2016: Gescheiterter Coup in der Türkei

Jul 16, 2016 at 07:29 131

Präsident Erdogan erklärt vor Anhängern in Istanbul den Militärputsch für gescheitert

Laut Reuters hat das loyale Militär die Kontrolle über das militärische Hauptquartier wieder übernommen.

Die USA, die EU, die UNO wie auch Deutschland haben sich hinter die Regierung Erdogan gestellt. Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert sagte heute morgen, die Demokratie in der Türkei müsse respektiert werden.

Inzwischen sollen laut dem türkischen Justizministerium bereits 754 Militärangehörige festgenommen worden sein.

Präsident Erdogan sagte um 06:25, die Fluggesellschaft Turkish Airlines habe ihre Flüge wieder aufgenommen. Das loyale türkische Militär hat folglich die Hoheit über den türkischen Luftraum zurück gewonnen. Am Freitag flogen F-16 Kampflugzeuge der Putschisten im Tiefflug über Städte wie Ankara, Istanbul und Izmir.

Die von Präsident Erdogan und der türkischen Regierung dafür verantwortlich gemachte Gülen-Bewegung hat jede Verwicklung in den Coup bestritten. Wie bereits erwähnt haben alle drei im Parlament vertretenen Oppositionsparteien den versuchten und nun anscheinend gescheiterten Militärputsch verurteilt.

Nach wie vor gibt es Stimmen die behaupten, der Coup sei vom Regime inszeniert worden. In jedem Fall konnte er auf keine grosse Unterstützung in der Bevölkerung zählen.

Hinzugefügt 16. Juli 2016 um 07:10 Schweizer Zeit: Wie in der englischen Ausgabe bereits berichtet, gab es eine versuchte Machtübernahme durch das Militär in der Türkei. Der Coup scheint gescheitert zu sein.

Allerdings sollen Militärjets laut dem Fernsehsender NTV beim Präsidentenpalast in Ankara heute morgen Bomben angeworfen haben. Von Schäden ist nichts bekannt. Alle Angaben unten sowie im englischen Artikel sind mit Vorsicht zu geniessen. Die Lage ist weiterhin unklar.

Präsident Erdogan hielt sich um Mitternacht noch versteckt. Zu jener Zeit kommunizierte er über ein Smartphone mit dem Fernsehsender CNN Turk. Er sagte, es handle sich um einen versuchten Coup einer Minderheit des Militärs. Erdogan befand sich in den Ferien und wurde in der Nacht nach Istanbul gebracht, wo er heute morgen vor Anhängern sagte, der versuchte Militärputsch sei vorbei.

Laut türkischen Medien sollen 42 Menschen, vor allem Polizisten, in Ankara durch Helikopterbeschuss gestorben sein. Laut türkischen Offiziellen sollen insgesamt 60 Personen getötet und 336 in der ganzen Türkei bisher verhaftet worden sein.

Am Morgen sagte Premierminister Binali Yildirim, 130 Personen seien bisher verhaftet worden. Er habe das loyale Militär angeordnet, die von den Putschisten verwendeten Militärflugzeuge abzuschiessen.

F-16-Jets sollten Panzer angegriffen haben, die in den Coup verwickelt sind. Auf einer Bosporus-Brücke in Istanbul scheinen sich mehrere Dutzend Putschisten ergeben zu haben.

Präsident Erdogan wird den gescheiterten Putsch wohl benutzen, um seine Macht noch weiter auszubauen. Bereits zuvor hatte er die Militärspitze ausgewechselt und den Premierminister, der in Theorie mehr Macht als er hat, durch einen ihm genehmeren Politiker ausgewechselt.

Alle drei Oppositionsparteien haben den Coup verurteilt, noch bevor er als gescheitert betrachtet wurde.

Die Lage in der Türkei bleibt allerdings weiterhin umstritten. Es gibt Stimmen, die behaupten, das ganze sei nur ein vom Regime inszenierter Coup zu sein, um so die eigene Macht ausbauen zu können.

War es ein Coup von untergeordneten Militärs? War es ein vom Regime selbst inszenierter Coup? In jedem Fall wird die Türkei sich verändern. Erdogan wird sich die Chance nicht entgehen lassen, weiter gehen Oppositionelle vorzugehen. Die Medien hat er bereits weitgehend unter Kontrolle gebracht. Von einer wirklichen Demokratie kann trotz freien Wahlen keine Rede mehr sein.

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Das Foto oben zeigt Präsident Erdogan. Quelle: Wikipedia/Wikimedia/public domain.

[Aus unserem Archiv: Hinzugefügt am 16. Juli 2016 um 07:29 Schweizer Zeit. Zu unseren neuen WordPress-Seiten hinzugefügt am 13. Mail 2023 um 13:41 dt. Zeit]