Der Konflikt mit Nordkorea

Apr 06, 2013 at 15:47 464

Nordkorea gerät periodisch in den Fokus der Weltöffentlichkeit, insbesondere wenn einer der Führer aus der Diktatorendynastie wieder einmal viel Wind macht, um so zum Beispiel Hilfsgüter zu erpressen. Die bisher probierten Rezepte zum besseren Umgang mit Nordkorea haben bisher alle keine Wendung zum Besseren gebracht.

Der ehemalige Leiter der Schweizer Delegation bei der Überwachungskommission der neutralen Staaten in Korea, Roland Bleiker, forderte eine Kultur der Versöhnung mit Nordkorea. Dass dies einen Wandel des Regimes einleiten könnte, scheint unwahrscheinlich. Der Journalist Japser Becker beklagte den fehlenden politischen Willen, Nordkorea zu entwaffnen. Doch wer dies wie umsetzen sollte und könnte, bleibt unklar.

Wie schon 2006 erwähnt, bat die UNO die USA für das nordkoreanische Regime um $600 Millionen humanitärer Direkthilfe. Zeitgleich leistete sich Kim Il Song 200 Mercedes S-500 Limousinen. Für sich und seine Günstlinge ist dem jeweiligen Diktator nichts gut genug. Das Volk hingegen darbt. Die Sanktionen gegen Nordkorea haben noch nie etwas gebracht. Einzig die einfachen Menschen leider darunter. Eine stalinistische Militärdiktatur lässt sich davon nicht beeindrucken.

China lag bisher aus strategischen Gründen viel an einem geteilten Korea. Doch warum das Land 2006 zuschaute, wie Nordkorea nach Atomwaffen strebte und sich zusammen mit dem Schurkenstaat ins Abseits manövrierte, war unverständlich. Der einzige Lichtblick der Krise von 2013 liegt im Umstand, dass China nun seine verfehlte Politik zu überdenken beginnt. Die „Kommunisten“ in Peking sollten doch längst verstanden haben, dass demokratische Staaten nicht gegeneinander Krieg führen. Es wäre also im politischen und wirtschaftlichen Interesse Chinas, das nordkoreanische Regime in Richtung Öffnung und Demokratie zu bewegen, was für Peking selbst natürlich ebenfalls gilt. Nordkorea hängt wirtschaftlich stark von China ab. Peking ist die einzige Macht, die einen gewissen Einfluss auf Pjöngjang ausüben kann.

Die Ende 2012 gewählte neue südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye findet sich schon im ersten Amtsjahr in einem Bewährungstest der besonderen Art. Sie hat verlauten lassen, dass Südkorea auf militärische Provokationen ohne Rücksicht auf politische Überlegungen sofort zurückschlagen werde. Der Konflikt mit Nordkorea bedarf einem subtilen Mix aus Diplomatie und Härte. 2011 schrieb sie in Foreign Affairs, dass Nordkorea mit Konsequenzen rechnen müsse, sollte es das ihm entgegengebrachte Vertrauen missbrauchen und Abmachungen brechen, wie dies in der Vergangenheit öfters geschah.

Doch Park Geun-hye sind weitgehend die Hände gebunden. Ob nun Pjöngjang bereits einsetzbare Nuklearwaffen besitzt oder nicht, ist nicht entscheidend. Im Konflikt mit Nordkorea zählt der Umstand, dass der Schurkenstaat über eine riesige konventionelle Armee verfügt. Selbst wenn diese veraltet ist und zum Beispiel nicht über heute wichtige Computer verfügt, so können nordkoreanische Raketen jederzeit Ziele in Südkorea erreichen. Die innerkoreanische Grenze liegt nur rund 50km von Südkoreas Hauptstadt Seoul entfernt. Daher ist das demokratische Korea verwundbar und erpressbar.

Der seit Dezember 2011 regierende Diktator Kim Jong-un soll 1983 geboren sein. Er ist sehr jung und unerfahren. Er muss sich wohl noch erst als Alleinherrscher durchsetzen. Weitere Familienmitglieder befinden sich auf wichtigen Posten. Das Militär ist ein Staat im Staat. Niemand im Westen blickt durch, wer im nordkoreanischen System zur Zeit wieviel zu sagen hat. Ging Kim Jong-un tatsächlich in der Schweiz zur Schule? Will er Nordkorea wirtschaftlich reformieren und inszeniert sich daher als starker Militärführer? Wir können nur spekulieren.

Kim Jong-un hat am 31. März 2013 vor dem nordkoreanischen Zentralkomitee bekräftigt, das sein Land danach strebt, eine Atommacht zu werden, wozu die Errichtung einer Atomstreitkraft gehört. Zudem legte er sich auf eine neue, noch nebulöse Strategie der wirtschaftlichen Entwicklung fest. Weshalb kündigte er denn an, den Industriepark Kaesong, in dem über 120 südkoreanische Firmen mit Hilfe von billigen nordkoreanischen Arbeitern Produkte herstellen, schliessen zu wollen? Die Sonderwirtschaftszone Kaesong, die von Nord- und Südkorea gemeinsam betrieben wird, ist eine lebenswichtige Devisenquelle für Pjöngjang. Pokert Kim Jong-un einfach (zu) hoch?

Nordkorea hat den USA mit einem Atomschlag gedroht. Diplomaten wurden indirekt gebeten, das Land zu verlassen, da Pjöngjang deren Sicherheit nicht mehr gewähren könne. Der südkoreanische UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte Nordkorea, Atomwaffen seien kein Spielzeug. Es bestehe die Gefahr, dass der Konflikt ausser Kontrolle gerate. – Bücher zu Nordkorea bei Amazon.de.

Artikel vom 6. April 2013 um 15:47. Am 19. Oktober 2020 zu unseren Seiten im neuen Design hinzugefügt sowie den Satz korrigiert: „Die Sanktionen haben noch nie etwas gebracht.“ Da stand zuvor der Tippfehler „noch was gebracht“.