Der Katalog Paul Klee. Tierisches erscheint als begleitende Publikation der gleichnamigen Ausstellung vom Zentrum Paul Klee (ZPK) in Bern in Kooperation mit den Internationalen Tagen, Boehringer Ingelheim. Die Ausstellung findet vom 5. September bis am 8. November 2020 im Kunstforum Ingelheim – Altes Rathaus statt.
Die Internationalen Tage Ingelheim fanden erstmals 1959 statt. Das in der Stadt ansässige Unternehmen Boehringer sponsort so seither jährlich Veranstaltungen, die ein Land und seine Menschen, Natur und Umwelt, Bräuche und Feste sowie Kulinarisches, aber auch Kulturelles vorstellen.
Paul Klee (*1879 bis †1940) schuf in seinem zu kurzen Leben rund 10,000 Werke. Die Darstellung von Tieren spielt dabei eine besondere Rolle. Spielerisch erkundet der Künstler die Grenzen zwischen Vermenschlichung der Tiere und Vertierung des Menschen. Zu den häufig wiederkehrenden Sujets gehören Vögel und Fische, die sich in Luft und Wasser frei bewegen. Seine Lieblingstiere waren Katzen. Mischwesen wie Doppelschwanz-Dreiohr und Sphinxen oder die Erfindung einer neuen Tierart, dem URCHS, spiegeln die unendliche Fantasie des Künstlers wieder. Paul Klee schärft den Blick für die menschliche Seite der Tiere wie das Tier im Menschen. Oft kehrt er in seinen Bildern die Rollen um. Mit Tierfabeln kommentiert er politisches Geschehen oder führt in zoologischen Szenen menschliches Verhalten vor Augen. Mit Tieren schafft er kritische, heitere, ironische Distanz.
Die Ausstellung im Kunstforum Ingelheim – Altes Rathaus ist wie der Katalog thematisch gegliedert: Tiergarten, Mensch und Tier, Mischwesen, URCHSe, Katzen, Hunde, Vögel, Fische. Bei den ausgestellten Arbeiten handelt es sich in der Mehrzahl um Werke auf Papier, die oftmals auf Grund ihrer Fragilität und Lichtempflindlichkeit nur selten öffentlich gezeigt wurden. Sie stammen aus dem Zentrum Paul Klee in Bern – mit der weltweit grössten Klee-Sammlung immer eine Reise wert! – sowie aus weiteren öffentlichen und privaten Sammlungen.
Paul Klee. Tierisches ist ein Bildband mit einem einführenden Text von Myriam Dössegger, mit 120 Abbildungen reich illustriert. Das Konzept der Ausstellung haben Myriam Dössegger und Fabienne Eggelhöfer (Chefkuratiorin ZPK) 2018/19 erstmalig für das Zentrum Paul Klee in Bern realisiert. In Ingelheim ist die Schau auf Grund der räumlichen Verhältnisse intimer. Zudem wurde hier ein Katalog als Begleitpublikation geplant.
Die Klee-Kennerin Myriam Dössegger beschreibt einen Künstler, der sowohl als geheimnisvoller Mystiker als auch als scharfsinniger Analytiker der Gesellschaft und des Alltäglichen auftrat. Seine Vielseitigkeit spiegle sich in seinen Tierdarstellungen wieder. Die Autorin verweist auf das schwierige Verhältnis zwischen Mensch und Tier (Haustier, Nutztier), die Widersprüche und Unterschiede. Paul Klee habe all das genau beobachtet.
Myriam Dössegger analysiert Paul Klees Werk als lebenden Organismus, beschreibt seine Naturstudien, sein Nachdenken über das Wesen der Tiere, die Beziehung Mensch und Tier, Imagination und Reduktion der Natur in seinem Werk, vertierte Menschen, Tier-Maschinen und andere Mischwesen in seinen Arbeiten.
Ulrich Luckhardt, Nina Zimmer, Hrsg.: Paul Klee – Tierisches. Hirmer Verlag, 2020, 144 Seiten mit 120 Abbildungen, 22 x 26 cm, gebundene Ausgabe. Das Buch bestellen bei Amazon.de.
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Rezension / Buchkritik hinzugefügt am 9. September 2020 um 18:41 deutscher Zeit.