Nasca

Feb 01, 2018 at 20:17 611

Nasca-Peru. Archäologische Spurensuche in der Wüste. Katalog und Ausstellungen im Museum Rietberg Zürich, der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn sowie dem Museo de Arte de Lima

Die Nasca-Kultur blühte zwischen 200 v. Chr. und 650 n. Chr. an der peruanischen Südküste. Gerade waren die einzigartigen Nasca-Linien in den Nachrichten, weil am 27. Januar 2018 ein Lastwagenfahrer auf das 450 Quadratkilometer grosse Gebiet des Weltkulturerbe fuhr und auf eine Strecke von einhundert Metern drei Linien mit tiefen Spuren beschädigte, die Teil des berühmten Eidechsenbildes sind.

Das Buch zur internationalen Ausstellung Nasca-Peru. Archäologische Spurensuche in der Wüste (Amazon.de) in drei wichtigen Museen enthält 15 Beiträge von Spezialisten, die ausgehend vom Rahmen des Nasca-Palpa Projektes der Schweizerisch-Liechtensteinischen Stiftung für archäologische Forschungen im Ausland entstanden. Die Autoren beschäftigen sich multidisziplinär mit vielen Facetten der Nasca-Zivilisation. Neben klassischen archäologischen Ausgrabungen kamen modernste Dokumentations- und Vermessungsmethoden zur Anwendung, anthropologische und klimatolische fanden statt, selbst atomphysikalische Datierungsmethoden wurden weiterentwickelt. Der reich bebilderte Katalog enthält neben den Essays 369 farbige und 35 schwarzweiss Abbildungen, sodass sich der Leser wortwörtlich ein Bild machen kann.

Die Nasca-Linien (Geoglyphen) erzählen von einer untergegangen Kultur. Die Deutung der ursprünglichen Traditionen und der Glaubenswelt jener Zeit ist daher nur über die materiellen Hinterlassenschaften durch Archäologen und andere Forscher möglich, die Keramiken, Textilien, Gräber und durch Feldforschung insbesondere die Nasca-Linien untersuchen.

Die Einführung bietet einen Überblick über die Forschungsgeschichte. Die nachfolgenden Essays befassen sich mit der Nasca-Gesellschaft und ihrer Geschichte, der Südküste Perus in vorspanischer Zeit, gehen der Frage nach, wer die Nasca waren, untersuchen Gräber von Nasca in Paracas, beschreiben das Leben in der Wüste, untersuchen den Lebensraum, die Siedlungen und die Architektur der Nasca, widmen sich den Bewässerungssystemen, den Puiquios, beschreiben die architektonische Entwicklung des Zeremonienzentrums Cahuachi und dessen Vorherrschaft in der frühren Nasca-Kultur, untersuchen die Siedlungen und Zeremonialzentren der Nasca am Beispiel von Marcaya und Cerro Tortolita, befassen sich mit den Zugängen zum Jenseits – den Geoglyphen und Gräbern sowie den Geoglyphen als Bilder und Bühnen in der Wüste, offerieren eine Chronologie und Informationen zur Nutzung der Geogylyphen in der Pampa von Nasca, untersuchen Bestattungsformen und Elitegräber, untersuchen die Bildsprache, so das Reale und das Übernatürliche in der Paracas- und Nasca-Ikonografie, bieten eine ikonografische Herleitung der Entstehung von Nasca, befassen sich mit Kunsthandwerk und Technologie, untersuchen das Metallhandwerk in der Paracas- und Nasca-Kultur sowie die Bedeutung der polychromen Keramik bei den Nasca, bieten eine Einführung in die Nasca-Textilien sowie eine Untersuchung der über 420 Grabbündel von Wari Kayan, die zum Teil über 50 Objekte wie Umhänge, Stirnbänder und Tuniken enthielten, wobei 3 Grabbündel im Detail vorgestellt werden.

Im Prolog argumentieren Cecilia Pardo und Peter Fux, dass die Geoglyphen von Nasca vielleicht zu einem anderen Zweck als zur Betrachtung angelegt wurden, da die Bilder nicht gut sichtbar und wohl dimensioniert angelegt wurden, sondern ziemlich das Gegenteil geschah. Bilder könnten anders als visuell wahrgenommen werden. Man könne sie fühlen, hören und erleben. Es sei gar denkbar, sich auf einer mysteriösen Zwischenebene über dem Tal des Lebens und unter den Bergen der lebenspendenden Götter mit Rhythmus, Sound und psychoaktiven Substanzen derart in Trance zu versetzen, um sich zum Beispiel über das Abschreiten einer riesigen Vogelzeichnung im Wüstenboden die Form zu verinnerlichen, damit sich das Wesen mit all seinen Kräften und Eigenschaften im eigenen Körper offenbare. Die Autoren fragen: Wenn ja, wozu? Die abschliessenden Antworten werde wir nie haben, meinen sie. Die Nasca führten uns vor Augen, wie existenziell für den Menschen die Suche nach dem Zugang zu den höchsten Mächten sei.


Nasca-Peru. Archäologische Spurensuche in der Wüste
. Der Katalog zu den Ausstellungen im Museum Rietberg Zürich, der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn sowie dem Museo de Arte de Lima. Scheidegger & Spiess, November 2017, 364 Seiten mit 369 farbigen und 35 schwarzweiss Abbildungen. Das Buch bestellen bei Amazon.de.

Die Ausstellung nahm im Juni 2017 im Museo de Arte de Lima ihren Ausgang, ist seit November 2017 und noch bis im April 2018 im Museum Rietberg in Zürich zu bewundern, ehe sie von Mai bis September 2018 in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn ihren Abschluss finden wird.

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Artikel vom 1. Februar 2018 um 20:17 Berliner Zeit