Donald Trump ist eine fleischgewordene Zumutung

Okt 01, 2020 at 20:42 765

Donald Trump ist eine fleischgewordene Zumutung. Die erste Präsidentschaftsdebatte zwischen dem aktuellen amerikanischen Präsidenten und seinem Herausforderer von den Demokraten, Joe Biden, war ein einziges Trauerspiel.

Eine peinliche erste Debatte zwischen Trump und Biden

Einige schrieben dazu, dem hervorragenden, (fast) allseits respektierten Moderator Chris Wallace von Fox News sei die Debatte entglitten. Das stimmt. Doch gegen Donald Trump war kein Kraut gewachsen. Da konnte auch ein Chris Wallace nicht viel ausrichten. Einzig das Mikrofon abschalten, hätte etwas gebracht. Doch auf so eine Massnahme hätten sich die Kontrahenten im voraus einigen müssen. Das war natürlich nicht der Fall.

Es war wohl von Anfang an Präsident Trumps Kalkül gewesen, die Debatte im Chaos enden zu lassen, Joe Biden ständig ins Wort zu fallen, damit dessen Botschaft erst gar nicht gehört wird. Diese Strategie ist aufgegangen.

Laut Schätzungen sollen 70 Millionen Fernsehzuschauer das Spektakel live verfolgt haben. Haben diese bis am Ende zugeschaut? Ich hätte besser die Nacht durchgeschlafen.

Joe Biden liess sich in der ersten Präsidentschaftsdebatte 2020 hin und wieder auf das Niveau von Donald Trump herunter. Zurecht nannte er ihn einen Lügner, zudem einen Clown. Einmal brach es aus ihm raus, Trump solle endlich seine Schnauze halten („Will you shut up, man?“). Damit sprach er sicher nicht nur seinen Unterstützern aus dem Herzen, sondern zudem den meisten unabhängigen Zuschauern.

Allerdings zeigte der Demokrat Biden altbekannte Schwächen. Hin und wieder verlor er den Faden und faselte unverständliches Zeug. Zum Glück für ihn quatschte Donald Trump auch hier dazwischen, statt Joe Biden sich in einem längeren Monolog selbst demontieren zu lassen. Die Demokraten haben wieder einmal einen Kandidaten aufs Schild gehoben, der angreifbar ist. Hoffentlich wird es nicht so wie mit Hillary Clinton enden, bei der man das Gefühl hatte, sie sei die perfekte Gegnerin für Donald Trump gewesen.

Das wirtschafts- und finanzpolitische Versagen von Donald Trump

Donald Trump führt die USA wie viel zu viele seiner Unternehmen, die Pleite gingen oder gerettet werden mussten. Nun ist kein Fred Trump (sein Vater) da, der ihm mit Geld unter die Arme greifen könnte, wenn er wieder etwas in den Sand setzt. Es sind keine Banken da, die ihn raushauen könnten, weil er Too-Big-to-Fail ist.

Präsident Trump brachte es fertig, vor der Covid-Pandemie das grösste monatliche Budgetdefizit in der Geschichte der USA zu produzieren. Und das zu einer Zeit, als die US-Wirtschaft noch brummte. Die Staatsschulden der USA erreichen besorgniserregende Höhen. Es war sicherlich richtig, die Corporate Tax Rate zu senken, doch versäumte er es, gleichzeitig die Steuerschlupflöcher zu schliessen. Seit dem Artikel in der New York Times zu seinen praktisch bei Null liegenden Einkommenssteuern in den 15 Jahren bis zu seiner Wahl zum Präsidenten der USA lassen erahnen, warum das wohl so gekommen ist. Es stellt sich sogar die Frage, ob er etwa gar kein so cleverer Geschäftsmann ist. Vielleicht ist er nicht einmal ein gerissener Steuervermeider, der sich (vielleicht völlig legal) arm rechnete. Es könnte gar sein, dass er netto gar kein Milliardär ist, sondern seit Jahren rote Zahlen schreibt. Einzig mit seiner Reality-TV-Show The Apprentice scheint er jahrelang wirklich grossen finanziellen Erfolg gehabt zu haben.

Donald Trump ist zudem eine Gefahr für den Welthandel. Dass er die pseudo-kommunistische Diktatur in China hart angeht, die ausländische Direktinvestionen begrenzt und geistiges Eigentum ausländischer Firmen nicht respektiert, ist sicherlich richtig. Allerdings haben die Handelskriege, die er vom Zaun gebrochen hat, nicht viel bewirkt. Vor allem macht es keinen Sinn, sowohl China als auch die EU gleichzeitig zu bekämpfen, wo doch die USA und die Europäer nicht nur militärisch, sondern im Kampf mit China auch wirtschaftlich Verbündete sind, die zusammen mit Japan, Südkorea, Taiwan und anderen geschlossen dem chinesischen Einparteienstaat gegenübertreten sollten.

Trump muss weg

Präsident Trump hat auf fast allen Politikfeldern versagt. Für die breite Darstellung des Desasters wäre ein ganzes Buch notwendig. Im Nahen Osten genügt es nicht, einfach nur den Israeli Geschenke zu machen und die Palästinenser links liegen zu lassen, um dauerhaft Frieden zu schaffen. Bezüglich Nordkorea hat er viel Wind gemacht, aber nichts bewegt. Das Geschirr mit der EU und anderen Alliierten hat er zerschlagen. Weisse Suprematisten hat er nicht etwa in die Schranken gewiesen, sondern sie ermuntert. Dasselbe gilt für die wirren QAnon Verschwörungstheoretiker. Wähler hat er ermuntert, sowohl per Brief wie auch an der Urne für ihn abzustimmen, was natürlich illegal ist. Die Liste ist endlos.

Zwar hat Donald Trump im besten Moment seiner Präsidentschaft die Arbeitslosenzahlen auf ein Rekordtief gedrückt, wobei er von Präsident Obama bereits eine gute Ausgangslage übernommen hatte, doch durch seine von Ignoranz geprägte Politik im Kampf gegen die Covid-Pandemie hat er seine auf dünnem Eis und Schulden gebaute Wirtschaftsbilanz wieder zunichte gemacht. Durch sein Versagen bereits vor der Gesundheitskrise riskierte er eine Rezession und damit die Sabotage seiner eigenen Wahl. Die Pandemie hat nur alles verschlimmert. Wie in anderen Ländern auch, werden in den USA nun die Schwächen des Landes sichtbarer als zuvor: die zerfallende Infrastruktur, der fehlende Sozialstaat (der in Europa zu stark, in den USA zu schwach ist), die fehlende Arbeitslosenversicherung, ein reformbedürftiges Gesundheitswesen, ein marodes Erziehungssystem, der Rassismus, die Spaltung des Landes in Arme und Reiche bzw. Stadt und Land, Republikaner und Demokraten, Weisse und Minderheiten, etc.

Donald Trump ist definitiv nicht der Mann, der die vielschichtigen Probleme der Vereinigten Staaten angehen kann. Joe Biden wiederum überzeugt nicht wirklich. Doch ist er eindeutig das kleinere Übel. Er hat die besten Tage wohl hinter sich, wirkt müdig und manchmal fahrig. Sollte er ein tatkräftiges Team mit jüngeren, unverbrauchten Kräften um sich scharen, könnte mit ihm vielleicht mehr möglich sein, als im Moment so mancher (der Schreibende eingeschlossen) denkt.

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Das Foto ob ist das official portrait of President Donald J. Trump (October 6, 2017. Official White House photo by Shealah Craighead). Artikel vom 1. Oktober 2020. Hinzugefügt um 20:42 Lokalzeit in Funchal, Madeira. Leicht ergänzt um 22:59.