Der Maler, Zeichner und Grafiker Otto Dix (1891-1969) fand einst in Düsseldorf mit der Kunsthändlerin Johanna Ey eine wichtige Förderin, die bereits im September 1920 erste Verkäufe seiner Werke tätigte. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, zeigt seit 1999 – zuerst als Dauerleibgabe, seit kurzem als vom Museum erworbenes Werk, bei dem die Finanzierung allerdings noch nicht ganz abgeschlossen ist – das Bildnis der Kunsthändlerin Johanna Ey (1924) von Otto Dix.
Im Rheinland verkaufte der Künstler seine ersten Arbeiten. Hier erhielt er frühe Impulse, erfuhr frühe Anerkennung und erweiterte das Spektrum seines Schaffens durch technische Experimente im Bereich der Lasurmalerei und der Druckgrafik. Hier fand er nicht nur materielle Sicherung, sondern zudem neues privates Glück. Laut der kommissarischen künstlerischen Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, Anette Kruszynski, wird das gesamte Werk von Otto Dix erst durch die Betrachtung dieser entscheidenden Phase verständlich. Alles gute Gründe, um mit der Aufarbeitung der Düsseldorfer Jahre des Umbruchs „eine empfindliche Lücke“ im Verständnis des Werkes von Otto Dix zu schliessen.
Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, widmet sich noch bis am 14. Mai 2017 mit der Ausstellung und dem zweisprachigen (dt.-engl.) Katalog Otto Dix: Der böse Blick/The Evil Eye insbesondere der Zeit vom Herbst 1922 bis zum November 1925, die der Künstler in Düsseldorf verbrachte.
Der Katalog: Otto Dix: Der böse Blick / Otto Dix: The Evil Eye. Prestel Verlag, 2017, 240 Seiten mit zahlreichen Abbildungen in Farbe und s/w. Den zweisprachigen Katalog (deutsch und englisch) zur Ausstellung in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf bestellen bei (Cookies akzeptieren; wir erhalten eine Kommission bei gleichem Preis) Amazon.de, Amazon.co.uk, Amazon.com.
Bereits im Oktober 1921 war der mittellose Otto Dix bereits einmal aus Dresden nach Düsseldorf gekommen, denn im Rheinland erhoffte er sich Ausstellungsmöglichkeiten und lukrative Portraitaufträge. Hier entwickelte er sich in drei Jahren vom expressiv-veristischen Dadaisten neusachlichen Portraitisten, wobei er an der Kunstakademie Düsseldorf neue Druck- und Maltechniken kennenlernte. Als er 1925 in die pulsierende Hauptstadt Berlin ging, eilte ihm bereits ein Ruf als Gesellschaftskritiker voraus.
Die Einordnung von Otto Dix als Künstler der Neuen Sachlichkeit (New Objectivity) erfolgte 1925 durch den Direktor der Kunsthalle Mannheim, Gustav Hartlaub. Zusammen mit Künstlern wie Max Beckmann, George Grosz, Christian Schad, Conrad Felixmüller und vielen anderen firmiert er seither unter diesem neuen Stilbegriff.
In Düsseldorf etablierte Otto Dix den „bösen Blick“, den er auf die von ihm dargestellten Personen richtete, der aber auch umgekehrt vom Porträtierten ausgehen mag, so Anette Kruszynski.
Otto Dix agierte vor dem Hintergrund der grausamen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges und der turbulenten Zeit der nachfolgenden Weimarer Republik, die 1923 die Hyperinflation erlebte und sich erst danach wirtschaftlich stabilisierte, ehe sie durch den Börsencrash vom Oktober 1929 aus der Bann geworfen wurde.
Doch zwischen der Hyperinflation von 1923 und dem Schwarzen Freitag von 1929 lagen die Goldenen Zwanziger, in denen ein Teil der deutschen Bevölkerung zu Wohlstand kam und sich in Exzessen erging.
Der Katalog erhellt die Zeitläufe und beschreibt die gesellschaftlichen Hintergründe, vor denen Otto Dix seine gesellschaftskritischen Kunstwerke schuf. Die Beiträge widmen sich dem proletarischen Rebell und Grossstadt-Dandy, dem Einfluss Düsseldorfs auf das malerische Werk von Otto Dix, dem grafischen Hauptwerk der Düsseldorfer Jahre, dem 50-teiligen Radierzyklus Der Krieg von 1924, in dem Dix seine Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg verarbeitete, den Aquarellen des Künstlers, der in Düsseldorf erfolgten Verfeinerung seiner grafischen und malerischen Techniken und vielem mehr. Der Werkteil zeigt die ausgestellten Arbeiten. Eine nützliche Biografie von Valerie Malsburg mit historischen Fotos schliesst den Band ab.
Die Düsseldorfer Ausstellung Otto Dix: Der böse Blick / Otto Dix: The Evil Eye ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Tate Liverpool, welche die Schau vom 23. Juni bis am 15. Oktober 2017 übernehmen wird. Dort wird dann zudem die monumentale Serie Menschen des 20. Jahrhunderts des Fotografen und Dix-Zeitgenossen August Sander zu sehen sein.
Seit dem 11. Februar und noch bis am 14. Mai 2017 ist der schonungslose, „böse Blick“ im Stil der Neuen Sachlichkeit von Otto Dix auf seine Zeitgenossen mit rund 200 Werken in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf zu bewundern.
Otto Dix: Der böse Blick / Otto Dix: The Evil Eye. Prestel Verlag, 2017, 240 Seiten mit zahlreichen Abbildungen in Farbe und s/w. Den zweisprachigen Katalog (deutsch und englisch) zur Ausstellung in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf bestellen bei (Cookies akzeptieren; wir erhalten eine Kommission bei gleichem Preis) Amazon.de, Amazon.co.uk, Amazon.com. Die Ausstellung endet am 14. Mai 2017.
Rezension / Ausstellungkritik / Katalogkritik / Artikel vom 14. März 2017 um 10:42. Hinzugefügt zu unseren WordPress-Seiten am 25. Oktober 2024 um 12:20 deutscher Zeit.