Die AfD hat heute ihre zwei Vorsitzenden neu gewählt. Wiedergewählt mit 69% der Stimmen wurde der vom moderaten Flügel der Alternative für Deutschland stammende EU-Parlamentarier Jörg Meuthen (*1961), der bereits seit Juli 2015 als einer von zwei Bundessprecher (Parteivorsitzender) amtet. Er setzte sich im ersten Wahlgang gegen die aus Rheinland-Pfalz stammende Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst, die auf 25% der Stimmen kam, sowie gegen den Rechtsausleger und Antisemiten Wolfgang Gedeon (*1947) aus der Pfalz, der „nur“ 4% der Stimmen, durch. Gegen Gedeon läuft bereits das zweite Parteiausschlussverfahren. Er war von vielen AfD-Delegierten mit „Pfui“-Rufen begrüsst worden.
Spannender war die Wahl des anderen Bundessprechers. Für den abtretenden Alexander Gauland ging der vom alten Mann der AfD portierte Maler- und Lackierermeister mit eigenem Betrieb, Tino Chrupalla (*1975), ins Rennen. Er stammt aus dem Braunkohlerevier Weisswasser, einem kleinen Ort in Sachsen. Im ersten Wahlgang kam Tino Chrupalla auf 44%. Er landete vor Gottfried Curio (*1961), einem ehemaligen Physik-Uni-Professor und Bundestagsabgeordneten aus Berlin, der zum rechten Flügel der AfD gehört und auf 33% kam. Auf dem dritten Platz landete die niedersächsische AfD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Dana Guth (*1970). Die mir unbekannte Dame ist laut Wikipedia als Immobilien- und Versicherungsmaklerin tätig. In der Stichwahl siegte Tino Chrupalla mit 54,5% klar vor Gottfried Curio mit 41%.
Mit der Wahl dieser „moderaten“ Politiker fällt es den anderen Parteien schwer, die AfD auf der nationalen Führungsebene als Nazi- und Antisemiten-Partei darzustellen, auch wenn solche Personen weiterhin in der Partei sind, jedoch nicht die Mehrheit repräsentieren. Kriegt die AfD die Kurve hin zu einer ernstzunehmenden bürgerlichen Kraft auf der demokratischen Rechten? Seit der Flüchtlingskrise 2015 war zumindest ein rhetorischer Rechtsruck zu beobachten, in dessen Gefolge Aussagen möglich wurden, die noch vor wenigen Jahren das Ende politischer Karrieren bedeutet hätten. Hinzu kommen Anschuldigungen wegen einer neuen Spendenaffäre in den Rängen der AfD. Affaire à suivre…
[Am 6.12.2019 hinzugefügt: Auf einem Video vom März 2018 ist Tino Chrupalla auf einer Veranstaltung zum Thema Migration zu sehen, an der er von „Umvolkung“ spricht].
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Das Photo zeigt Tino Chrupalla, Mitglied des Deutschen Bundestages, während einer Plenarsitzung am 10. April 2019 in Berlin. Photo Copyright © Olaf Kosinsky. Freie Lizenz CC BY-SA 3.0-de. Quelle: Wikipedia.
Artikel vom 30. November 2019 um 22:29 deutscher Zeit.
