Azteken

Aug 02, 2020 at 18:52 847

Vor rund 500 Jahren, im Februar des Jahres 1519 erreichte Hernán Cortés die Küste der Insel Cozumel und setzte zur Eroberung Mexikos an, einige Jahre nachdem andere Spanier an gleicher Stelle Schiffbruch erlitten hatten.

Das Buch Azteken (Katalog) erschien in Zusammenhang mit der gleichnamigen Ausstellung, die noch bis am 16. August 2020 im Linden-Museum in Stuttgart zu sehen ist. Danach wandert sie voraussichtlich vom 15. Oktober 2020 bis am 13. April 2021 weiter ins Weltmuseum Wien. Abschliessend wird sie im Museum Volkenkunde in Leiden zu sehen sein (neue Daten?).

Den alten Chroniken zufolge waren die Mexica oder Azteken ein Volk, das einst von seinem Herkunftsort Aztlan (»Ort der Weiße«) aufgebrochen war, geleitet von seinem Sonnen- und Kriegsgott Huitzilopochtli (»der linkshändige Kolibri«). Nach vielen Jahren der Reise, auf der sich die Azteken zwischenzeitlich immer wieder niederliessen, um dann doch weiterzuziehen, erreichten sie das Tal von Mexiko, in dem sie sich endgültig inmitten des Sees von Texcoco niederliessen.

An diesem historischen Punkt vermischen sich Mythos und Geschichte. Die geschichtlichen Quellen berichten von dem Herrscher Azcapotzalco, der zu dieser Zeit über weite Teile des Tals herrschte, und der den Azteken erlaubte, sich auf einzelnen Felsinseln im See niederzulassen, um sie so als Abgabepflichtige in sein Reich zu integrieren. Verschiedenen historischen Quellen zufolge fand die Gründung der Stadt Tenochtitlan (das heutige Mexiko-Stadt) im Jahr 1325 n. Chr. statt. Die mythischen Erzählungen berichten außerdem davon, dass sich die Azteken auf den Felsinseln ansiedelten, weil sie dort das Symbol des Adlers auf einem Nopal-Kaktus erkannten. Diese mythische Erzählung diente dazu, glaubhaft zu machen, dass die Gründung ihrer Stadt der Wille ihres Gottes war (der Adler symbolisiert die Sonne, und Huitzilopochtli ist der Sonnen- und Kriegsgott).

Im Katalog zur Ausstellung mit über 200 Objekten befassen sich 23 Experten mit den Quellen zur Geschichte und Kultur der Azteken, der Archäologie, dem politisch-ökonomischen System, der Geografie und Ökologie, der Hauptstadt Tenochtitlan und ihrem sakralen Bezirk, dem Gründungsmythos der Stadt, wichtigen Bauwerken und vielem mehr. Im Katalogteil sind auf rund 60 Seiten die in der Wanderausstellung gezeigten Werke abgebildet. Der Band ist auch sonst reicht bebildert (395 Abbildungen in Farbe bei 360 Seiten).

In den Sammlungen des Landesmuseums Württemberg befinden sich zwei einzigartige Federschilde
und eine kostbare Figur aus Grünstein der Azteken. Sie gehörten zum Gründungsbestand des Linden-Museums. Nun können diese Objekte erstmals in ihrem kulturellen Kontext präsentiert werden.

Die archäologischen Untersuchungen der letzten Jahre, vor allem im Zentrum von Mexiko-Stadt, im Templo Mayor und seiner unmittelbaren Umgebung, die bis heute erfolgreich andauern, haben zu einem neuen Verständnis der aztekischen Kultur beigetragen.

Im Gegensatz zu früheren Azteken-Ausstellungen werden in der Wanderaussstellung in Stuttgart, Wien und Leiden aztekische Kunst- und Alltagsgegenstände im Kontext von Kultur und Gesellschaft gezeigt, um so zu einem besseren Verständnis dieser Zivilisation beizutragen. Massgeblich für die Realisierung sowohl der Ausstellung »Azteken« als auch des begleitenden Katalogs war die enge Zusammenarbeit mit der Archäologischen Behörde Mexikos, dem Instituto Nacional de Antropología e Historia (INAH). Dank dieser Unterstützung können kostbare Objekte aus Mexiko – zum Teil erst kürzlich ausgegraben und hier erstmals ausgestellt – zusammen mit ausgesuchten europäischen Sammlungen präsentiert werden.

Der Katalog zur Ausstellung von Martin Berger, Inés de Castro und Doris Kurella (Herausgeber) in Kooperation mit dem Instituto Nacional de Antropología e Historia (INAH), Mexiko: Azteken. Gebundene Ausgabe, Hirmer Verlag, Oktober 2019, 360 Seiten mit 395 Abbildungen in Farbe, 21 x 27 cm. Das Buch Azteken bestellen bei Amazon.de.

Die Ausstellung (Museumswebseiten wegen der Covid19-Pandemie konsultieren. Die hier angegebenen Daten sind gegenüber den ursprünglichen Daten bereits stark geändert und können jederzeit wieder in Frage gestellt werden):

– Linden-Museum in Stuttgart vom 12. Oktober 2019 bis am 16. August 2020 (verlängert wegen dem Unterbruch durch die Covid19-Pandemie).

– Weltmuseum Wien vom 15. Oktober 2020 bis am 13. April 2021.

– Museum Volkenkunde in Leiden: Daten auf der Webseite noch nicht verkündet, ursprünglich geplant vom 21. Februar 2021 bis am 29. August 2021.

Zitate und Teilzitate in dieser Buchkritik / Rezension sind der besseren Lesbarkeit wegen nicht zwischen Anführungs- und Schlussszeichen gesetzt.

Rezension vom 2. August 2020. Hinzugefügt um 18:52 deutscher Zeit.