Jean Fautrier. Die Sammlung der Stiftung Insel Hombroich

Mrz 01, 2022 at 21:43 735

Die Stiftung Insel Hombroich besitzt 26 Gemälde, 9 Plastiken, graphische Arbeiten, Künstlerbücher und mehr des Wegbereiters und Anregers der informellen Kunst nach 1945 Jean Fautrier (1898–1964). Laut dem kommissarischen Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich, Bernd Eversmann, teilt sich das Œuvre des französischen Künstlers in zwei signifikante Werkphasen, von denen die erste von 1926 bis circa 1934 andauerte, die zweite nach einer Schaffenspause ab 1940 einsetzte. Laut Bernd Eversmann wirken die beiden Phasen auf den ersten Blick grundverschieden, doch teilen sie miteinander den Mut zum maltechnischen Experiment und zur künstlerischen Innovation.

Der Stiftungsgründers Karl-Heinrich Müller verfolgte seit Beginn der 1980er Jahre seinen Plan zu einem Museum auf dem Grundstück der historischen Insel Hombroich. Jean Fautrier bildete hier von Anfang an einen der massgeblichen Schwerpunkte. Das 1987 erschienene Buch Jean Fautrier. Gemälde
Skulptur Radierungen ist eine der ersten Publikationen der Insel Hombroich.

Nun zeigt das Museum erstmals seinen vollständigen Fautrier-Bestand. Alle Werke wurden für den Katalog Jean Fautrier. Eine Sammlung (Amazon.de) von Achim Kukulies neu fotografiert. Das im Wienand Verlag erschienene Buch wurde von Johannes Rössler im Auftrag der Stiftung Insel Hombroich herausgegeben. Es enthält Texte von Oswald Egger, Silke Röckelein, Johannes Rössler und Kaja Teschner. Kuratiert wurde die Ausstellung von Frank Boehm und Kaja Teschner. Für die Öffnungszeiten des Museums konsultieren sie in Covid-Zeiten bitte die Museumsseiten.

Der Katalog (Amazon.de) bietet laut Bernd Eversmann neue Einsichten in Fautriers Werk – analytisch, sammlungsgeschichtlich und poetisch-philosophisch. Im einleitenden Essay schreibt Johannes Rössler vom radikalen Ansatz Fautriers, die Malerei zu zerstören, um sie neu zu erschaffen, von der radikalen Hinterfragung des traditionellen Farbauftrags, von der Verabschiedung der materiellen Identität von Farbe und von der Farbe und ihrem pastosen Träger, von der heterogenen Struktur des Bildeindrucks, von Werken, die sich einer eindeutigen Positionierung entziehen. Kaja Teschner steuert einen Beitrag zur Materialität und Technik in den Werken von Jean Fautrier bei, der ohne Regeln und Kalkül gearbeitet habe. Der Künstler habe sich episodenhaft an Gegenständen oder Thematiken abgearbeitet. Oswald Egger schreibt von der Todlosigkeit und dem Trost der Dauer. Silke Röckelein wiederum schildert die Geschichte der Sammlung der Stiftung Insel Hombroich.

Dies und noch mehr ist zu finden im Katalog zur Ausstellung der Stiftung Insel Hombroich, herausgegeben von Johannes Rössler: Jean Fautrier. Eine Sammlung. Wienand Verlag, 2022, 144 Seiten mit 73 farbigen und 10 s/w Abb., 27 x 20cm. Das Buch bestellen bei Amazon.de.

Siehe zudem zu diesem französischen Künstler des Informel die Rezension und den Katalog zur 2017-Ausstellung Jean Fautrier im Kunstmuseum Winterthur, erschienen im Richter Verlag, 2017, 240 Seiten mit den Abbildungen aller 121 ausgestellten Werke sowie weiteren Illustrationen. Das Buch ist zweisprachig. Bestellen bei Amazon.de. Weitere Bücher zu Jean Fautrier bei Amazon.de.

Zitate und Teilzitate in dieser Rezension stehen zwecks besserer Lesbarkeit nicht zwischen Gänsefüsschen. Dieser Artikel beruht auf dem Ausstellungskatalog. Die Schau selbst konnte ich leider (noch nicht) besuchen.

Buchkritik / Rezension vom 1. März 2022 um 21:43 deutscher Zeit. Am 2. März 2022 um 23:14 Anzahl Abbildungen und Format hinzugefügt.