CDU trotz leichten Verlusten klar stärkste Kraft bei der Kommunalwahl in NRW; die AfD verdreifacht sich

Sep. 15, 2025 at 17:35 212

Bei der Kommunalwahl vom 14. September 2025 im wählerstärksten Bundesland Deutschlands, Nordrhein-Westfalen (NRW), waren 13,7 Millionen Menschen wahlberechtigt. Neben deutschen Staatsangehörigen dürfen bei der NRW-Kommunalwahl zudem auch alle EU-Bürger, die am Wahltag mindestens 16 Jahre alt sind, teilnehmen. Deshalb ist die NRW-Kommunalwahl mit der Bundestagswahl nur bedingt zu vergleichen.

Gewählt wurden Oberbürgermeister, Bürgermeister, Landräte, Kreistagsmitglieder, Stadt- und Gemeinderäte. In vielen Städten und Gemeinden wurden zudem sogenannte Integrationsräte gewählt sowie im Regionalverband Ruhr (RVR) das sogenannte Ruhrparlament (Verbandsversammlung). Ingesamt ging es um rund 20,000 kommunale Ämter und Mandate in NRW, wobei es für (Ober-) Bürgermeister-Posten am 28. September 2025 noch zu weit über 100 Stichwahlen kommen wird, so in Städten wie zum Beispiel Aachen, Bonn, Bochum, Bielefeld, Düsseldorf, Dortmund und Köln. In den drei Städten, Duisburg, Gelsenkirchen und Hagen, schaffte es die AfD in die Stichwahl, wobei insbesondere Vertreter von CDU und SPD klar machten, dass sie am 28. September 2025 gegenseitig die Kandidaten „demokratischer“ Parteien gegen die AfD unterstützen würden.

Laut dem vorläufigen Wahlresultat lag die Wahlbeteiligung bei 56,8%, eine deutliche Steigerung gegenüber der letzten Kommunalwahl von 2022 mit 51,9%. Es handelt sich um die beste Kommunalwahlbeteiligung seit 1994 (81,7%!), wobei damals gleichzeitig der Bundestag gewählt wurde.

Die Kommunalwahl vom 14. September 2025 bestätigte zwar laut dem vorläufigen Ergebnis die CDU als stärkste Partei mit 33,3%, doch verloren die Christdemokraten 1 Prozentpunkt gegenüber 2020. Die SPD, im Bund der Koalitionspartner der CDU, musste gar Verluste von 2,2 Prozentpunkten verkraften und landete bei nur noch 22,1%. Für beide Parteien ist es das schwächste Ergebnis auf kommunaler Ebene seit der Gründung des Bundeslandes NRW im Jahr 1946.

Die CDU-Koalitionspartner auf Landesebene, die Grünen, erlebten sogar ein Wahldesaster: 13,5% bedeuten ein Minus von 6,5 Prozentpunkten gegenüber der Kommunalwahl 2020. Auch für die Grünen handelt es sich um einen historischen Tiefpunkt.

Die oppositionelle, in Teilen rechtsextreme AfD schaffte knapp eine Verdreifachung ihres Ergebnisses von 2022. Sie stieg um 9,4 Prozentpunkte auf 14,5%, was allerdings noch immer deutlich unter dem Ergebnis der Bundestagswahl 2025 liegt. Dennoch hat AfD-Landeschef Martin Vincentz recht, wenn er seine Partei als „Siegerin dieser Kommunalwahl“ bezeichnet. Der Co-Parteichef der Bundes-AfD, Tino Chrupalla, schrieb auf dem sozialen Netzwerk X: „Wir sind Volkspartei und tragen alle eine große Verantwortung für Deutschland.“

Die Linke, die andere extreme Partei am anderen Ende des politischen Spektrums, freute sich ebenfalls über ein Plus, auch wenn dieses mit 1,8 Prozentpunkten und neu 5,6% bescheiden ausfiel. Die Ränder wurden auf Kosten der Mitte gestärkt. Dazu gehört auch das schwache Abschneiden der Liberalen. Die FDP büsste laut dem vorläufigen Ergebnis 1,9 Prozentpunkte ein und landet neu bei erbärmlichen 3,7%.

Andere Parteien kamen insgesamt auf 7,4%, ein Plus von 0,4 Prozentpunkten. Das unterstreicht zusätzlich, dass die Wähler mit dem aktuellen politischen Angebot in NRW und im Bund nicht zufrieden sind.

Der beliebte NRW-Ministerpräsident und Rivale von Kanzler Merz, Hendrik Wüst, gab heute, am 15. September 2025, ein Statement vor laufenden Kameras ab. Darin redete er die Lage der NRW-CDU schön, indem er betonte, die CDU habe gegenüber 2020 rund 120,000 Stimmen hinzugewonnen. Da die Wahlbeteiligung stieg, hat die CDU wie erwähnt 1 Prozentpunkt verloren. Zudem war bereits 2020 mit 34,3% ein historisches Tief für die CDU gewesen, das nun nochmals unterboten wurde.

Bezüglich der AfD unterstrich Hendrik Wüst heute, trotz der Zugewinne liege die Partei in NRW 10 Prozentpunkte unter dem Niveau der AfD-Bundespartei. Er verwies allerdings auch darauf, dass der Aufstieg der AfD niemanden ruhig schlafen lasse, dass die demokratischen Partei die Probleme in NRW angehen und lösen müssten. Er betonte, die CDU in Nordrhein-Westfalen sei der Schrittmacher und das Kraftzentrum der CDU. 74% der Menschen in NRW lebten in Wahlkreisen, in denen die CDU die stärkste Kraft sei, und dies auch auf dem Land.

Zum Schluss seines Statements dankte Hendrik Wüst noch kurz Kanzler Friedrich Merz und dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder für ihren Einsatz bei der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen. Doch zuvor hatte er mit den oben erwähnten Worten von der NRW-CDU als „Schrittmacher“ und „Kraftzentrum“ der CDU seine Machtansprüche klar gemacht.

Der CDU-Fraktionschef im Bund, Jens Spahn, sah kurioserweise die Ergebnisse in NRW als Rückenwind für die schwarz-rote Koalition im Bund, obwohl beide Partei Prozentpunkte verloren. Spahn behauptete, das Ergebnis sei Ansporn für eine ruhige pragmatische Arbeit. In Realität liegt die Beliebtheit der Bundesregierung laut Umfragen auf dem tiefsten Punkt seit Amtsantritt. Immerhin mahnte Fraktionschef Spahn zugleich: „Der Zuwachs der extremen Rechten muss uns allen ein Weckruf sein: Armutsmigration, Sozialmissbrauch und zu oft gescheiterte Integration dürfen nicht tabuisiert werden.“

Das Kernproblem liegt allerdings vor allem beim fehlenden Wachstum in Deutschland, der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit, wobei die Zerstrittenheit der Bundesregierung bereits an die Endphase der Ampel erinnert. Laut Umfragen hat Schwarz-Rot den Politikwechsel nicht geschafft, die klare Mehrheit der Wähler hat kein Vertrauen in Bundesregierung und Kanzler. Bringt der angekündigte Reformherbst keine tangiblen Resultate, werden die kommenden Wahlresultate für Union und Sozialdemokraten noch schlechter ausfallen.

Siehe auch die Artikel zur Landtagswahl in NRW vom 15. Mai 2022 und zur Wiederwahl von Ministerpräsident Hendrik Wüst 2022.

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Photo: Hendrik Wüst im Jahr 2018. Foto Copyright © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons).

Artikel vom 15. September 2025 um 17:35 deutscher Zeit. Zuletzt aufdatiert am 16. September 2025 um 13:11: „Die Ränder wurden auf Kosten der Mitte gestärkt“ und nicht geschwächt, wie irrtümlich zuerst geschrieben.