für das Werk seines Bruders ein.

In den Jahren 1915 und 1916 fertigt Félix Vallotton die sechs Blätter umfassende Grafikfolge C’est la Guerre (Das ist der Krieg) an, die er später im Selbstverlag herausgibt. Damit endet seine Beschäftigung mit der Grafik. Bis zu seinem Tod widmet er sich fortan dem Zeichnen, der Malerei und der Schriftstellerei.

1917 reist er zusammen mit den Malern René Piot (1866–1934) und Henri Lebasque (1865–1937) im Auftrag der französischen Ministerien Beaux-Arts und Guerre für zwei Wochen an die Kriegsfront bei Verdun. Seine Eindrücke hält er vor Ort zeichnend und später in seinem Pariser Atelier in mehreren Gemälden fest.

Erst in disen späten Jahren entdeckt Félix Vallotton die Gattung des Stilllebens für sich. Es geht ihm nicht um symbolische oder allego­rische Überhöhung, sondern um eine nüchterne Beobachtung der darzustellenden Gegenstände in ihrer vielfältigen Stofflichkeit und Textur, wie auf der Webseite der Kunstmuseen der tessiner Gemeinde Ascona festgehalten wird.

1919 eröffnet Vallottons Stiefsohn Jacques Rodrigues-Henriques (1886–1968) eine Galerie in Paris und setzt sich von nun an für die Verbreitung von Vallottons Werk ein.

Harald Fiebig notiert, dass 1919, nach den schwierigen und schleppenden Verkäufen in den Kriegsjahren 1914 bis 1918, das Interesse der Sammler an Kunst allgemein und insbesondere an den Werken von Vallotton wieder steigt.

1920 beendet Félix Vallotton seinen dritten und letzten Roman Corbehaut, der erst 1970 posthum erscheint; 1973 folgt die deutsche Übersetzung im Manesse Verlag.

Félix Vallotton stirbt am 29. Dezember 1925 an den Folgen einer Krebsoperation.

Der zweisprachige (deutsch und italienisch), von Harald Fiebig und Ilse Ruch herausgegebene Ausstellungskatalog: Félix Vallotton. Un monumento alla bellezza – Der Schönheit ein Denkmal setzen. Wienand Verlag, 2025, 176 Seiten mit 102 farbigen Abbildungen, 25,5 cm x 21,0 cm, Hardcover mit Glattschnitt. ISBN 978-3-86832-820-2. Cookies akzeptieren – wir erhalten eine Kommission bei unverändertem Preis – und den Katalog bestellen bei Amazon.de.

Den Katalog ziert übrigens das kleinformatige Werk Bords du Léman/Am Ufer des Genfersees (um 1892 entstanden, Öl auf Leinwand, 37 x 46 cm, Schweizer Privatsammlung).

Zitate und Teilzitate in dieser Rezension sind der besseren Lesbarkeit wegen nicht zwischen Anführungs- und Schlusszeichen gesetzt.

Rezension vom 12. Oktober 2025. Hinzugefügt um 21:08 Schweizer Zeit.