Der grosse Favorit Emmanuel Macron ist der Sieger der ersten französischen Präsidentschaftsdebatte, die am 20. März 2017 auf dem Privatsender TF1 gut drei Stunden dauerte; hier unsere englischen Live-Eindrücke der Debatte: The first French presidential debate.
Laut einer Umfrage des Instituts Elabe für BFMTV heisst der Sieger der Debatte Emmanuel Macron. Er wurde von 29% der Debattenzuschauern als überzeugendster der fünf teilnehmenden Präsidentschaftskandidaten gesehen, klar vor Jean-Luc Mélenchon (20%), Marine Le Pen und François Fillon (je 19%) und dem abgeschlagenen Benoît Hamon (nur 11%).
Laut der Nachdebatten-Umfrage von Elabe sahen 30% der Zuseher Macron mit dem besten Projekt für Frankreich, klar vor Fillon (20%), Le Pen (19%), Mélenchon (16%) und Hamon (14%).
Auf die Frage, wer die besten Qualitäten habe, um Präsident zu werden, sagten 31% Macron, nur 24% Fillon, 17% Le Pen, 15% Mélenchon und nur 11% Hamon.
Marine Le Pen dürfte es fast mit Sicherheit in die entscheidende zweite Runde der Präsidentschaftswahl schaffen. Da laut einer vor der Debatte gemachten Umfrage von Kantar Sofres-Onepoint drei Viertel aller Wähler, die angegeben, für Marine Le Pen stimmen zu wollen, sich ihrer Wahl sicher sind, während dem die Wähler von Emmanuel Macron viel unsicherer, volatiler sind bzw. zumindest vor dieser Debatte waren, lag es im Interesse aller Kanddaten, Macron zu attackieren, um ihn im Endspurt noch zu überholen.
Doch die erste französische Präsidentschaftsdebatte hat gezeigt, dass Emmanuel Macron nicht implodieren wird. Im Gegenteil: Er hat seinen Favoritenstatus gefestigt.
Warum ist er der Favorit? Weil Marine Le Pen im zweiten Wahlgang, in einer möglichen Stichwahl gegen Emmanuel Macron klar das nachsehen haben würde, mit zur Zeit rund 61% gegen 39%. Das ist weit von der Fehlerquote solcher Umfragen entfernt und kann daher weder mit dem Brexit noch der Wahl Trumps verglichen werden.
Vor der Debatte lagen Macron und Le Pen in einer Umfrage von Kantar Sofres-Onepoint in der Gunst der Wähler als mögliche Präsidenten mit je 26% klar vor Fillon mit 17% sowie Mélenchon und Hamon mit je 12%.
Insbesondere der Kandidat der bürgerlichen Republikaner, François Fillon, hat sein Ziel weit verfehlt, Boden gegenüber Macron gut zu machen. Noch im November 2016 gewann François Fillon überraschend und klar die offenen Vorwahlen der Rechten und des Zentrums und galt damals zurecht als grosser Favorit für die Präsidentschaftswahl. Seither ging es für ihn nur noch bergab. Penelopegate ist nur der bekannteste Skandal, der seine Kampagne ins Trudeln brachte. Zuletzt wurde noch bekannt, dass sich François Fillon nach dem Bekanntwerden des Skandals um die wohl fiktive Anstellung seiner Frau (und zweier seiner Kinder) als Parlamentsassistentin von einem bis heute unbekannten Gönner zwei Anzüge im Wert von 13,000 Euro hat schenken lassen. Laut der Wochenzeitung Le Journal du Dimanche (kurz JDD) soll Fillon seit 2012 Kleidergeschenke im Wert von 48,500 Euro erhalten haben. Da fehlt dem französischen Normalbürger jedes Verständnis für Fillons Pläne, dem Wähler ein radikales, liberales (und weitgehend nötiges) Reformprogramm aufzubürden. Der einfache Franzose soll harte Reformen erdulden, während dem sich Fillon von reichten Freunden allerlei schenken lässt und seine Familie auf Staatskosten unterhält. Zum Glück für Fillon wurde die Guillotine schon vor langem abgeschafft.
Zurück zur ersten Präsidentschaftsdebatte vom 20. März 2017: Der Linksausleger des Unbeugsamen Frankreich (La France inousmise), Jean-Luc Mélenchon, sieht sich als Friedenspräsident, der keine Kriege mehr will, aus der Nato austreten und mit den Russen nicht über das Baltikum in einen Konflikt geraten möchte. Der Linksausleger der Sozialisten, Benoît Hamon, möchte allen Franzosen ab 18 ein universelles Grundeinkommen garantieren, ohne dass sie dafür arbeiten müssen, was er als einzige originelle Idee des gesamten Präsidentschaftswahlkampfs verkaufen wollte. Marine Le Pen will nicht Vizekanzlerin von Frau Merkel werden und weder illegale noch legale Immigranten nach Frankreich reinlassen. Neben dem Burkini will sie nun sogar noch das Kopftuch im öffentlichen Raum verbieten lassen, woraufhin Jean-Luc Mélenchon ihr zurecht vorwarf, sie fordere eine „Kleiderpolizei“. François Fillon hat aus den oben erwähnten Gründen seine Glaubwürdigkeit längst verloren und bestach in der Debatte nicht gerade durch rhetorische Höhenflüge, obwohl es Momente gab, in denen er wie zu den Zeiten der Vorwahlen kurz „präsidentiell“ wirkte. Angesichts dieses Quartetts hatte es der junge Emmanuel Macron leicht, als der Erwachsene im Raum zu wirken.
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Emmanuel Macron im April 2015. Photo Copyright © Claude Truong-Ngoc. Hinzugefügt am 6. September 2020.
Artikel vom 21. März 2017 um 10:38 französischer Zeit.