Das neue, grossartige Album von Lana Del Rey vom Oktober 2021, Blue Banisters (Audio CD bei Amazon.de, Vinyl Doppel-LP bei Amazon.de), ist introspektiv, ruhig, schmerzhaft und hoffnungsvoll, musikalisch wie frühere Alben aus der Zeit gefallen, in ihrem eigenen, unverwechselbaren Stil. In ihren Liedern, die manchmal einer musikalischen Autobiografie – real oder fiktiv – nahe kommen, erzählt sie viel von sich selbst, von Liebschaften, Familie und Freunden. Sie wolle ihre Geschichte erzählen, hatte sie vorab im April getwittert.
Leider sind nur drei der Songs im Booklet abgedruckt. In „Arcadia“ singt sie, ihre Körper sei wie eine Landkarte von Los Angeles, ihre Brust die Sierra Madre. Kalifornien und die USA sind ihr Arkadien. Doch sie erwähnt auch den Hass, dem sie begegnet, und das Wunder, das Amerika brauche.
Ihre Mutter war laut ihrer Musik nicht nett zu Lana, und ihr Vater half ihr in solchen Momenten nicht. Ist es ihre wahre Geschichte, die sie erzählt, oder Fiktion? Das Thema des abwesenden Vaters hat sie in ihren Kompositionen schon mehrfach bearbeitet. Im Eröffnungssong ihres neuen Albums Blue Banisters, „Text Book“, kommt es erneut zur Sprache, neben aktuellen Referenzen wie „Black Lives Matter“.
In „Black Bathing Suit“ macht sie weitere Referenzen an die Zeitgeschichte, denn der schwarze Badeanzug ist das einzige Kleidungsstück, das ihr noch passt, weil sie im Lockdown wie so viele an Gewicht zugelegt hat. Darin singt sie zudem: „If this is the end/I want a boyfriend.“
In „Violets for Roses“ geht es vor dem Hintergrund der Pandemie darum, sich aus einer gefährlichen Beziehung zu lösen. In „Thunder“ und im nachfolgenden „Wildflower Wildfire“ thematisiert sie Liebesgeschichten bzw. beschreibt ihre Erfahrungen in Sachen Beziehungen, so zu ihrem Vater, der nicht einschritt, wenn die Mutter nicht nett zu ihr, der Tochter, war: „My father never stepped in when his wife would rage at me / So I ended up awkward but sweet / Later than hospitals and still on my feet / Comfortably numb but with lithium came poetry…“
Der Titelsong „Blue Banisters“ handelt vom Herzschmerz durch einen Mann in Oklahoma, der versprach, ihr Kinder zu geben, ihre Schmerzen wegzunehmen und das Treppengeländer blau zu malen. Den Liebeskummer überwindet sie mit Hilfe von Freundinnen, die die Treppenpfosten in neuen Farben bemalen: grün und grau. Und nun sei ein Baby unterwegs.
„Sweet Carolina“ handelt von Lana Del Reys Schwester im wirklichen Leben, die in der Zeit der Entstehung des Albums Blue Banister schwanger war, und der sie mit ihrem Song ihr Zukunftsängste mildern wollte, denn sie, Lana, sei immer für sie da, dazu brauche es keinen Brief. Das Lied hat sie zusammen mit ihrer Schwester, ihrem Vater sowie Alana Champion geschrieben.
Aus dem Jahr 2013 stammen die Songs „Nectar of the Gods“ und „If You Lie Down With Me“, die sie mit ihrem ehemaligen Lebenspartner Barrie James O’Neill für das Album Ultraviolence geschrieben hatte.
„Cherry Blossom“ ist ebenfalls ein früherer, nie veröffentlichter Song, den sie einst zusammen mit ihrem langjährigen Co-Writer Rick Nowels geschrieben hat: „What you don’t tell no one, you can tell me / Little ghost, tall, tan like milk and honey / You’re very brave and very free…“ Das Lied rundet das grossartige Album ab, in dem es oft um das Weiterleben nach gescheiterten, dysfunktionalen Beziehungen geht.
Blue Banisters Audio CD bei Amazon.de, Vinyl Doppel-LP bei Amazon.de.
Lana Del Rey 2021. Photo Copyright: Neil Krug, Universal Music.
Siehe zu Lana Del Rey zudem die Albumkritik Ultraviolence aus dem Jahr 2014. Dort findet sich eine kurze Biografie, in der unter anderem steht, dass sie am 21. Juni 1986 als Elizabeth Woolridge Grand (Lizzy Grant) in New York City als ältestes von drei Kindern geboren wurde. Sie wuchs im Skiort Lake Placid, am Rand eines Nationalpark im Bundesstaates New York, auf. Mit 15 musste sie auf ein Internat in Connecticut.
Lana del Rey lebte angeblich jahrelang in einem Trailer Park und wollte nicht berühmt werden, sondern einfach nur singen. Sie arbeitete nach eigener Aussage ab ihrem 18. Altersjahr in New York City jahrelang als Sozialarbeiterin, wobei sie sich um Obdachlose, Alkoholiker und Drogensüchtige gekümmert habe. Dies und mehr in Ultraviolence.
Lana Del Rey, Blue Banisters. Erschienen im Oktober 2021 bei Universal Music. Audio CD bestellen bei Amazon.de, Vinyl Doppel-LP bestellen bei Amazon.de.
Lana Del Rey. Photo Copyright: Neil Krug/Universal Music.
Lana Del Rey. Foto Copyright: Neil Krug/Universal Music.
Lana Del Rey. Photo Copyright: Neil Krug/Universal Music.
Lana Del Rey. Photo Copyright: Neil Krug/Universal Music.
Lana Del Rey. Photo Copyright: Neil Krug/Universal Music.
Albumkritik hinzugefügt am 21. November 2021 um 20:56 Schweizer Zeit. Um 22:16: Alana Champion als Co-Autorin von „Sweet Carolina“ ergänzt.