Christo und Jeanne-Claude: Paris. New York. Grenzenlos

Sep 14, 2022 at 17:21 1060

Das Düsseldorfer Museum Kunstpalast zeigt vom 7. September 2022 bis am 22. Januar 2023 die Ausstellung Christo und Jeanne-Claude: Paris. New York. Grenzenlos, die vor allem auf die Pariser Jahre von 1958 bis 1964 eingeht. Gleichzeitig werden alle realisierten Projekte des Künstlerehepaares seit Wrapped Coast von 1968/69 vorgestellt. Zu sehen sind Objekte, Zeichnungen, grafische Arbeiten und Fotografien.

Nach dem Kunstpalast wird die Schau noch in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Schleswig Museum für Kunst und Kunstgeschichte, vom 17. März bis am 8. Oktober 2023 zu sehen sein.

Dem Katalog Christo und Jeanne-Claude: Paris. New York. Grenzenlos (Amazon.de) ist zu entnehmen, dass die Verbindung von Christo und Jeanne-Claude zu Düsseldorf ins Jahr 1963 zurückreicht, als das Künstlerehepaar in Vorbereitung von Christos Einzelausstellung in der Galerie Schmela einige Wochen in der Stadt weilte. Sie wohnten und arbeiteten im Atelier ihres Freundes Günther Uecker in der Hüttenstrasse.

Der 1935 in Gabrowo (Bulgarien) geborene und 2020 in New York verstorbene Christo und die 1935 in Casablanca (Marokko) geborene und 2009 in New York verstorbene Jeanne-Claude machten laut dem Katalog ihre gemeinsame Autorschaft an den ab den 1960ern enstandenen Grossprojekten erst 1994 offiziell publik. Christo stellte im Februar 1963 in der Galerie Schmela in Düsseldorf ausschliesslich unter seinem Namen aus. Die Ausstellung wurde ein Erfolg. Viele arbeiten konnten verkauft werden und fanden ihren Weg in Sammlungen am Rhein. 1964 stellte er wohl auch deshalb hier nochmals aus, diesmal seine Store Fronts.

Für den Galeristen Alfred Schmela gehörte Christo zum Umfeld der Nouveaux Réalistes, von denen er einige regelmässig aussstellte und zu denen bekannte Namen wie Yves Klein, Arman und Jean Tinguely zählten.

Die derzeitige Ausstellung Christo und Jeanne-Claude: Paris. New York. Grenzenlos im Museum Kunstpalast legt den Schwerpunkt auf die frühen Jahre des Künstlerehepaars im Umfeld der künstlerischen Avantgarde in Paris seit Mitte der 1950er-Jahre. Bereits 1958 hatte Christo zudem Kontakt zu Sammlern und Galerien im Rheinland aufgenommen. 1961 zeigte er seine erste Einzelausstellung in der Kölner Galerie Haro Lauhus. Parallel dazu schuf Christo auf dem Gelände des Kölner Rheinhafens Skulpturen aus Bier- und Ölfässern. Sie existierten nur kurz und wurden daher vom Künstler Stefan Wewerka fotografisch festgehalten.

Im Museum Kunstpalast in Düsseldorf werden heute Arbeiten von Christo und Jeanne-Claude ausgewählten Werken von Arman, Alberto Burri, César, Jean Dubuffet, Yves Klein, Piero Manzoni, Antoni Tàpies, Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely sowie anderen gegenübergestellt. Felix Krämer vom Kunstpalast Düsseldorf und Carsten Fleischhauer vom Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf betonen in ihrem Katalogvorwort, dass so veranschaulicht wird, wie sich Christos Frühwerk formt und der Künstler seine Eigenständigkeit behauptet.

Laut dem Kurator und Katalog-Herausgeber Kay Heymer werden die kunsthistorischen Verbindungen zwischen Christo und der Pariser Avantgarde der 1950er-Jahre, insbesondere den Noveaux Réalistes, zum ersten Mal in einer Ausstellung umfassend aufgezeigt. Sie bilden in mehrfacher Hinsicht die Grundlage für Christos spätere Arbeiten.

1964 zogen Christo und Jean-Claude nach New York, wo ihre Arbeiten stärker die sie umgebende Architektur und Landschaft ins Werk miteinbezogen und immer grösser und öffentlicher wurden.

Die Ausstellung in Düsseldorf spannt den Bogen vom Frühwerk des Künstlerehepaars bis zu den grossen öffentlichen Arbeiten, deren Realisierung oft Jahrzehnte dauerte, Hunderte von Mitarbeitern benötigte und ein Millionenpublikum für nur kurze Zeit anlockte. Der verhüllte Triumphbogen in Paris 2021 und die 1977 enstandene und heute noch immer nicht realisierte Idee der Mastaba in Abu Dhabi werden am Anfang und Ende der Düsseldorfer Schau vorgestellt. Die Mastaba bestünde aus 410.000 Ölfässern, wäre damit grösser als die Cheops-Pyramide und das einzige dauerhafte Grossprojet des Künstlerehepaars.

Christo hatte übrigens noch im April 2020 seine Unterstützung für die Ausstellung im Museum Kunstpalast zugesagt, nur wenige Wochen vor seinem Tod am 31. Mai 2021 in New York. Die Düsseldorfer Schau ist daher die letzte, deren Konzept noch mit dem Künstler abgesprochen werden konnte.

Die Grundlage für die Ausstellung bildet die umfangreiche Privatsammlung des Ehepaars Ingrid und Thomas Jochheim. Im Katalog ist ein lesenwertes Interview der Kunstpalast Co-Kuratorin Sophie-Marie Sümmermann mit dem Sammlerehepaar abgedruckt. Weitere wichtige Leihgaben der Düsseldorfer Schau kommen zudem aus der Christo and Jeanne-Claude Foundation sowie von weiteren Sammlern und Museen.

Im Katalog sind fast alle Werke der Ausstellung abgebildet. Eine von Matthias Koddenberg zusammengestellte Chronologie der Jahre 1958 bis 1964 erleichtert die Orientierung ebenso wie der einführende Essay von Kay Heymer.

Katalog / Buch

Kay Heymer, Herausgeber: Christo und Jeanne-Claude: Paris. New York. Grenzenlos. Hardcover, Verlag Kettler, September 2022, 192 Seiten. Den Katalog / Das Buch zur Ausstellung im Museum Kunstpalast in Düsseldorf sowie in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Schleswig Museum für Kunst und Kunstgeschichte, bestellen bei Amazon.de.

Ausstellung

– Museum Kunstpalast in Düsseldorf vom 7. September 2022 bis am 22. Januar 2023

– Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Schleswig Museum für Kunst und Kunstgeschichte vom 17. März 2023 bis am 8. Oktober 2023

Siehe zudem zu Christo und Jeanne-Claude die englischen Artikel Christo and Jeanne-Claude: L’Arc de Triomphe, wrapped sowie Christo and Jeanne-Claude. Projects 1963-2020.

Zitate und Teilzitate in dieser Rezension / Buchkritik von Christo und Jeanne-Claude: Paris. New York. Grenzenlos sind der besseren Lesbarkeit wegen nicht zwischen Anführungs- und Schlussszeichen gesetzt.

Rezension / Buchkritik vom 14. September 2022 um 17:21 deutscher Zeit.