InterContintental Wien

Jan 31, 2007 at 00:00 2531

Geschichte, Design, Hotelkritik, Restaurant

Der Schreibende war 2011 wieder im InterConti Wien zu Gast. Die Zimmer sind in den letzten Jahren renoviert worden und sehen frischer aus als 2007. Dieses Jahr erfolgte die sanfte Erneuerung der Lobby mit der empfehlenswerten Bar. Wir haben die Fotos auf dieser Seite daher aufdatiert [27. + 28.6.2011].

Die Geschichte des Hotels InterContinental in Wien

Am 6. März 1964 wurde das Intercontinental Wien als damals grösstes Hotel Österreichs und eines der ersten InterContinental in Europa eröffnet. Heute wartet das Fünf-Sterne-Hotel mit einer wohnlichen Lobby, einem populären Café, einer der animierten Bars der Stadt und elegant-zeitlosen Zimmern auf. Der Weg zur Popularität war allerdings steinig.

Der österreichische Finanzminister Dr. Kamitz Signale hatte zuvor gegenüber InterContinental zu erkennen gegeben, dass die Alpenrepublik Interesse an der Niederlassung der internationalen Hotelkette in Wien hatte und führte den Repräsentanten der Gruppe bei der österreichischen Finanz ein. Ein Grundstück des Eislaufvereins, zwischen dem Konzerthaus und dem Stadtpark liegend, konnte im Tausch gegen die Renovierung der Klublokalitäten gekauft werden. Der Handel wurde allerdings erst perfekt, nachdem Finanzminister Kamitz die beiden dominierenden österreichischen Banken, die zuvor Obstruktion betrieben hatten, die Länderbank und die Creditanstalt, mit der Drohung, den Handel innert 24 Stunden unter der Ägide des Ministeriums durchzuführen, zum seriösen Verhandeln und Einlenken veranlasst hatte. Schliesslich brachten die beiden Banken je 35%, InterContinental 25% und das Finanzministerium 5% des benötigten Kapitals auf.

Die populäre Intermezzo Krug Bar im Erdgeschoss nach der sanften Renovierung 2011. Sie ist der soziale Mittelpunkt des Hotels. An der Bar ist einzig der Haussekt nicht zu empfehlen. Wählen sie stattdessen einen richtigen Champagner. Photos © Hotel InterContinental Wien.

Das InterContinental Wien kann mit einer der lebhaftesten Lobbys aufwarten. Die Bar und das Café im Erdgeschoss sind vom Publikum, den Wienern wie den Hotelgästen, bestens akzeptiert. Das war nicht immer so. Zu Beginn schlug dem InterConti Ablehnung entgegen, nicht nur wegen seiner Fassade, die schmutzig aussieht, in Wahrheit jedoch geputzt ist und nur auf Grund des verwendeten gepressten Sandes so aussieht; 1964 war dies ein innovatives Verfahren, dass glücklicherweise keine Schule gemacht hat. Der Hotelarchitektur insgesamt entsprach den späten 1950er Jahren.

1964 wurde zudem das Innendesign das InterContinental Wien kritisiert. In der Lobby dominierten ursprünglich goldene Säulen, die zum Glück längst verschwunden sind. Das Hotel wurde zu Beginn als zu amerikanisch und geschmacklos empfunden, obwohl die beiden Architekten Carl Appel (1911-1997) und Walter Jaksch (1912-1998) Österreicher waren [geändert am 19.2.2012]. Die Lobby und die Zimmer wurden im Laufe der Jahre mehrmals verändert und zuletzt vom internationalen Interior Designer Pierre-Yves Rochon im klassisch modernen, zeitlosen Stil gestaltet. Das Hotel wird fortlaufend dem Zeitgeschmack angepasst; jedes Hotel ist halt ein work in progress.

Unter den Kongressstädten nimmt Wien seit Jahren einen Spitzenplatz ein. 2005 führte Österreichs Hauptstadt die von der International Congress and Convention Association herausgegebene Rangliste vor Singapur und Barcelona an. 2006 stand Wien beim Ranking der Union of International Associations hinter Paris auf Platz 2 der Kongress-Städte. Das InterContinental mit seinen 453 Zimmern und dem 1200 Quadratmeter grossen Konferenzzentrum für bis zu 800 Personen sowie einem Anteil von rund 60% Geschäftsreisender an der Gesamtgästezahl steht an der Spitze der Business Hotels in Wien. Es wurde denn auch zum zweiten Mal in Folge durch eine Umfrage unter 15,000 Lesern des internationalen Finanzmagazins Global Finance zum „Best Business Hotel – Vienna 2006“ gekürt.

Noch ein Foto der Lobby von 2011 mit der Brüsseler Tapisserie von Judocus de Vos (1661-1734). Photo © Hotel InterContinental Wien.

Auf Grund seiner Lage am Stadtpark kann dem InterContinental die Sicht nicht verbaut werden. 1857 regte Kaiser Kaiser Franz Joseph I. an, im Bereich des ehemaligen Wasserglacis einen Garten zu schaffen, „welcher der Residenz zur Zierde gereicht.“ Im Zuge des Ringstrassenbaus wurde mit dem Stadtpark die erste öffentliche Parkanlage Wiens realisiert. Der Landschaftsgärtner Rudolf Siebeck setzte die Skizzen des Landschaftsmalers Josef Szelleny um. 1862 wurde der Park seiner Bestimmung übergeben. Fünf Jahre später öffnete der Kursalon, in dem noch heute von Ostern bis Ende Oktober Walzerkonzerte stattfinden. Im Stadtpark stehen Denkmäler für Maler wie Hans Makart und Friedrich von Amerling sowie Komponisten wie Franz Léhar, Robert Stolz, Anton Bruckner und natürlich den Walzerkönig Johann Strauss, den Popstar seiner Zeit.

Der Stadtpark bietet nicht nur musikalischen Genuss, sondern bietet sich den Gästen des InterContinental Wien zur sportlichen Betätigung, insbesondere zum Jogging an. Daneben verfügt das Fünf-Sterne-Hotel im Untergeschoss über ein modernes Fitnessstudio sowie Dampfbad, Sauna, Beautycenter und Massagemöglichkeiten. Wem das noch nicht genug ist, der kann im Winter im neben dem Hotel gelegen Eislaufverein Schlittschuh fahren.

Musik gibt es nicht nur im Sommer im Park, sondern auf der anderen Seite des Eislaufvereins steht das Konzerthaus, in dem u.a. jährlich Konzerte des zeitgenössischen Festivals WienModern stattfinden. Bei meinem Besuch im InterContinental Wien im November 2003 machte ich davon Gebrauch und war beeindruckt, was für ein grosses Publikum unbekannte zeitgenössische Komponisten und zum Teil auch Ensembles anziehen. Wien ist nicht nur eine Stadt, die sich mit Mozart, Beethoven und anderen Klassikern schmückt, sondern hier lebt auch die zeitgenössische Musik.

Wer sich für Kunst interessiert hat vom InterContinental Wien aus nur zehn Minuten zu Fuss bis in die Albertina. Das Museum für Angewandte Kunst (MAK) liegt in Sichtweite und ist in nur fünf Minuten zu erreichen. Im November 2003 fand dort gerade eine sehenswerte Ausstellung zu 100 Jahre Wiener Werkstätten statt. Die Dauerausstellung ist zu diesem Thema gut bestückt, weshalb ein Besuch auch heute noch lohnt. Der bekannte Küchenchef Österreicher, der zuvor im Steirer Eck wirkte, hat seit kurzem im MAK ein Restaurant eröffnet.

Die grossartige Lobby aus den 1960er Jahren, 2011 sanft renoviert. Im Hintergrund die Rezeption. Photos © Hotel InterContinental Wien.

Wer sich für Kunst interessiert, sollte in der Lobby des InterContinental Wien einen genaueren Blick auf die Brüsseler Tapisserie von Judocus de Vos werfen. Der riesige, um 1700 entstandene Wandteppich zeigt das Verlöbnis von Myrtillus und Amaryllis am Altar von Diana aus Il Pastor Fido und ist mit dem Wappen von Dominique André von Kaunitz geschmückt.

Wer sich in der Lobby lieber kulinarischen Genüssen hingeben möchte, kann nach der Wiener Hofburgtorte fragen, einer Kalorienbombe, die 1982 aus Marzipan und Nougat für das InterContinental Wien kreiert wurde. Allerdings meinen viele Angestellte, die Anna-Torte sei besser. Die Wiener Hofburgtorte wird ohnehin eher als Geschenk versandt.

Das Hotel InterContinental Wien kann natürlich auch mit Glamour aufwarten. Zu den berühmten Gästen gehören Schauspieler wie Peter Ustinov, Catherine Deneuve und John Malkovich, Musiker wie Elton John und Christina Aguilera oder Designer wie Vivienne Westwood und Jean-Paul Gaultier.

Das Restaurant im InterContinental Wien

Bis Mitte 2006 war Ademir Husagic (*1970) Küchendirektor im InterContinental Wien. Seither hat er die Restaurants seines Vaters übernommen. Nach einem Zwischenspiel eines Chefs wird ein neuer Küchenchef im März 2007 erwartet.

Als Husagic im InterContinental anfing, versuchte er zuerst, einen Teil als Gourmet-Restaurant zu führen. Da dieses von den Geschäftsleuten und Touristen, die hier einen informellen Rahmen suchen, nicht angenommen wurde, stellte er rasch auf unkomplizierte internationale Küche ohne Sterne-Anspruch um.

Ende 2003 testete ich das Restaurant Mediterraneo, das noch heute solide Wiener Spezialitäten und mediterrane Küche in entspannter Atmosphäre bietet. Es richtet sich an den Wünschen seiner Gäste aus. Unter Mittelmeerküche verstand Husagic durchaus auch Einflüsse aus der Türkei oder dem Libanon. Selbst Indien und Thailand, wiewohl in Asien liegend, steuerten ihren Beitrag bei. Husagic setzte auf Qualität und Frische.

Ein Mittagessen im InterContinental Wien

Mein Mittagessen im November 2003 begann mit einem Avocado Tiam mit Oliven- Tapenarde. Die Avocado und die marinierten, geschichteten Tomaten an Chili, Koriander, Limettensaft, Crème Fraîche, Charlotten, Salz und Oliven-Tapenarde wurden von den Gewürzen nicht erschlagen. Es war ein gesundheitsbewusster, leichter Einstieg.

Die folgende Kürbiscremesuppe war die Referenz an die Saison. Sie wurde in einem ausgehöhlten Kürbis auf Stroh serviert. Anschliessend wurde der asiatische Einfluss spürbar. Stearfried Gemüse mit rotem und gelben Curry wurde in einem Körbchen von Frühlingsrollen zusammen mit Tofu serviert, wobei Teile scharf gewürzt waren.

Ein warmes Marronisoufflée, mit Schokolade überpinselt und zusammen mit Beeren und Vanilleeis serviert, geriet eine Spur zu trocken. Ein abschliessende grobkörniges Kiwi-Sorbet und ein zartes Zitrone-Sorbet ohne bitteren Nachgeschmack bildeten den Abschluss eines Querschnitts durch das Angebot des Restaurants, das solide Hotelküche mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis bot.

Biografische Angaben zu Ademir Husagic

Husagic kommt aus einer gastronomischen Familie, die einst zehn Restaurant kontrollierte. Er arbeitete zuerst im Wiener Rathauskeller, danach u.a. in den Berliner Restaurants Zum Hugenotten, im Alten Zollhaus und im Kempinski Hotel Bristol, anschliessend im Dorchester in London sowie als Executive Sous Chef ein Jahr im Burj Al Arab Hotel in Dubai. Von Juli 2002 bis Mitte 2006 war er Küchendirektor im InterContinental Wien. Seither hat er das InterConti verlassen und kümmert sich nun um die Familienrestaurants.

Hotel InterContinental Wien. Fünf Sterne. Johannesgasse 28, A-1037 Wien.

Ademir Husagic, Küchendirektor bis Januar 2007. Danach hat er die Restaurants seines Vaters übernommen. Foto © Thomas Topf/InterContinental Wien. Alle Aktionen bei Amazon.de.

Ein kleiner Ausschnitt des Mediterraneo. Das (Frühstücks-) Restaurant im Erdgeschoss. Photo © Hotel InterContinental Wien.

Das grosse Fitnessstudio im Untergeschoss. Photos von 2011 © Hotel InterContinental Wien.

Die Club Lounge. Photos © Hotel InterContinental Wien.

Executive Suite. Photos von 2011 © Hotel InterContinental Wien.

Executive Suite Wohnzimmer. Photos aus dem Jahr 2011 © Hotel InterContinental Wien.

Ein Badezimmer von 2011. Photos © Hotel InterContinental Wien.

Blick in eine Studio Suite. Photos von 2011 © Hotel InterContinental Wien.

Blick in eine Juniorsuite 2011. Photos © Hotel InterContinental Wien.

2011 Blick ins elegante Badezimmer. Photo © Hotel InterContinental Wien.

Die Club Lounge mit ihrem grossartigen Blick über die Stadt Wien. In den Stockwerken 10 bis 12 befinden sich die Zimmer des Club InterContinental mit privatem Check-in und -out sowie Frühstück und Cocktail Hour inklusiv. Photo © Hotel InterContinental Wien.

Die Sauna befindet sich wie das grosse Fitness im Untergeschoss. Photos © Hotel InterContinental Wien.

Romantisierende Sicht vom Stadtpark auf das InterContinental mit seiner umstrittenen Fassade aus gepresstem Sand. Photo © Hotel InterContinental Wien.

Artikel vom 31. Januar 2007