Biographie, Biografie, Albums, CDs, Solo-Konzert an der AVO Session 2001 in Basel
14. Januar 2007: Der Saxophonist Michael Brecker ist am 13. Januar 2007 in New York im Alter von 57 Jahren an Leukämie gestorben. In seiner immensen Karriere spielte er auf über 900 Alben und gewann 11 Grammy Awards. Er hinterlässt seine Frau Susan und zwei Kinder.
Hinzugefügt am 19. August 2005: Traurige Neuigkeiten, der 56jährige Michael Brecker leidet seit 2005 an Krebs. Daher musste der Saxophonist seine Konzerttätigkeit einstellen. Das melodysplastische Syndrom stoppt die Produktion gesunder Blutzellen. Deshalb unterzieht er sich einer Chemotherapie und ist Brecker auf der Suche nach einem Knochenmarkspender.
Biographie von Michael Brecker
Artikel vom 29. Januar 2002
Michael Brecker wurde 1949 in Philadelphia, PA, geboren. Sein Vater, ein Anwalt und Jazzpianist, setzte seine Söhne Michael und Randy schon in früher Jugend dem Jazz aus. So kam Michael bereits als Kind in den Genuss, Jazzgrössen wie Miles Davis zu hören.
Zuerst studierte Michael Klarinette und Altsaxophon. Erst nachdem er John Coltrane gehört hatte, den er noch heute als seine grosse musikalische, emotionale, spirituelle, intellektuelle und technische Inspirationsquelle bezeichnet, wechselte Brecker zum Tenorsaxophon und entschied, aus seiner Passion einen Beruf zu machen.
Brecker studierte ab 1966 an der Universität von Indiana, wo bereits sein Bruder Randy (Trompeter und Flügelhornspieler) war, u.a. bei Vince Trombetta von 1965-69 sowie bei Joe Allard, Joe Viola und Edgar Grana. Er lernte auch Komposition.
1969 folgte Michael erneut seinem Bruder, diesmal nach New York, wo er mit Edward Birdsong, Billy Cobham und anderen spielte, ehe er mit Randy Teil der Avantgarde-Band „Dreams“ wurde, die als eine der ersten Jazz, Rock und Funk 1970-71 fusionierte. Zwei Alben entstanden: Dreams und Imagine My Surprise.
1973 stiessen Michael und Randy Brecker in die traditionellere Jazzszene vor, indem sie ein Teil von Horace Silvers Quintett mit Billy Cobham und Benny Maupin wurden. Danach spielte Michael bei Billy Cobham und bei John Abercrombie. Als Brecker Brothers widmeten sie sich die zwei Brüder von 1975-81 wieder dem Funk, wobei sechs Alben entstanden. Im legendärer Club Seventh Avenue South entwickelte sich 1979 die Band „Steps Ahead“, in der Michael als Co-Leader fungierte.
In den 1980ern spielte Michael nicht nur mit Jazz-Grössen wie Herbie Hancock, Chet Baker oder Dave Brubeck (engl. Art.), sondern auch mit Stars aus dem jazzfremden Musikgeschäft wie Bruce Springsteen oder Frank Zappa.
Nachdem er auf über 600 Alben mitgespielt hatte, veröffentlichte Michael 1987 sein Solo-Debüt als Leader, Michael Brecker, das sowohl von Downbeat als auch von Jazzizals „Jazz Album of the Year“ gefeiert wurde. Mit seiner zweiten Soloplatte, Don’t Try This At Home, gewann er seinen ersten von bis heute sieben Grammies. Der Downbeat Reader’s Poll wählte ihn in zwei aufeinander folgenden Jahren zum Tenorsaxophonisten des Jahres.
1990 erschien das Album Now You See It…Now You Don’t. Daraufhin tourte er rund eineinhalb Jahre mit Paul Simon, mit dem er Rhythm of the Saints aufgenommen hatte. 1992 nahm Michael mit seinem Bruder die CD Return of the Brecker Brothers auf. 1994 folgte Out of the Loop, wofür Michael zwei Grammies erhielt. In jenem Jahr tourten die Brecker Brothers zudem als erste zeitgenössische Jazzband durch China.
1995-96 spielte Michael auf Herbie Hancocks The New Standard und auf McCoy Tyners Infinity mit. Mit beiden Künstlern ging er zudem auf Tour. 1996 gewann er zwei Grammies. 1997 erhielt Michael erneut zwei Grammies: Tales from the Hudson war ein Album des Jahres in vielen Jazzpublikationen rund um den Globus; es war die Wiedervereinigung mit Pat Metheny und mit Jack DeJohnette, der auf seinem ersten Soloalbum mitgespielt hatte. 1997 erhielt Brecker auch die Auszeichnungen als „Best Soloist of the Year“ von JazzLife und „Jazz Man of the Year“ vom Swing Journal.
1998 nahm Brecker mit seiner Band bestehend aus Joey Calderazzo, Jeff „Tain“ Watts und James Genus das Album Two Blocks from the Edge auf. Zuvor und danach war er mit der Gruppe auf Tour. 1999 folgte die CD Time Is of The Essence. Das Michael Brecker/Pat Metheny Quartet ging im Sommer 2000 auf Tour. 2001 folgte Nearness of You: The Ballad Book (mehr Infos zu den letzten drei CDs auf der rechten Seite).
Konzertkritik: Solo-Konzert an der AVO Session 2001 in Basel
An der AVO Session 2001 kamen die Gäste am 7. November zu einem unerwarteten Debüt und musikalischen Höhepunkt, dem in seiner langjährigen Karriere ersten Solo-Konzert von Michael Brecker.
Der Tenorsaxophonist begann seinen Auftritt mit schrillen Tönen, ehe er zu eingängigen Rhythmen fand. Auf die teils kreativen, teils anstrengenden Klänge folgte als zweites Stück Naima, eine Komposition von John Coltrane, den Brecker an diesem Abend erneut als prägenden Einfluss und Vorbild herausstellte. Naima geriet ihm einheitlich, lyrisch, melodisch, harmonisch und mit einer spirituellen Komponente. Es war ein einprägsames Stück mit innerem Zusammenhalt, das nicht in die Kategorie „einfach gestrickt“ gehörte und mit tiefen Tönen ausklang.
Dann erläuterte Brecker, dass er mit 19 nach New York gegangen war, wo er einen Anruf eines Freundes erhielt, um in einer Band in Mexiko zu spielen, die er als die zukünftigen „Beatles“ von Mexiko beschrieb – allerdings ohne die entsprechenden Einkünfte. Doch da gab es noch die „Rolling Stones“ von Mexiko, deren horn player eifersüchtig auf den Erfolg der „Beatles“ und insbesondere von Michael war und deshalb der Polizei steckte, dass Brecker keine Arbeitserlaubnis besass. Damit war Michaels Karriere in Mexiko zu Ende. Die Band verkaufte das Schlagzeug des Drummers, um Brecker den Rückflug in die USA zu finanzieren.
Der Tenorsaxophonist zeichnete sich in Basel also auch als begnadeter Geschichtenerzähler aus. Ein spicy chicken, das er einst in Mexiko ohne Wasser gegessen hatte, bildete die Überleitung zum nächsten Stück, Ted Damerons Hot House, das überzeugte.
1991 tourte Brecker mit Paul Simon. Damals spielte er mit Leuten aus aller Welt, so auch mit vier oder fünf Musikern aus Afrika. Der schwarze Kontinent inspirierte den Tenorsaxophonisten zu African Skies, einer Komposition, in der er Eindrücke aus Botswana verarbeitete. Hier zeigte Brecker seine zarte, zerbrechliche und spirituelle Seite, wobei vor allem zu Beginn der afrikanische Einfluss spürbar war. Zwischendurch liess er seine extrovertierte Seite aufblitzen, ehe er zu sanften, lieblichen Tönen zurückfand.
Da an jenem Abend noch weitere Künstler auf der Bühne standen, kam es nach diesen vier Stücken bereits zur einzigen Zugabe, die erneut durch verinnerlichte und poetische Klänge bestach. Nach nur viel zu kurzen 40 Minuten war der Höhepunkt des 7. Novembers vorbei. – Michael Brecker CDs bei Amazon.de. Musiknoten / Sheet music von Michael Brecker.
Michael Brecker. Foto: AVO Session. – Michael Brecker CDs bei Amazon.de.
Musiknoten / Sheet music von Michael Brecker.
Michael Brecker: Nearness of You: The Ballad Book. Verve, 2001. CD bestellen bei Amazon.de, Amazon.co.uk, Amazon.fr, Amazon.com. Tenorsaxophonist Michael Brecker, Gitarrist Pat Metheny, Pianist Herbie Hancock, Bassist Charlie Haden, Schlagzeuger Jack DeJohnette und Sänger James Taylor haben ein überzeugendes Balladenalbum eingespielt. Sie wählten weitgehend Songs, die noch nicht zu Tode gespielt worden sind. Nascente lebt vor allem vom Saxophon und von der Gitarre. Das Stück stammt von Methenys brasilianischen Freund Flavio Venturini. James Taylor singt auf zwei der elf Stücke. So auf dem von ihm stammenden Don’t Let Me Be Lonely Tonight, das Brecker und Taylor bereits vor 30 Jahren einmal zusammen aufgenommen haben. Dies sei nun eine Art Jazz-Verison des Songs, so Brecker. The Nearness Of You, das Titelstück, dem zweiten Song, dem Taylor seine Stimme leiht, wurde ebenfalls vom Sänger ausgewählt. Midnight Mood von Joe Zawinul hatte Brecker zuvor noch nie gehört. Die Version auf der vorliegenden CD basiert auf der Aufnahme, die Pat Metheny in den 1960er Jahren mit Wes Montgomery aufgenommen hat. Chan’s Song von Herbie Hancock stammt aus der Filmmusik zu Round Midnight. Das träumerisch-langsame Stück lebt nicht zuletzt vom herzerwärmendem Ton, den Brecker dem Saxophon entlockt. Vor der vorliegenden Plattenaufnahme war Michael Brecker mit Larry Goldings auf Tournee. Bei einem Soundcheck spielte dieser ihm Always von Irving Berlin vor. Das Arrangement beeindruckte Brecker so sehr, dass er das Stück für Nearness of You: The Ballad Book auswählte. Zudem ist Always das Lieblingsstück von Methenys Mutter. Das Album ist in zwei Teile geteilt, wobei der erste von Brecker/Metheny in einem Interview als „more intimate“ und der zweite als „more introspective“ beschrieben wird. Metheny bezeichnet seine Platte Beyond Missouri Sky als Inspiration für dieses Balladenalbum. Brecker ging es darum, die Melodie sprechen zu lassen, die Stücke nicht unnötig auszuschmücken, es mit weniger Noten zu sagen. Trotzdem ist ein reiches und vielfältiges Album entstanden, das wir nur wärmstens empfehlen können.
Michael Brecker: Time Is Of The Essence. Verve, 1999. CD bestellen bei Amazon.de, Amazon.com, Amazon.fr, Amazon.co.uk. Tenorsaxophonist Michael Brecker spielt hier mit den Schlagzeugern Bill Stewart, Jeff „Tain“ Watts und Elvin Jones, dem Gitarristen Pat Metheny sowie dem Orgelvirtuosen Larry Goldings zusammen. Die drei Schlagzeuger verteilen sich auf jeweils drei der neun Kompositionen.
Michael Brecker: Two Blocks From The Edge. Impulse, 1998. CD bestellen bei Amazon.de, Amazon.fr. Michael Brecker am Tenorsaxophon, Joey Calderazzo am Piano, Jeff „Tain“ Watts am Schlagzeug und James Genus am Bass. Das Quartett wird durch Don Alias an der Perkussion ergänzt. Die fünf Musiker liefern einen Mix aus Funk und Bop. Dazu kommt mit El Nino eine Referenz an den Latino-Zeitgeist und mit Delta City Blues – wie der Titel schon sagt – ein Blues. Balladen wie Cat’s Cradle und How Long ‚Til the Sun runden das gelungene Gesamtbild von neun Kompositionen romantisch ab.