Central Plaza Hotel, Zürich: Geschichte und Hotelkritik

Mai 20, 2022 at 10:44 1514

[Aus unserem Archiv] Das Central Plaza Hotel in Zürich wurde 1883 im Hinblick auf die Landesausstellung von den Architekten Baur & Nabholz am Leonhardsplatz erbaut, der 1951 in Central umbenannt wurde, wie er schon seit vielen Jahren im Volksmund in Anlehnung ans angrenzende Hotel genannt wurde. Paul Julius Elwert (1864-1938) kaufte das Central 1909. Zuvor hatte er sieben Jahre lang das Hotel Lukmanier in Chur sowie danach zwölf Jahre lang das Hotel Grande Bretagne & Reichmann in der Nähe des Mailänder Doms geführt.

Die Familie Elwert stammte wie die Armleders, Krafts, Michels und Wirths aus dem württembergischen Reutlingen. Alle machten sich als Pioniere um die Schweizer Hotellerie verdient. Paul Elwert kam 1878 als Teenager in die Schweiz, wo er 1890 das Bürgerrecht der Stadt Chur erwarb und die Aargauerin Marie Eggen heiratete.

Eine Suite mit Blick auf die Altstadt. Photo Copyright © Central Plaza Hotel, Zürich / Zurich.
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Unter den nachfolgenden Generationen ist Alfred Richard „Freddy“ Elwert (1897-1979) besonders erwähnenswert, der vor dem Hotel Central Zürich (ab 1939) das legendäre Shepheard’s Hotel in Cairo, zuerst als Assistant Manager, dann als Manager von 1926 bis 1939 leitete; das Shepheard’s gibt es heute noch, allerdings wurde das historische Hotel 1952 von einem anti-britischen Mob niedergebrannt und wich später einem nichtssagenden Neubau; siehe zum Shepheard’s das grossartige Buch von Andrew Humphreys, in dem Freddy Elwert allerdings nicht vorkommt: Grand Hotels of Egypt in the Golden Age of Travel, The American University in Cairo Press, 2011, 215 Seiten (Amazon.de). Das Buch erhielt ich übrigens von Christian Ruge, der 2012 GM im Sofitel Winter Palace in Luxor war, als ich dort zu Gast war. Übrigens waren alle drei Söhne von Paul Julius Elwert, Paul Eduard, Edy und Freddy, in Ägypten tätig. Neben dem Shepheard’s arbeiteten sie in verschiedenen Positionen im Winter Palace in Luxor, im Old Cataract Hotel in Assuan, im Hotel Heliopolis sowie im Mena House in Gizeh, alles erstklassige Adressen. Freddy Elwert war bei den britischen Offizieren nur als „Freddy of Shepheard’s“ bekannt. Das Golden Book aus dem Hotel befindet sich heute im Besitz von Alex Meyer, dem Sohn von Freddys Nichte Rita Meyer-Elwert.

Das Central schrieb mit einer der ersten wandelnden Leuchtreklamen Europas Werbegeschichte. Auf dem Hoteldach waren dank Paul Elwert die neuesten Nachrichten zu lesen. Zudem eröffnete der Hotelier im Central zu Beginn des 20. Jahrhunderts die erste Espresso-Bar der Deutschschweiz; das Konzept dazu hat er aus Mailand übernommen, wo er zuvor tätig gewesen war. Inzwischen ist die 5. Generation im Central am Ruder.

Der Schreibende war im Central Plaza Hotel erstmals im Mai 2004 im Superior Zimmer 315 mit Limmat-Blick zu Gast und schätzte die hervorragende Lage – unterhalb der Universität, neben dem Niederdörfli und direkt am Central gelegen, gleich gegenüber dem Hauptbahnhof, der sich auf der anderen Seite der Limmat befindet, was für Zug- und Flugreisende perfekt ist. Hinzu kam bereits 2004 ein gutes Design – das inzwischen erneuert und nochmals besser wurde – sowie ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis für Zürich, sowohl was das Hotel wie das Restaurant King’s Cave im Untergeschoss angeht.

Ein Standard-Doppelzimmer mit Blick auf die Limmat. Photo Copyright © Central Plaza Hotel, Zürich.

Das Central Plaza Hotel in Zürich gehörte in dieser Generation ab 1983 zwei Brüdern und zwei Schwestern, wobei heute die Enkel von Edy Elwert – Robert Eduard Meyer (*1946) und Alex R. E. Meyer (*1944) – 75% bzw. 25% der Hotelanteile kontrollieren. Mit dem Minderheitseigentümer, einem diplomierten Hotelier-Restaurateur SHV/VDH und eidgenössisch diplomierten Tourismus-Experten, der einst im Negresco (mit dem Restaurant Le Chantecler) in Nizza und im Hotel Atlantic Hamburg gearbeitet hat, konnte ich mich 2004 ausführlich unterhalten. Als Jazz-Fan ging ich mit ihm die Liste der Künstler der seit 1973 geöffneten Café Central Piano Bar im dazugehörigen Noten-Verzeichnis durch. Einzig ein Name stach mir ins Auge: Die heute erfolgreichste Jazz-Pianistin und Sängerin der Welt, Diana Krall. Sie sagte laut Alex Meyer einst im TV, sie sei in der Central Bar entdeckt worden, in der sie solo spielte. Im Juni 1989 war sie dort in der Tat einen Monat lang zu hören. Der Bruder von Alex Meyer gab ihr allerdings nur ein Rating von 3, während dem die meisten Pianisten 1989 die Höchstnote 1 bekamen. Im darauffolgenden Jahr wäre Diana Krall gerne mit ihrem Trio in die Café Central Piano Bar zurückgekommen, doch das war für das Hotel zu teuer, und alleine am Klavier spielen wollte sie nicht, so Alex Meyer.

Unter den Berühmtheiten, die im Central Plaza Hotel abgestiegen sind, fand ich 1993 die Namen von Emil Steinberger, Fritz Wepper und Sting – damals spielte Jeff Healey in der Piano Bar und imitierte Sting-Songs in Anwesenheit des grossen Meisters. 1998 war Julian Lennon zu Gast.

In den 1950er und 1960er Jahren war das Central laut Alex Meyer ein Treffpunkt der Schwulenszene gewesen, weshalb hier damals unter Freddy Elwert viele Künstler gesichtet wurden. Darunter waren die Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin Josephine Baker (1906-75) und der Komponist Paul Burkhard (1911-1977), dem wir Die kleine Niederdorfoper, den Welthit „O mein Papa“ aus dem Lustspiel Der schwarze Hecht sowie das geistliche Spiel für Jugendliche, die D Zäller Wiehnacht, verdanken.

Während dem Zweiten Weltkrieg nächtigte hier übrigens General Henri Guisan, und 1946 war Peter II. von Jugoslawien zu Gast. Als der Bischof von London 1953 im Hotel weilte, sandte Queen Elizabeth ein Telegramm ins Central. In viel späteren Jahren sendete Charles Clerc seine beliebte Radiosendung „Persönlich“ teilweise aus dem Hotel. Eine der ersten Berühmtheiten, die in den frühen Jahren im Central abstieg, war der Kleriker Nenischew, der Beichtvater des russischen Zaren.

Die Bar. Photo Copyright © Central Plaza Hotel, Zürich.

Laut Alex Meyer kaufte in Zimmer 417 einst Heineken die Brauerei Haldengut, und Thomas Borer verbrachte hier die erste Nacht in der Schweiz mit seiner Shawne Fielding.

Die 101 Zimmer und Suiten des Central Plaza Hotel bieten tolle Ausblicke auf die Limmat. Der Hotelservice ist ausgezeichnet und beinhaltet zum Beispiel einen Reinigungs- und Wäscheservice innerhalb desselben Tages, was für ein Boutique-Hotel, das nicht im obersten Luxussegment mitspielt, aussergewöhnlich ist.

Das Restaurant King’s Cave bietet übrigens nicht nur Grillgerichte. Der Schreibende, ein Vegetarier, wurde dort fleischlos satt. Das King’s Cave ist kein Sterne-Restaurant, doch bietet es gutbürgerliche Küche zu für Zürich fairen Preisen, weshalb es von vielen lokalen Gästen geschätzt wird. Ein Freund von mir degustierte ein würzig-zartes US-Filet Steak (200g!) mit einer Kräuterbutter, Riesencrevetten (jumbo shrimps) sowie ein Blaubeerendessert zum krönenden Abschluss. Der Schreibende probierte einen Queen’s Vegi Topf – einen vegetarischen Eintopf mit allerlei Gemüse und Pilzen sowie Teigwaren -, dazu einen Blattsalat mit Balsamico-Dressing und ein sogenanntes Buchmann-Bürli. Zum Dessert gab es eine gut proportionierte Mousse au chocolat.

Die künstlerische Dekoration in den Gängen und Zimmern mit rund 160 Originalen im Central Plaza Hotel stammt übrigens vom tunesischen Künstler Baker Ben Fredj, der aus Hammamet stammt.

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Die Hotelansicht von der Limmat her im Jahr 2004. Photo Copyright © Central Plaza Hotel, Zürich.

Blick ins Restaurant King’s Cave. Photo Copyright © Central Plaza Hotel, Zürich.

Blick in ein Badezimmer (2017). Photo Copyright © Central Plaza Hotel, Zürich.

Hotelkritik vom 17. August 2016 um 17:18. Zu unseren neuen WordPress-Seiten hinzugefügt am 20. Mai 2022 um 10:44 Schweizer Zeit.