Das Rocco Forte Hotel de Rome in Berlin

Mai 21, 2013 at 00:00 902

Das Rocco Forte Hotel in Berlin. Fotos, Hotelkritik, Design, Architektur, Geschichte

Das am 12. Oktober 2006 in Berlin eröffnete Rocco Forte Hotel de Rome liegt am Bebelplatz im Herzen der Hauptstadt. Zu den Nachbarn gehören die Deutsche Staatsoper, die Humboldt Universität und das Juristische Institut. Berlins Prachtboulevard Unter den Linden ist nur ein paar Schritte vom Luxushotel entfernt. In zehn Minuten erreicht Mann/Frau zu Fuss das Brandenburger Tor. Sir Rocco Forte hat beim Hotel de Rome sein Credo respektiert: A hotel is about location, location, location! Dies gilt für all seine Luxusherbergen, so zum Beispiel für das Hotel de Russie in Rom, The Charles in München oder Brown’s Hotel in London.

Geschichte, Architektur und Design

Doch nicht nur die Lage des Hotel de Rome ist hervorragend, sondern auch das Design der in der ehemaligen Zentrale der Dresdner Bank untergebrachten Luxusherberge lässt keine Wünsche offen. Es setzt auf Eklektizismus und, im ehemaligen Bankgebäude mit hohen Räumen, zum Beispiel in der Lobby auf Objekte im Grossformat.

Die Innenarchitektur stammt vom Römer Tommaso Ziffer. Wie beim Hotel de Russie in Rom hat er das Konzept unter der Leitung der Rocco-Forte-Designerin Olga Polizzi, einer Schwester des Hotelgruppenchefs, entwickelt.

Die Farbgebung in den Zimmern und Suiten reicht von Pompeji-Rot über Tauben-Blau bis zu Schlamm-Farben. Die Ausstattung ist maskulin, gediegen und vom für die Rocco Forte-Hotel typischen Understatement, so mit Sesseln und Paravents aus Leder und Schränken aus Zebranoholz. Einige Badewannen in den ehemaligen Direktionszimmern erlauben den Blick auf den Bebelplatz. In den ehemaligen Bankdirektionszimmern sind nicht nur die alten Holzvertäfelungen erhalten, sondern sogar hier und dort Schrapnellsplitter aus dem Zweiten Weltkrieg!

Das ehemalige Bankgebäude am Bebelplatz entstand in den Jahren von 1887 bis 1889 und ist das Werk des Architekten Ludwig Heim. Der Bau beherbergte zuerst und bis 1945 die Zentrale der Dresdner Bank sowie, nach dem Zweiten Weltkrieg, die DDR-Zentralbank.

Für die Neueröffnung als Hotel mit 101 Zimmern und 45 Suiten wurden unter der Führung der Rocco Forte Hotelgruppe in Zusammenarbeit mit Hochtief und den Architekten Aukett + Heese zwei Stockwerke hinzugefügt, wobei der Stil von Ludwig Heim respektiert wurde. Viele Details des alten Gebäudes blieben originalgetreu erhalten. Der Stilmix aus zeitgenössischem Understatement und neoklassizistischer Pracht à la Friedrich Schinkel ist einzigartig. Die zwei Umbaujahre von 2004 bis 2006 haben sich gelohnt!

Die Badezimmer mit Kalkstein-Waschtischen, beheizten Mosaikböden und Glastäfelungen überzeugen. Badewanne und separat begehbare Dusche sind Standard. Rainshower Duschkopf und Fussbodenheizung gestalten den Besuch angenehm. Die Suiten offerieren zudem begehbare Schränke und Ankleiden sowie abgetrennte Speisezimmer.

Im Untergeschoss, in den ehemaligen Tresorräumen der Bank, wurde ein grosszügiger Wellnessbereich eingerichtet, mit einem 20-Meter-Pool, einem Dampfbad, einer finnischen Sauna und Räumen für Massagen, Kosmetik- und Körperbehandlungen. Das Spa de Rome ist einen Besuch wert.

Die Namensgebung und die Kunst im Hotel

Die Namenswahl, Hotel de Rome, ist kein Zufall. In der Nähe des heutigen Hotels eröffnete Adolf Mühling 1875 das Grand Hotel de Rome, das mit einem hydraulischen Aufzug, Marmorbädern, Telegrafen, Sprachröhren, einer durch Druckluft betriebenen Rohrpost und einer Zentralheizung jeden erdenklichen Luxus seiner Zeit bot, auf dem neuesten Stand der Technik war und bis zu seinem frühen Abbruch im Jahr 1910, nach dem Tod des Sohns des Hotelgründers, das erste Haus in Berlin war. Hier traf sich die deutsche Aristokratie. Als die Geschichte des historischen Hotels de Rome zu Ende ging, stieg gerade ein neues Hotel kometenhaft auf: Das 1907 eröffnete Hotel Adlon von Lorenz Adlon.

Wer noch weiter in der Geschichte bohrt, findet 1775 ein Hotel de Rom bzw. Hotel Stadt Rom. Dabei handelte es sich um einen Gasthof Unter den Linden, der zu den neun Betrieben erster Klasse in Berlin zählt. Es war eben dieses Haus mit der Nummer 10 Unter den Linden, das Adolf Mühling in den 1850er Jahren erwarb und über die Jahre hinweg zu einem Luxushotel mit 200 Zimmern umbauen liess. Der Hotelier war übrigens ein Hoflieferant. Kaiser Wilhelm I. liess sich regelmässig eine Badewanne aus dem Hotel in sein Palais bringen, das damals noch nicht über ein modernes Badezimmer verfügte. Das Hotel de Rome nahm 1867 den ersten hydraulischen Personenaufzug in Betrieb.

Das heutige Hotel de Rome in Berlin kombiniert ein historisches Gebäude mit zeitgenössischem Flair. Dazu gehört eine Sammlung mit rund 650 Kunstwerken. Beim Eingang Bebelplatz grüssen den Gast vier handkolorierte Kupferstiche des italienischen Barockkünstlers Giuseppe Vasi (1710-82). Sie zeigen Römer Sehenswürdigkeiten: Die Engelsburg, den Tiber, das Forum Romanum und den Petersplatz.

Im Rezeptionsfoyer ist ein Abguss der Mitteltafel des Ludovisischen Thrones zu bewundern. Sie zeigt die Geburt der Venus. Das Original steht im Thermenmuseum in Rom. Der Abguss wurde durch das Antikenmuseum Basel ausgeführt.

Das Hotel de Rome zeigt neben alter viel zeitgenössische Kunst. In der Bar sind zwei Arbeiten des in Köln lebenden Malers Franziskus Wendels (*1960) prominent vertreten. Die Werke mit den Titeln Westen und Süden zeigen eine nächtlich erleuchtete Grossstadt mit Hochhäusern, Strassen und Fahrzeugen, wobei die Stadt nur schemenhaft über Lichtspuren erkennbar ist.

In der Bar und Lounge ist zudem der in Berlin lebende Maler Stefan Hoenerloh (*1960) mit dem grossformatigen Werk Der Mensch erscheint im Holozän präsent. Der Künstler zeigt in sein Arbeiten in hyperrealistischer Manier menschenleere Orte von monumentaler Erscheinung.

Im Verbindungsfoyer zum Hotelrestaurant sowie in den Gästezimmern und den Fluren vor den Konferenzzimmer sowie in den Konferenzräumen selbst sind Fotografien im Diasec-Verfahren des Römers Daniele Colarieti ausgestellt. Seine Fotos zeigen Details der Architekturen in Rom. Er präsentiert die Entwicklungsstadien der Ewigen Stadt von der Antike über die Renaissance bis hin zum Barock.

Ein Luxushotel im Herzen Berlins – Spuren der Vergangenheit

Ich war erstmals 2007, im Jahr nach der Eröffnung, im Hotel de Rome zu Gast. Neben meiner eleganten Executive Suite mit historischer Vertäfelung sind mir insbesondere der Gang ins Spa im Untergeschoss mit den schweren Tresortüren sowie ein Ausflug auf die Dachterrasse in Erinnerung geblieben. Vom Dach des Hotels geniesst der Hotelgast bei einem Glas Champagner den Blick über den Bebelplatz und die umliegenden historischen Gebäude.

Wer die finanziellen Mittel hat und früh genug bucht, sollte sich eine der vier historischen Suiten in den ehemaligen Direktionszimmer auf der ersten Etage mit rund fünf Meter hohen Decken gönnen. Sie verfügen über die originale Holzvertäfelung von 1889 sowie teilweise über die erwähnten Schrapnellsplitter aus dem Zweiten Weltkrieg. Beeindruckend sind die prunkvollen Holzkassettendecken.

Der 1910 errichtete Kassensaal der Bank, der sich über zwei Geschosse erstreckte, bildet heute den 276 Quadratmeter grossen Ballsaal des Hotels. Es verfügt über originale Ausstattungen wie Sandsteinbrüstungen, Deckenstuck und den Terrazzoboden mit Mosaikeinlagen. In den vier Ecken des Saales sind die vier Hauptniederlassungen der Desdner Bank vor dem Zweiten Weltkrieg verewigt: Dresden, Bremen, London und Berlin.

Wer weiter auf den Spuren der Vergangenheit wandern will, der sollte das zweiläufige Treppenhaus hochsteigen. Hier sind die originalen Granitstufen, der helle Sockelbereich aus ornamentalen glasierten Fliesen, die schmiedeeisernen Geländer, das marmorverkleidete Treppenhaus und die Stahltreppe zu bewundern. Im zweiten Obergeschoss finden sich Korridore mit grossflächigen Stuckfeldern mit figürlichem Schmuck zu finden.

Sir Rocco Forte und Olga Polizzi

Sir Rocco Forte wurde 1946 im englischen Bournemouth geboren. Er studierte moderne Sprachen am Pembroke College in Oxford, machte danach eine Ausbildung zum staatliche geprüften Buchhalter und wurde 1979 Mitglied des Institute of Chartered Accountants. Vor allem aber arbeitete Sir Rocco Forte als Vorstand und Geschäftsführer in dem von seinem Vater Lord Charles Forte 1935 gegründeten Unternehmen Forte Plc. Zum Imperium gehörten weltweit rund 800 Hotels, 1000 Restaurants und gegen 100,000 Angestellte. Nach einer feindlichen Übernahme 1996 wurde die Gruppe verkauft und zerschlagen. Zum Imperium hatten einst das George V und das Plaza Athénée in Paris, das Ritz in Madrid und das Plaza Athénée in New York gehört.

Mit seiner 1996 gegründeten Rocco Forte Hotelgruppe wandert Sir Rocco Forte auf den Spuren seines Vaters. Sein Hotelimperium ist klein, aber fein und wächst kontinuierlich. Siehe das Hotel de Russie in Rom, The Charles in München oder Brown’s Hotel in London. Der begeisterte Triathlet und Marathonläufer hat einen langen Atem. Er ist seit 1986 mit Lady Aliai Forte verheiratet und hat drei Kinder: Lydia, Irene und Charles.

Olga Polizzi ist die älteste von Lord Fortes fünf Töchtern und eine jüngere Schwester von Sir Rocco Forte. Seit 1996 entwickelt sie als Director of Building & Design zusammen mit ihrem Bruder die Rocco Forte Hotel Gruppe. Zusammen mit ihrem Bruder und ihrem Vater hält sie an der Gesellschaft die Aktienmehrheit.

Von 1983 bis 1996 war Olga Polizzi Aufsichtsratevorsitzende von Forte Plc gewesen. 1998 eröffnete sie das Hotel Trensanton in St. Mawes, Cornwall. 2005 kam das Hotel Endsleigh in Devon hinzu, das von ihrer ältesten Tochter Alex Polizzi geführt wird.

Olga Polizzi ist mit dem Autor William Shawcross verheiratet. Sie hat zwei Töchter, einen Stiefsohn und eine Stieftochter.

Die Hotelfassade und die Umgebung des Rocco Forte Hotel de Rome in Berlin

Die Hotelfassade des Gebäudes, das von 1887 bis 1889 vom Architekten Ludwig Heim erbaut wurde. Es beherbergte ehemals die Zentrale der Dresdner Bank sowie, nach dem Zweiten Weltkrieg, die DDR-Zentralbank. Links neben dem Heimbau steht die St. Hedwigs-Kathedrale, die katholische Bischofskirche, die im 18. Jahrhundert nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und Jean-Laurent Legeay (auch Le Geay) erbaut wurde. Die charakteristische Kuppel wurde übrigens erst später fertig gestellt.

Alle Fotos / Photos Copyright © Rocco Forte Hotel de Rome, Berlin.

Hotelkritik / Artikel vom 21. Mai 2013. Neue Photos / Fotos am 15. Mai 2020 hinzugefügt.