Zum Tod von Tina Turner

Mai 25, 2023 at 10:03 384

Wie gestern abend in der englischen Ausgabe berichtet, verstarb Tina Turner am 24. Mai 2023 nach langer, schwerer Krankheit in ihrem Haus in Küsnacht nahe Zürich mit 83 Jahren.

Ihre Todesursache wurde nicht genau bezeichnet, doch die Sängerin erhielt 2017 von ihrem zweiten Ehemann, Erwin Bach, eine Niere, da sie an Nierenversagen litt. Zudem wurde bei Tina Turner bereits 2016 ein Darmkrebs diagnostiziert. Das Leben ist nicht immer fair. Sie hätte einen schönen Lebensabend verdient gehabt.

Anstelle eines Nachrufs hier ein kurzer Artikel vom 15. Januar 2000, den ich anlässlich des Erscheinens ihres Albums Twenty Four Seven (EMI, Ende 1999; Amazon.com, Amazon.co.uk, Amazon.de) schrieb:

Anna Mae Bullock (26. November 1939 – 24. Mai 2023) wurde in Brownsville, Tennessee, geboren, trat ab 1957 mit ihrem Mentor Ike Turner im Duo Ike & Little Ann auf. 1958 wurde die Partnerschaft auf dem Standesamt besiegelt. Mit „A Fool In Love“ landeten Ike & Tina Turner 1961 ihren ersten Erfolg, in den USA eine Nummer 27. Eine Reihe von Hits wie „I Idolize You“, „It’s Gonna Work Out Fine“ oder „Tra La La La La“ folgten. Häufige Plattenwechsel und Auftritte in Las Vegas prägten die 60er Jahre, an deren Ende Black Music-Versionen von „Come Together“, „Proud Mary“ oder „Hony Tonk Woman“ dem hart arbeitenden Duo (the hardest working couple in showbiz) neue Hits bescherten.

Im September 1973 erreichten die zwei Musiker mit „Nutbush City Limits“ (GB Nummer 3, D 2, USA 26) iheren gemeinsamen Karrierehöhepunkt. Mit dem Lied erinnerte die Autorin Tina Turner an den kleinen Ort in der Nähe von Memphis, wo ihre Liebesbeziehung zu Ike begonnen hatte. Doch bereits 1972 und vor allem ab 1974 verfolgten die zwei auch getrennte Wege (Tinas Acid Queen-LP, ihre erste Soloarbeit, war ein Flop).

1976 trennten sie sich, Ike war durch seine Kokainsucht unberechenbar geworden. Tina Turner schaffte nach einer Durchstrecke ab 1983 ihren Durchbruch als Solokünsterlin. Ihr Album Private Dancer erhielt 1984 rasch Platin. Die Single-Auskopplungen „Private Dancer“, „What’s Love Got To Do With It“ und „Better Be Good To Me“wurden ebenfalls Bestseller (Nummern 7, 1 und 5 in den USA). Ihr Mix aus Soul, Funk und Rock traf den Mainstream-Geschmack.

Im Film Mad Max III – Beyond Thunderdome spielte sie mit und ihr Titelsong „We Don’t Need Another Hero“ (USA Nummer 2) sowie die Auskopplung „One Of The Living“ (USA Nummer 15) bescherten ihr weitere Hits. Ihre Autobiographie I, Tina, mit Hilfe von Rolling Stone-Redakteur Kurt Loder verfasst, erschien. Für den deutschen Markt schrieb ihr langjähriger Betreuer Gerd Augustin das Taschenbuch Tina Turner.

Das Album Break Every Rule landete 1986 in den USA auf Nummer 1. Auch mit Foreign Affair (1989; remastered 2021: Amazon.de) schlug sie erneut zu. Simply The Best (Amazon.de) folgte 1991. 1993 lief ihre verfilmte Autobiographie What’s Love Got To Do With It mit Angela Bassett in der Hauptrolle in den Kinos an. Mit dem James Bond-Titelsong zu Goldeneye (Amazon.de) landete sie 1995 einen weiteren Grosserfolg. Das Album Wildest Dreams 1995 war dagegen mittelmass (es stieg nur in den GB-Charts hoch).

Ihr neuestes Album Twenty Four Seven (1999) enthält mit „Whatever You Need“, „When The Heartache Is Over“, „Don’t Leave Me This Way“ oder „Go Ahead“ solide Songs, von Tina Turner stimmlich hervorragend interpretiert. Die musikalische Begleitung ist leider zumeist zu einfach gestrickt, eine Spur zu billig. Trotzdem haben einige Tracks durchaus das Potential, in der Hitparade hoch zu steigen, nicht zuletzt der Titelsong „Twenty Four Seven“.

Siehe zu Tina Turner und Ike & Tina Turner das Fischer Rockmusik Lexikon, auf das sich dieser Artikel stützt.

P.S. Manchmal pickt sich bei einem Konzert ein Künstler eine Person im Publikum, für die er singt und die er immer mal wieder direkt anschaut. Das ist mir mit Tina Turner vor vielen Jahren bei einem Konzert in einem Fussballstadion passiert.

Tina Turner wohnte in Küsnacht bei Zürich. Sie hatte 2013 die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen. Zumindest vor einigen Jahren konnte man sie hin und wieder einmal auf der Hotelterrasse des Storchen in Zürich sehen.

Tina Turner : Twenty Four Seven. Original release 1999. CD bestellen bei Amazon.com, Amazon.co.uk, Amazon.de.

Tina Turner: All The Best. EMI, November 2004. Doppel-CD mit 33 ihrer grössten Hits + 3 (damals) neuen Song. Bestellen bei Amazon.com, Amazon.co.uk, Amazon.de.

Artikel ursprünglich vom 15. Januar 2000. Zu unseren WordPress-Seiten am 25. Mai 2023 um 10:03 Schweizer Zeit als Nachruf mit einigen Ergänzungen zum Tod hinzugefügt. Zuletzt ergänzt um 10:52.