Otto Mueller

Jan 23, 2025 at 14:03 111

Das LWL-Museum für Kunst und Kultur, Westfälisches Landesmuseum, Münster zeigt seit dem 20. September 2024 und noch bis am 2. Februar 2025 die Ausstellung Otto Mueller. Der gleichnamige Katalog, dem die hier folgenden Informationen entnommen wurden, erschien im Verlag E. A. Seemann, 2024, 224 Seiten mit 146 Farbabbildungen. Den Katalog bestellen bei Amazon.de.

Bereits 2019 erschien ebenfalls im Verlag E. A. Seemann der zweibändige, 576-seitige Otto Mueller. Catalogue Raisonné Band I: Gemälde | Paintings, Band II: Zeichnungen und Aquarelle | Drawings and Watercolours, erarbeitet von Markus Eisenbeis, Tanja Pirsig-Marshall und Mario-Andreas von Lüttichau (bestellen bei Amazon.de).

Den Anstoss für die Ausstellung in Münster gab der 150. Geburtstag des Künstlers am 16. Oktober 2024. Die Schau wurde kuratiert von Tanja Pirsig-Marshall, zusammen mit Flora Tesch, Ann-Catherine Weise und Anna Luisa Walter. Im Katalog sind zudem Essays von Isabel Fischer, Valentina Bay und Anna Mirga-Kruszelnicka zu finden.

Das Museum selbst besitzt vier Gemälde und einige Grafiken von Otto Mueller. Diese Werke bilden den Ausgangspunkt der Ausstellung, die mehr sein will als eine rein künstlerische Retrospektive.

Ausstellung und Katalog thematisieren das Frauenbild bzw. den angeblichen Sexismus bei Otto Mueller, Rassismus und Diskriminierung, Sehnsuchtsorte, die Otto Mueller zwischen 1924 und 1929 in Osteuropa fand, wo er das Leben der Sinti und Roma („Zigeuner“) als Sujets für seine Kunst entdeckte, Schwarze, afrikanische Masken und der Kolonialismus, das Thema der Badenden, Mensch und Natur, Selbstdarstellung und Fremdwahrnehmung sowie die Kompositionen des Künstlers werden analysiert. Heutige Künstler (Małgorzata Mirga-Tas *1978, Luna De Rosa *1991, Vera Lacková *1989) und ihre Positionen werden Otto Mueller gegenübergestellt. Kunsthistoriker widmen sich den Themen Antirassismus, Antidiskriminierung und Antiziganismus.

Tanja Pirsig-Marshall unterstreicht unter anderem, wie die anderen Brücke-Künstler Otto Mueller als unabhängigen Künstler, der keine Kompromisse einging, respektierten. Noch 1930 habe Ernst Ludwig Kirchner in einem Brief an den Sammler Carl Hagemann (1871– 1945) betont: »er war der einzige, der einen noblen und anständigen Charakter hatte […] er kämpfte für die freie Kunst und machte keine Compromisse [sic!]. Mag sein Vorstellungskreis auch klein gewesen sein, so sind seine Werke doch immer von Qualität und wirklich freie Kunstwerke […]«

Tanja Pirsig-Marshall arbeitet die Bedeutung der – insbesondere französischen – Moderne für Otto Mueller heraus: Gauguin, Cezanne, Derain und Matisse. Hinzu kommt die ägyptische Kunst mit ihrer strengen Reliefform und ihrer Malerei, die Otto Mueller mehrfach als seine Vorbilder benannte. Sie hätten seine Haltung zur Form wesentlich mitbestimmt.

In einem weiteren Essay unter dem Titel „Polarisierend – Muellers Frauenbild“, schreiben Tanja Pirsig-Marshall und Ann-Catherine Weise unter anderem, die Künstler der Brücke seien durch das Studium des Frauenkörpers zu neuen Ansichten gelangt, in dem sie beim Zeichnen der sogenannten Viertelstunden-Akte schnelle Positionswechsel zum Prinzip erhoben hätten. Otto Mueller habe dies ebenfalls aufgenommen und später an der Breslauer Akademie in seinen Aktzeichenkursen fortgeführt. In der freien Natur hätten sich die Künstler von den gesellschaftlichen Zwängen gelöst und für eine neue Form- und Lebensfreiheit gekämpft. Entgegen der akademischen Ausbildung und der Maltradition malten sie in der Natur lebende, bewegte Modelle. Sie zitieren Franziska Uhlig aus dem Jahr 2005: »Die Nacktheit sollte von den Modellen als etwas Natürliches und nicht als entkleideter Zustand erlebt werden, was die eigenen Partnerinnen am Ehesten zu bewerkstelligen vermochten.«

Tanja Pirsig-Marshall und Ann-Catherine Weise behaupten, Otto Muellers nackte Frauenkörper würden heute als deutlich sexistischer und objektivierender aufgefasst als es noch vor einigen Jahrzehnten, seine Paardarstellungen, auf denen der Künstler komplett bekleidet mit einem nackten Modell auf den Schoss gezeigt wird, würden diese Wahrnehmung unterstreichen. Aus einer heutigen feministischen Perspektive heraus betrachtet träten kritische Fragen nach der Reproduktion männlich-patriarchaler Sichtweisen auf Frauenkörperund nach Voyeurismus auf.

Tanja Pirsig-Marshall und Ann-Catherine Weise schreiben, Otto Muellers Frauenbild sei stark von seinen jeweiligen Partnerinnen geprägt gewesen, die alle einem für das frühe 20. Jahrhundert doch sehr modernen Frauenbild entsprochen hätten. Jede von ihnen sei kunstschaffend und grösstenteils selbstbestimmt, im beruflichen wie im privaten Leben gewesen. Die Autorinnen schreiben von der androgynen Frau mit schmalen Hüften, kleinen Brüsten, die als sportlich und erfolgreich galt. Sie sei eine gesunde, optimistisch ins Leben schauende, selbstbewusste Person, allem Neuen gegenüber aufgeschlossen gewesen. Zu ihrem modischen, grossstädtischen Look habe massgeblich der Bubikopf gehört. Häufig erscheine Otto Mueller gerade auf emotionaler un dkünstlerischer Ebene abhängig von seinen Partnerinnen. Dies werde besonders in einzelnen Paardarstellungen deutlich und in der Konsequenz spiegelten seine Werke ganz unterschiedliche Frauenbilder wieder: vom begehrten, sexualisiert dargestellten Objekt bis hin zum Porträt einer modernen starken Frau. Seine Darstellungen des weiblichen Körpers polarisierten. Sie bewegten sich zwischen Sexismus und Emanzipation und liessen viel Raum für Interpretation, Diskussion und Imagination. Doch bereits die obigen Ausführungen der Kuratorinnen und Essayistinnen selbst entkräften in meinen Augen weitgehend den Sexismus- und Objektivierungsvorwurf an den Künstler, den jede Generation immer wieder neu entdecken wird.

Dies und noch mehr findet sich in Ausstellung und Katalog Otto Mueller. Kunst liegt im Auge des Betrachters. Selbst wer den Ausführungen der Kuratorinnen, Kunsthistorikerinnen und Künstlerinnen nicht folgen kann, wird grosse Kunst entdecken. Kontroversen – echt oder herbeigeredet – hin oder her: Otto Mueller bleibt einer der bedeutendsten Expressionisten.

Der Ausstellungskatalog: Otto Mueller, Verlag E. A. Seemann, 2024, 224 Seiten mit 146 Farbabbildungen. Den Katalog bestellen bei Amazon.de.

Biografie von Otto Mueller (weitgehend beruhend auf dem Austellungskatalog)

Der expressionistische Maler und Grafiker Otto Mueller (1874-1930) wurde am 16. Oktober 1874 in Liebau (heute Lubawka in Polen) als zweites von sieben Kindern des Leutnants und Steuerbeamten Julian Mueller und seiner Frau Marie Maywald geboren.

Zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern lebte Otto Mueller die ersten Jahre seines Lebens auf dem Gutshof der Grosseltern im schlesischen Riesengebirge. 1882 zog die Familie zum Vater nach Görlitz, wobei die Kinder in den Ferien weiterhin zu den Grosseltern fuhren.

Nach dem Abbruch des Gymnasiums begann Otto Mueller 1890 eine Lithografenlehre. Zuerst als Volontär an der Görlitzer Lithografenschule, danach bei einem Lithografenmeister.

Von 1894 bis 1897 studierte Otto Mueller an der Dresdner Kunstakademie bei den Professoren Georg Hermann Freye, einem Vetter der Brüder Carl und Gerhart Hauptmann, und 1896 bei Carl Ludwig Noah Bantzer (1857–1941). Eine Zeit lang wohnte er in Dresden bei der Schwester der Brüder Carl und Gerhart Hauptmann, Lotte Hauptmann, und ihrer Gefährtin Mathilde Jaschke Zum Freundeskreis Muellers zählten Richard Dreher (1875–1932), Carl August Rade (1878–1954), Kurt Eberhard Göllner (1880–1959) und Paul Kother.

Den Winter 1898/99 verbrachte Otto Mueller gemeinsam mit Paul Kother in München. Carl Hauptmann bezieht sich in seiner Erzählung Habakuk auf diese Zeit und die Biografie des Künstlers. Trotz Unterstützung seitens Gerhart Hauptmanns wurde er nicht in die Klasse Franz von Stucks (1863–1928) aufgenommen: „Sehr verehrter Herr Hauptmann! Ihr Schützling hat sich bei mir gemeldet, bevor ich Ihren lieben Brief bekam. Leider war es mir unmöglich, ihn in meine Schuleaufzunehmen, da diese schon voll gepfropft ist. Vielleicht ist die Aufnahme im Sommer Semester möglich, es würde mich sehr freuen, wenn ich gefällig sein könnte.“ Otto Mueller entschloss sich, seine Studien der Malerei selbstständig fortzusetzen.

1898 ging er mit seinem Malerfreund Paul Kother nach München, um an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste sein Studium der Malerei fortzusetzen. Doch obschon der 1895 als Professor an die Akademie berufene Franz von Stuck bereit war, ihn anzunehmen, liess Otto Mueller sein Vorhaben schon nach der ersten Korrektur aus ungeklärten Gründen fallen. Stattdessen beschloss er, fortan die Malerei im Selbststudium zu betreiben, wobei ihn laut Mario Andreas von Lüttichau (Otto Mueller. Ein Romantiker unter den Expressionisten, 1993) insbesondere die Werke von Hans von Marées und Arnold Böcklin anzogen.

Otto Muellers um 1903 entstandenes Ölgemälde Stehender Mädchenakt mit Dolch (Lukretia) (Katalog S. 38, Abb. 1) zeigt meiner Meinung nach den Einfluss von Franz von Stuck.

Das Frühjahr und den Sommer 1899 verbrachte er allein in Wolfratshausen, südlich von München, im Herbst kehrte er nach Dresden zurück. Dort verkehrte er im Kreis der Elbier. Er machte die Bekanntschaft von Maria Mayerhofer (1880–1952), genannt Maschka. Sie wurde seine Geliebte, Lebensgefährtin, Ehefrau (1905 bis 1921) und sein wichtigstes Modell. Ihre intensive Partnerschaft existierte trotz der Scheidung 1921 und anderer Beziehungen des Künstlers bis zu seinem frühem Tod weiter. Maschka wiederholte öfters, dass sie bedauerte, ihn verlassen zu haben. Otto Muellers Schwester Emmy notierte in ihren Erinnerungen dazu: »Das Geniale in ihr wirkte befruchtend auf Muellers Schaffen. Ihr sinnliches, dämonischesWesen brachte Mueller jedoch viel Herzeleid und störte die Harmonie«.

Maria Mayerhofer wird im Katalog von Tanja Pirsig-Marshall und Ann-Catherine Weise als starke, eigenständige Frau, Putzmacherin (Modistin) und Malerin beschrieben, die Otto Mueller oft als Modell diente, angefangen bei den frühen Porträts, den Figurenbildern mit Eidechse, dem Stehenden Mädchenakt mit Dolch (Lukretia) und Kleopatra, den Darstellungen der Tänzerinnen und Tanzpaaren, Badenden und Akte bis hin zu den Bildnissen der 1920er Jahre, in der sie einen zeittypischen Bubikopf trägt.

Gemeinsam mit dem Schriftsteller Gerhart Hauptmann und dessen Sohn Ivo reiste Otto Mueller 1901 nach Lausanne in die Schweiz und nach Pallanza in Italien. Mit Gerhart Hauptmann und seinen drei Söhnen vebrachte er 1901 Zeit auf Hiddensee. Die folgenden Jahre zog es ihn zusammen mit Maschka an verschiedene Orte im Riesengebirge. 1904 wohnte Otto Mueller in Rockau bei Dresden.

1905 erfolgte die erwähnte Hochzeit mit Maschka in Schönfeld bei Dresden. Dies war das Jahr, in dem am 7. Juni die Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt- Rottluff die Künstlergruppe Brücke in Dresden gründeten. Als Künstler waren sie Autodidakten auf der Suche nach neuen, direkten Ausdrucksformen. Sie lehnten sich gegen konventionale Mal- und Lebensweisen auf, brachen mit der akademischen Tradition.

1906 wurden Werke von Otto Mueller in einer Gruppenausstellung im Sächsischen Kunstverein in Dresden gezeigt. Laut Katalog war der junge Künstler von Cezanne, Gauguin und Matisse beeinflusst. Doch am wichtigsten seien für ihn die Mitglieder der Künstlergruppe Brücke gewesen: Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Max Pechstein.

1906–07 lebten Otto und Maschka überwiegend in Mittel-Schreiberhau bei Carl Hauptmann. Im Herbst folgte der Umzug nach Berlin, wo sie zunächst bei seinen Eltern in Steglitz und dann in der Nähe, Hubertusstraße 4, wohnten Otto Mueller wurde damals Teil des »Literarischen Zirkels« um den Verleger Samuel Fischer und verbrachte den Sommer mit Maschka in Sierksdorf an der Lübecker Bucht.

Im März 1908 bezog Otto Mueller seine Atelierwohnung im Dachgeschoss der Mommsenstrasse 60 in Berlin. Im November 1911 übernahm es Erich Heckel, im Dezember 1919 Otto Herbig.

1908 verbrachten Otto Mueller und Maschka zusammen mit seinen Schwestern den Sommerurlaub auf der Insel Fehmarn, wo eine Reihe von Darstellungen von badenden Mädchen am Strand entstanden.

1909 folgt eine Ausstellung mit Otto Muellers Arbeiten in der Galerie Gurlitt in Berlin, gemeinsam mit Werken von Carl Hofer. In jenem Jahr sind Die großen Badenden von Paul Cézanne in der XVIII. Ausstellung der Berliner Secession in Berlin zu sehen. In der Hauptstadt zeigte zudem der Galerist Paul Cassirer Werke von Henri Matisse.

Der Zirkus Sarasani organisierte ›Völkerschauen‹ mit marokkanischen Artisten in Dresden und von April bis Mai 1910 gastierte »Das Afrikanische Dorf. Neue Sittenbilder aus Afrika« in Dresden. Zeichnungen von Ernst Ludwig Kirchner können laut Katalog mit diesen Ereignissen in Verbindung gebracht werden.

1910 waren Otto Muellers Werke Teil der Ausstellung der Zurückgewiesenen der Berliner Sezession im Kunstsalon Maximilian Macht. Dort stellten auch die Brücke-Künstler aus. In jenem Jahr kam es zur Gründung der Neuen Secession, einer Abspaltung der Berliner Secession, deren Mitglied Otto Mueller wurde.

Otto Mueller freundete sich mit den Brücke-Künstlern Erich Heckel (1883–1970) und Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) an und nahm daraufhin im Herbst jenen Jahres an deren bedeutender Ausstellung in der Galerie Arnold in Dresden teil, die den Brücke-Künstlern zum Durchbruch verhalf, sie weit über die Stadt hinaus bekannt machte. Parallel zu ihren Werken wurden solche von Paul Gauguin ausgestellt.

Otto Mueller wurde 1911 offiziell Mitglied der Brücke, deren Künstler in jenem Jahr von Dresden nach Berlin übersiedelten, wo ihr Zusammenhalt nicht mehr so eng war. Die Expressionisten hatten 1910 zusammen mehrere Wochen an den Moritzburger Teichen bei Dresden verbracht.

Otto Mueller und Maschka kündigten im März 1911 ihre Berliner Wohnung und verbrachten den April bei Marie Hauptmann in Dresden. Von dort reisten sie nach Prag und verbrachten den Sommer im tschechischen Mníšek pod Brdy. Die Unterkunft stellte ihnen der Farbenfabrikant Nowak zur Verfügung. Otto Mueller traf damals die tschechischen Künstler Emil Filla, Bohumil Kubišta,Vincenc Beneš, Emil Artur Pittermann, Otakar Kubín und Willi Nowak. Ernst Ludwig Kirchner gesellte sich Ende Juli ebenfalls für zehn Tage  zu ihnen. Mueller und Kirchner arbeiteten im August und September gemeinsam in Kirchners Atelier in Dresden. Im November bezog Otto Mueller eine neue Atelierwohnung in der Varziner Strasse 8 in Berlin.

1912 stellte die Brücke in der Galerie Gurlitt in Berlin aus sowie gemeinsam mit der tschechischen Künstlergruppe Osma (Die Acht) in Prag. Zudem beteiligte sich Otto Mueller an der 2. Ausstellung der russischen Künstlergruppe Karo-Bube in Moskau sowie an mehreren Ausstellungen des Blauen Reiters und der Internationalen Kunstausstellung des Sonderbundes westdeutscher Kunstfreunde und Künstler in Köln. 1912 wurde eine Zeichnung von Otto Mueller, die sich heute in der Albertina in Wien (Kat. 60) befindet, im Almanach Der Blaue Reiter von 1912 veröffentlicht.

Den Begriff „Expressionismus“ prägte übrigens der Berliner Verleger, Schriftsteller und Kunsthändler Herwarth Walden (eigentlich Georg Lewin) erst im Jahr 1911. Die Künstlervereinigung Brücke löste sich bereits 1913 nach internen Differenzen auf, doch Otto Mueller blieb den anderen ehemaligen Mitgliedern weiterhin eng verbunden. Im Sommer besuchte er gemeinsam mit seiner Frau Maschka seinen Freund Ernst Ludwig Kirchner auf der Ostseeinsel Fehmarn, wo sich auch Max Pechstein aufhielt. Zudem nahm Otto Mueller 1913 an der Herbstausstellung der Berliner Secession um den Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer teil.

1914 verstarb Maschkas Schwester. Ihr Vater, Eugen Mayerhofer, zog daraufhin zu Otto Mueller und seiner Frau nach Berlin. Während Maschka im Sommer nach Warnemünde fuhr, blieb Otto in der Hauptstadt. Im Herbst verbrachten alle drei zusammen sechs Wochen in Niederschlesien, in Bad Reinerz und dem Klessengrund.

1914 beteiligte sich Otto Mueller an der 1. Ausstellung der Freien Secession in Berlin. In jenem Jahr ging die Freie Secession aus der Neuen Secession in Berlin hervor.

Im Dezember 1915 wurde Otto Mueller mit der Gestaltung des Eingangsraums des neuen Gebäudes der Freien Secession am Kurfürstendamm beauftragt, an dem er im folgenden Jahr zu arbeiten begann. 2016 beteiligte er sich zudem an der 2. Ausstellung der Freien Secession in Berlin.

Am 10. Juli 2016 wurde Otto Mueller zum Kriegsdienst einberufen. Von Ende Juli bis Ende Januar 1917 diente er als Armierungssoldat im belgischen Namur. In Berlin zog er um an die Wilhelmshöher Straße 18.

Im Februar 2017 wurde er nach Nordfrankreich versetzt. Im April zog er sich eine Lungenentzündung zu und wurde ins Reservelazarett nach Neuss verlegt. Hier schuf er einige Auftragsporträts. Mitte September wurde er an die polnisch-ukrainische Grenze versetzt. Um die Bilderverkäufe in Berlin kümmert sich Maschka. Trotz Kriegsdienst waren Werke von Otto Mueller auf der Großen Berliner Kunstausstellung in Düsseldorf, der 3. Ausstellung der Freien Secession in Berlin, auf der Herbstausstellung der Galerie Arnold in Dresden und in der Ausstellung deutscher Malerei, 19. und 20. Jahrhundert der Zürcher Kunstgesellschaft im Kunsthaus Zürich zu sehen.

1918 nahm er an Großen Kunstausstellung im Nassauischen Kunstverein in Wiesbaden teil. In jenem Jahr wurde der Soldat Otto Mueller als Zeichner nach Berlin zur Luftschifffahrtsabteilung versetzt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Otto Mueller 1919 an die Breslauer Akademie als Lehrer für Aktmalerei berufen. Bis zu seinem Tod 1930 arbeitete er dort als Professur an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe. Zu seinen Kollegen gehörten der Maler Oskar Moll, der Architekt Hans Scharoun und der Maler, Bildhauer und Bühnenbildner Oskar Schlemmer, der zuvor von 1920 bis 1929 am Bauhaus in Weimar und Dessau tätig gewesen war.

Maschka trennte sich 1919 von Otto Mueller, ging nicht mit nach Breslau. Seine Schülerin Irene Altmann wurde seine neue Lebensgefährtin. Laut Brücke-Museum scheiterte die Beziehung, da deren Vater eine Heirat mit einem nichtjüdischen Mann verbot.

1919 hatte Otto Mueller seine erste Einzelausstellung mit 37 Werken in der Galerie Paul Cassirer in Berlin. Er wurde zu einem der wichtigsten Künstler der Galerie Möller. Deren Inhaber, Ferdinand Möller, zeigte Zeichnungen und Lithografien von Otto Mueller in seinen Privaträumen in Breslau.

1920 zeigte der Künstler Gemälde, Zeichnungen und Grafiken in der Galerie Arnold in Dresden. 1921 liess er sich von seiner Frau Maschka scheiden und trennte sich von seiner Lebensgefährtin Irene Altmann.

Im August 1921 nahm Otto Mueller an der 16. Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in der Kunsthalle Hamburg sowie an der Eröffnungsausstellung der Modernen Abteilung der Galerie Dr. Fritz Goldschmidt und Dr. Victor Wallerstein in Berlin teil. In dieser Zeit wurde er Mitglied im Künstlerbund Schlesien, der der Breslauer Akademie nahestand.

Im Frühjahr 1922 erschien seine erste Mappe Otto Mueller: 10 Lithographien. In jenem Jahr heiratete er Elsbeth Lübke, wie Irene Altmann eine Schülerin an der Breslauer Akademie. 1925 kam ihr gemeinsamer Sohn Josef zur Welt. Dennoch hielt ihre Ehe nur bis 1927.

1923 folgte eine weitere grosse Einzelausstellung in der Galerie Ferdinand Möller sowie die Teilnahme an der Gruppenausstellung Kreis der Brücke in der Galerie Möller sowie in der Galerie Dr. Fritz Goldschmidt und Dr. Victor Wallerstein in Berlin. Auf Vermittlung Möllers nahm Otto Mueller zudem an der von Wilhelm R. Valentiner organisierten Ausstellung Modern German Art in der Anderson Gallery in New York teil.

Den Sommer 1923 verbrachte er gemeinsam mit Erich und Siddi Heckel an der Flensburger Förde. 1924 folgte seine erste Reise nach Südosteuropa in Begleitung von Maschka, die sie nach Sarajewo in Bosnien sowie Dubrovnik und Split an der dalmatinischen Küste führte. 1925 folgte eine Reise nach Szolnok an der Theiss in Ungarn.

Nach der Scheidung von Elsbeth Lübke 1927 blieb der gemeinsame Sohn bei der Mutter in Berlin. Die auf einem Akademiefest kennengelernte Elfriede Timm wurde Otto Muellers neue Lebensgefährtin. Im Sommer reiste er erneut nach Szolnok an der Theiss. 1927 stellte Otto Mueller zudem auf der Eröffnungsausstellung der Galerie Ferdinand Möller am Schöneberger Ufer in Berlin aus.

1928 reiste er gemeinsam mit Elfriede Timm nach Paris und später über München und Passau nach Lom in Bulgarien. In jenem Jahr werde Werke von ihm mehrfach in der Galerie Ferdinand Möller in Berlin gezeigt. Auf der Ausstellung Deutsche Kunst in Düsseldorf wurden seine Gemälde mit einer Medaille ausgezeichnet. Eine Einzelausstellung des Künstlers in den Räumen des Künstlerbunds präsentierte insgesamt 23 seiner Öl- und Pastellbilder. Die Schau 1928 gilt als sein »letzter großer Triumph«.

Die Gesellschaft der Freunde Junger Kunst in Braunschweig widmet ihm von November bis Dezember 1929 eine große Einzel ausstellung. Zudem ist er Teil der »Künstlerbund-Ausstellung« in Berlin, ebenfalls noch im Jahr 1929.

Im Sommer 1929 reiste Otto Mueller nach Budapest und von dort aus nach Plovdiv in Bulgarien. Den Winter verbrachte er gemeinsam mit Erich Heckel im Riesengebirge und hoffte auf Besserung seines fortschreitenden Lungenleidens.

Die Galerie Möller stellte 1930 eine grosse Zahl seiner Werke aus. Im Frühjahr Reise nach Dalmatien. Da sich sein Gesundheitszustand extrem verschlechtert, reiste er Anfang Juli zur Kur nach Bad Salzbrunn im Riesengebirge und heiratete sechs Tage vor seinem Tod seine letzte Lebensgefährtin Elfriede Timm. Am 24. September 1930starb Otto Mueller in der Lungenheilanstalt Obernigk bei Breslau.

Sein Nachlass wurde 1931 unter seinen drei Ehefrauen aufgeteilt. In jenem Jahr fanden Gedächtnis-Ausstellungen zu Otto Mueller in Breslau und Berlin statt.

Die Nazis beschlagnahmten später über 400 Werke von Otto Mueller. Allein 1937 wurden 357 seiner Arbeiten aus deutschen Museen entfernt. 26 seiner Werke waren in der Ausstellung Entartete Kunst 1937 in München zu sehen.

Der Ausstellungskatalog: Otto Mueller. Blicke, Körper, Distanz, Verlag E. A. Seemann, 2024, 224 Seiten mit 146 Farbabbildungen. Den Katalog bestellen bei Amazon.de.

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Rezension von Ausstellung und Katalog Otto Müller. Blicke, Körper, Distanz im LWL-Museum für Kunst und Kultur, Westfälisches Landesmuseum, Münster, publiziert am 23. Januar 2025 um 14:03 deutscher Zeit. Letzte Details zum Lebenslauf aus dem Otto Mueller. Catalogue Raisonné/Werkverzeichnis hinzugefügt um 19:52.