Kritik des neuen Albums Ultraviolence und Photos
Mit ihrem unverwechselbaren, nostalgischen Sound gehört Lana del Rey zu den grossen Entdeckungen und musikalischen Bereicherungen der letzten Jahren. Ihr brandneues Album Ultraviolence (Amazon.de, Amazon.com) besticht durch das bekannte Rezept von gezielten Provokationen bei gleichzeitiger Verletzlichkeit und Sensibilität. Die „Lolita, die sich im Ghetto verlaufen hat“, so die Musikerin über sich selbst, stilisiert sich auf einzigartige Weise, und man nimmt ihr das selbstgewählte Image sogar ab.
Ende 2011 kam der erste Video-Clip von Lana del Rey, „Video Games“, heraus. Er entwickelte sich rasch zum Hit und machte zwei Monate lang beste Werbung für ihr Debütalbum Born To Die (Amazon.de) vom Januar 2012, das sich bis heute schon über 6 Millionen Mal verkauft hat. Die Single „Video Games“ wurde bis Juni 2014 gar schon über 12 Millionen Mal gekauft. Und das im Zeitalter von Youtube.
Lana del Rey Albumkritik: Ultraviolence (Juni 2014)
Lana del Rey bleibt ihrem bisherigen Erfolgsmodell treu. Bei den elf neuen Songs auf Ultraviolence handelt es sich um traurig-melancholische Lieder über Existenzen am Rande, über Verlierer, über sich selbst, die Vorstadt-Lolita mit Schlafzimmerblick im Nostalgie-Look. Grossartig und stilistisch neu klingen ihre fragilen und wehmütigen Songs, die an Born To Die anknüpfen, und nach wie vor eine Lücke auf dem Plattenmarkt füllen. Sie scheinen nicht nur in den USA einen Nerv getroffen zu haben. Einer Nachrichtenagentur gegenüber beschrieb sie ihre Songs auf Born To Die als „Super-8-Filme für Ohren“. Auch auf Ultraviolence schreien alle Lieder förmlich nach filmischer Umsetzung.
Für das 2014-Album Ultraviolence werben seit einiger Zeit das Video und die Single „West Coast“. Die von Kritikern als Surf Rock beschriebene, eingängige, atmosphärische Nummer wurde von Lana del Rey zusammen mit Rick Nowels geschrieben. „Cruel World“ dreht sich um eine verflossene Liebe, die von Drogen gezeichnet war. Von einem Freund, der nun „so berühmt“ sei. Er liebe sein Bibel, seine Waffen und Partys, sie jedoch liebe ihre Süssigkeiten, sein Heroin und seine Frauen und sei glücklich, dass er endlich verschwunden sei. Das Lied schrieb Lana del Rey zusammen mit ihrem Gitarristen Blake Stranathan. Den Titelsong „Ultraviolence“ erarbeitete die Sängerin zusammen mit Dan Heath. „Ultraviolence“ habe nichts mit Stanley Kubricks Kultfilm A Clockwork Orange zu tun. Ihr habe einfach die phonetische Qualität des Wortes gefallen. Sie singt darin: „He used to call me Deadly Nightshade“. Gefährlich wie die Schwarze Tollkirsche klingt es auf jeden Fall. In „Shades of Cool“ gibt die melancholische Ghetto-Lolita mit Schmollmund die Verschmähte – einfach reif für einen Film Noir. Das Stück schrieb sie zusammen mit Rick Nowels. Es spielt in Kalifornien und handelt von einem Freund mit einem Chevy Malibu, der seine Drogen liebt, und den sie nicht ändern kann.
Lana del Rey im Jahr 2014. Photos / Fotos Copyright © Neil Krug, Universal Music Group.
In „Brooklyn Baby“ meint Lana del Rey, ihr Boyfriend sei ziemlich cool, aber nicht so cool wie sie, das Mädchen aus Brooklyn. Den Song hat sie zusammen mit Barrie O’Neill geschrieben. In „Sad Girl“ mimt sie die Geliebte eines verheirateten Mannes Sie ist nur die „Bad Bitch“, und daher traurig. „Sad Girl“ schrieb Lana del Rey zusammen mit Rick Nowels. „Pretty When You Cry“ schrieb sie zusammen mit dem Gitarrenspieler Blake Stranathan. Sie sei hübsch, wenn sie weine, singt sie und beklagt sich über ihren Drogen konsumierenden Freund.
„Money Power Glory“ handelt von ihrem Aufstieg. Lana del Rey singt ironisch, sie wolle Geld, Macht und Ruhm, fügt jedoch an, die Sonne scheine auch für die Erfolglosen. Geschrieben hat sie den Text zusammen mit Greg Kurstin. Mit leisen Tönen zelebriert sie „Fucked My Way Up To The Top“, eine Zusammenarbeit mit Dan Heath. Man nimmt ihr ab, dass sie sich nach oben geschlafen hat, wohlwissend, dass dies nur Inszenierung ist. Wieviel ist echt? Wen kümmert’s? David Bowie und Tom Waits sind schliesslich auch Kunstfiguren. Künstler inszenieren sich nun einmal. Lana del Rey umweht weiterhin viel Nostalgie und traurige Geheimnisse.
In „Old Money“ singt sie von Cashmere, Rennwagen, Wein und mehr. Komponiert hat sie das Lied zusammen mit Dan Heath und Robbie Fitzsimmons. „The Other Woman“ ist ein Song von Jessie Mae Robinson, der in der Interpretation von Nina Simone berühmt wurde. Sie handelt von der Rivalität zwischen einer Frau und der Geliebten ihres Mannes. Die Geliebte ist dort perfekt, wo die Frau versagt.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz kommt das Album Ultraviolence mit drei Bonus-Tracks: „Black Beauty“ und „Guns and Roses“ von Lana del Rey und Rick Nowels sowie „Florida Kilos“, von Lana del Rey, Dan Auerbach und Harmony Korine geschrieben. In „Black Beauty“ beschreibt sie, wie sie ihre Finger schwarz lackiere und ihre Haare in einem dunkleren Braun färbe, weil ihr Geliebter sich seine Frauen spanisch, stark und stolz wünsche. „Guns and Roses“.
Wer Born To Die liebte, wird auch von Ultraviolence begeistert sein. Das Album fesselt von Anfang bis Ende. Es ist aus einem Guss. Die Musik ist magisch, anders, bildet ein Paralleluniversum.
Nebenbei bemerkt: Der Songschreiber und Produzent Rick Nowels hat schon sehr erfolgreich – Nummer 1 Alben und Singles sowie Grammys – mit Künstlern wie Lykke Li, Madonna, John Legend, Nelly Furtado, Carlos Santana, Dido und anderen zusammengearbeitet. Mit Lana del Rey feierte er bereits Erfolge mit den Born To Die-Hits „Summertime Sadness“, „Dark Paradise“ und „Lucky Ones“ sowie auf der Paradise Edtion (Amazon.de) zusätzlich mit „American“, „Cola“ und „Body Electric“.
Produziert wurde Ultraviolence von Dan Auerbach, dem Sänger und Gitarristen des Garage-Pop-Rock-Blues Duos The Black Keys, das bisher sechs Grammy Awards gewonnen haben, darunter allein 2011 drei für ihr Album Brothers sowie 2013 einen für Dan Auerbach als besten, nicht-klassischen Produzenten. Dan Auerbach ist wie Lana del Rey von Sounds und Images aus früheren Zeiten inspiriert; bei ihm stechen in seiner Musik die 1970er Jahre hervor.
Lana del Rey im Jahr 2014. Photos / Fotos Copyright © Neil Krug, Universal Music Group.
Die Biografie von Lana del Rey
Lana del Rey wurde am 21. Juni 1986 als Elizabeth Woolridge Grand (Lizzy Grant) in New York City als ältestes von drei Kindern geboren und wuchs im Skiort Lake Placid, am Rand eines Nationalpark im Bundesstaates New York, auf. Mit 15 musste sie auf ein Internat in Connecticut. Mit 18 zog sie nach New York City.
Mit 19 trat sie erstmals an einem Open Mic-Abend in der Lilo Lounge im Hipster-Vorort Williamsburg auf. Sie sei dort mit einer akustischen Gitarre alleine aufgetreten, in einer Rock Bar, und habe eine Ballade im Stil von „Video Games“ vorgetragen. Die Leute seien verstummt. Danach hätten sie auch nicht geklatscht. Sie habe nur „Danke“ gesagt und sei dann aus dem Laden gerannt, habe sich aber gedacht, „wenn ich die Leute von etwas abhalten kann, dann könnte das reichen.“ Jemand rannte ihr nach und lud sie zu einer Session eine Woche später ein, um dort einige Songs vorzutragen. Wäre sie ausgelacht worden, sagt sie, hätte sie sich niemals mehr auf eine Bühne getraut.
David Lynch und der Film Noir (siehe zum Beispiel Humphrey Bogart) hätten sie beeinflusst, meint Lana del Rey. Doch sie zog es nicht zum Film, sondern ins Musikgeschäft. Laut einem Interview wurde Lana del Rey mit 19 Jahren von einem unabhängigen Plattenlabel unter Vertrag genommen – als einzige Künstlerin – , doch ihr damals entstandenes Album sei im Regal verschwunden („that record was shelved“). In der Tat: Ihr erstes Studio-Album aus dem Jahr 2008, Lana Del Ray A.K.A. Lizzy Grant, kam 2010 auf den Markt, verschwand aber sofort wieder aus den Läden, weil die Plattenfirma das Projekt nicht finanzieren konnte. Lana del Rey kaufte sich nach ihrem Erfolg mit Born To Die die Rechte an dem Album zurück.
Lana del Rey lebte angeblich jahrelang in einem Trailer Park und wollte nicht berühmt werden, sondern einfach nur singen. Sie arbeitete nach eigener Aussage in einem Interview ab ihrem 18. Altersjahr in New York City jahrelang als Sozialarbeiterin, wobei sie sich um Obdachlose, Alkoholiker und Drogensüchtige gekümmert haben soll. Daher kennt sie die Figuren und Milieus, die ihren Songs auftauchen, auch wirklich. Se non è vero, è ben trovato.
„Video Games“ habe sie alleine für sich gemacht. Eine Ballade ohne richtigen Refrain, den sie bei Youtube reingestellt habe. Täglich habe das Video Tausende von neuen Views erhalten. Sie habe keine Ahnung gehabt, woher die Leute kamen, wo sie davon gehört hatten. Das Video sprach offensichtlich viele Menschen an. Sie sei erleichtert gewesen. Würde sie eine Chance bekommen, dann müsste sie nicht so singen wie alle anderen. Das sei für sie die Hauptsache gewesen. Der Erfolg kam dann Ende 2011/Anfang 2012 mit Born To Die (Paradise Edition bei Amazon.de). Bei dem Album arbeitete sie mit den Songschreibern und Produzenten Emile Haynie, Justin Parker und Rick Nowels zusammen.
Lana del Rey: Ultraviolence, Universal Music, 13. Juni 2014. Die CD bestellen bei Amazon.de und Amazon.com. Alles von Lana del Rey bei Amazon.de. Musiknoten / Sheet music von Lana del Rey.
Lana del Rey im Jahr 2014. Photos / Fotos Copyright © Neil Krug, Universal Music Group.
Lana del Rey: Born To Die. Das Debütalbum vom 27. Januar 2012. Die erweiterte Doppel-CD vom November 2012 Born To Die – Paradise Edition bestellen bei Amazon.de.
Artikel vom 17. Juni 2014.