Norah Jones: Come Away With Me

Mrz 08, 2003 at 00:00 864

CD-Kritik: Das Debüt-Album von Norah Jones Come Away With Me

Die am 30. März 1979 in New York City geborene Norah Jones wurde bei der Grammy-Verleihung 2003 mit acht Auszeichnungen reich beschenkt. Ihr Debütalbum Come Away With Me (CD) wurde zur Scheibe des Jahres gekürt, die von Jesse Harris geschriebene Ballade „Don’t Know Why“ erhielt den Preis für den besten Song. Gemäss Pressemeldungen haben sich die Verkäufe des Albums seither mehr als verdreifacht und es so zur #1 in den Billboard Charts, also zum meistverkauften Album in den USA gemacht.

Auf dem Debüt-Album Come Away With Me von Norah Jones spielen Jazz-Grössen wie Gitarrist Bill Frisell (allerdings nur bei „The Long Day Is Over“) und Schlagzeuger Brian Blade mit. Doch die sympathische 23jährige Amerikanerin ist deswegen noch keine Jazzsängerin. Das Balladenalbum ist vielmehr ein Stilmix aus Pop, Soul, Jazz, Country, Folk-Pop und weiteren Einflüssen. Der Bassist Lee Alexander und der Gitarrist Jesse Harris haben die meisten Kompositionen beigesteuert. Der beste Song auf Come Away With Me ist jedoch nicht das mit einem Grammy ausgezeichnete „Don’t Know Why“ von Jesse Harris, sondern der Titelsong „Come Away With Me“ aus der Feder von Norah Jones, die auch die Ballade „Nightingale“ zur Platte beigesteuert hat. In „Nightingale“ geht es um jemanden, der seinen Weg sucht. Norah Jones selbst? Es bleibt zu hoffen, dass sie trotz der acht Grammies weiter suchen wird, denn das durchaus ansprechende Album ist noch kein Meisterwerk. Die vielen Grammies belegen vielmehr, wie armselig die Konkurrenz ist. In der jungen Dame mit der einprägsamen Stimme steckt noch mehr.

Album Line-Up Come Away With Me: Norah Jones: Gesang, Piano und Wurlitzer; Lee Alexander: Bass; Dan Rieser: Schlagzeug; Jesse Harris: Gitarre; Adam Levy: Gitarre. Mit diesen Musikern spielt Norah Jones seit Herbst 2000 in New York zusammen. Als „special guests“ wurden für Come Away With Me die Gitarristen Bill Frisell und Kevin Breit, die Schlagzeuger Brian Blade und Kenny Wollesen, der Violinist Jenny Scheinman, der Akkordeonist Rob Burger sowie der Hammond B-3 Orgelspieler Sam Yahel eingeladen. Bei Amazon.de die  CD und Vinyl LP runterladen.

Biografie, Biographie von Norah Jones (2003)

Die wie erwähnt am 30. März 1979 in New York geborene Norah Jones ging im Alter von vier Jahren mit ihrer Mutter Sue Jones nach Grapevine, einer Vorstadt des texanischen Dallas. Norah ist die nichteheliche Tochter der indischen Sitar-Legende Ravi Shankar, zu dem sie aber so gut wie keinen Kontakt hat. Die Sitar-Spielerin Anoushka Shankar ist folglich Norahs Halbschwester. Zum Bruch zwischen Sue Jones und Ravi Shankar kam es, als der Inder die Mutter von Anoushka heiratete.

Mit fünf Jahren begann Norah im Kirchenchor zu singen. Mit sieben nahm sie erste Klavierstunden. Für eine kurze Zeit spielte sie in der Junior Highschool das Saxophon. Mit 15 ging sie auf die renommierte Booker T. Washington High School for the Performing and Visual Arts, an der auch die Sängerin Erykah Badu und der Jazztrompeter Roy Hargrove ausgebildet wurden.

Noch auf der High School gewann sie 1996 zwei Down Beat Student Music Awards: „Best Jazz Vocalist“ und „Best Original Composition“. 1997 gewann sie erneut den Student Music Award als „Best Jazz Vocalist“.

Norah Jones ging an die für ihre Musikkurse bekannte University of North Texas, wo sie einen Major in „jazz piano“ erwarb. Daneben sang sie in einer Jazzrock-Band. 1999 zog sie nach New York City, wo sie für rund ein Jahr regelmässig mit der Funk-Fusion-Gruppe Wax Poetic auftrat.

Doch schon bald gründete Norah Jones ihre eigene Band, zusammen mit dem Gitarristen und Songwriter Jesse Harris, dem Bassisten und Songwriter Lee Alexander sowie dem Schlagzeuger Dan Rieser. Im Oktober 2000 nahmen die vier Musiker ein Demo für Blue Note Records auf. Im Januar 2001 nahm sie das zu EMI gehörende Label unter Vertrag.

Norah Jones sang übrigens zwei Lieder auf dem Blue Note-Album Songs from the Analog Playground von Charlie Hunter („More Than This“ von Roxy Music sowie „Day Is Done“ von Nick Drake). Die Sängerin trat auch öfters live mit der Gruppe des Gitarristen Charlie Hunter auf. [Artikel vom 8. März 2003].

Norah Jones 2009 Photo-Shooting for The Fall. EMI Foto Copyright: Autumn de Wilde.

Konzertkritik: Konzert von Norah Jones im Kaufleuten in Zürich, 15. Oktober 2002

Norah Jones, piano/vocals – Adam Levy, guitar – Lee Alexander, bass – Andrew
Borger, drums – Daru Oda, tourmanager/vocals.

Das Zürcher Konzert begann mit einer Blues-umwehten Version von „Turn Me On“. Der Gesang von Norah Jones war bestechend, die Band dagegen blieb eher blass. Mit dem Hank Williams-Titel „Cold Cold Heart“ wurde es jazziger. Erneut überzeugte die Sängerin mit ihrer warmen, sinnlichen und teilweise rauchigen Stimme. Der Sound der Gruppe war erneut einfach gestrickt und sollte es den ganzen Abend über bleiben. Auch das Klavierspiel von Norah Jones schien zumindest an jenem Abend noch stark verbesserungswürdig.

Bei dem von ihr geschriebenen Song „Nightingale“ klang die Amerikanerin live eindeutig besser als auf CD, einfach hinreissend. Im folgenden „One Flight Down“ von Jesse Harris war ihre durchdringende Stimme das beherrschende Element, wobei das Quartett erstmals einen akzeptablen Sound produzierte.

Danach folgten zwei vom Bassisten Lee Alexander geschriebene Titel: „Feelin‘ The Same Way“ und „Seven Years“. In letzterem Song gelangen dem Schlagzeuger Andrew Borger einige eindrückliche Passagen. Die ausgeglichene Stimme der Balladensängerin Norah Jones überzeugte durch ihre natürliche Erzählweise.

Nach einer Komposition ihres „guten Freundes“ Jesse Harris spielte die Band ein neues Stück, gemäss der Songlist, die der Schreibende nach dem Konzert vom Soundtechniker erhielt, mit dem Titel „In The Morning“. Daran war gar nichts Verschlafenes, sondern erstmals ging die Post mit einem mitreissenden Rhythmus ab, wobei für einmal nicht der Gesang, sondern die Instrumente im Zentrum standen.

Piano solo begann Norah Jones die Ballade „Come Away With Me“. Erneut war ihr Live-Gesang eindrücklicher als die auf CD gebrannte Version. Im Instrumentalteil übernahm die Gitarre die zentrale Rolle. Danach kündigte sie einen Song an, der nur auf der japanischen Version ihres Debütalbums zu finden sei. Gemäss Songlist „What Am I To You“ mit den Zeilen „I love you when you are blue“ und „looking in your eyes I can feel butterflies“.

Nachdem die anderen Bandmitglieder die Bühne verlassen hatten, sang Norah Jones „Peace“. Am Ende des Pianosolos wiederholte sie mehrach eindringlich: „This Is For Everyone„; wohlgemerkt am 15. Oktober 2002, also vor der heissen Diskussion um einen möglichen Krieg gegen den Irak.

Es folgte ein Duett mit dem Gitarristen: der „Painter Song“, der ein Folk- und Jazz-Gefühl aufkommen liess. Mit Folk ging es danach auch weiter. In „Lonestar“ wurde das Duo durch die Roadmanagerin Daru Oda zu einem singenden Trio erweitert wurde. In der folgenden Ballade „The Worst“ von Keith Richards und Mick Jagger sang die Roadmanagerin übrigens ebenfalls mit.

Nach einigen technischen Schwierigkeiten, an denen die Band keine Schuld hatte, folgte „I’ve Got To See You Again“ von Jesse Harris, wobei für einmal Musik und Gesang gleichermassen begeisterten. Mit „Don’t Know Why“ ging es danach zurück zu ruhigeren Tönen. Die eingängige Ballade war nicht besonders raffiniert arrangiert. Subtilität und Kultiviertheit im Spiel gehörten nicht zu den Ingredienzen des Abends. Einzig die Stimme von Norah Jones setzte in dieser Hinsicht Akzente, auch in dem mit einem Grammy prämierten Lied.

Mit Lee Alexanders „Toes Just Touch The Water“ folgte ein zweiter neuer Song, der noch nicht auf CD existiert. Dabei konnte die Sängerin ein Kichern nicht unterdrücken, als der Gitarrist Adam Levy mit einem Schluckauf zu kämpfen hatte. Zum Abschluss gab die Band Ride On mit den Zeilen „we share the good times and the bad„, wobei der Gitarrist als Sänger eine denkbar schlechte Figur machte.

Als erste Zugabe spielte das Quartett eine weitere neue Komposition, „Moon Song“, eine eingängige Ballade, in der das Klavierspiel von Norah Jones positiv hervorstach. Vor der zweiten Zugabe, die das Konzert beendete, fragte die Sängerin rhetorisch: „Do you like AC/DC?“ Daraufhin folgte ein stampfender, sich steigernder Rhythmus zu „I am so lonely, but I know what I am gonna do, ride on„. Die Band stand im Zentrum und riss nochmals das Publikum mit, auch in einem längeren, fetzigen Instrumentalteil.

Norah Jones 2009 Photo-Shooting for The Fall. EMI Foto Copyright: Autumn de Wilde.

Weitere Infos zu Norah Jones und ihren Alben

Hinzugefügt am 17. November 2006: Das neue Studioalbum Not Too Late (CD) von Norah Jones, ihr drittes, erscheint am 26. Januar 2007. Es enthält dreizehn neue Songs. Dabei handelt es sich zum ersten Mal ausschliesslich um Eigenkompositionen. Da einige Titel düster, ja fast zynisch seien, soll der Titel des neuen Albums Hoffnung vermitteln. „Not Too Late“ wird von ihrem langjährigen Bassisten Lee Alexander produziert. Neben ihren Bandmitgliedern sind auf dem Album Gastmusiker wie M. Ward, Richard Julian sowie Jeffrey Zeigler vom Kronos Quartet zu hören. Die erste Single „Thinking About You“ ist bereits im Radion zu hören und wird ab dem 5. Dezember 2006 als kommerzieller Download angeboten. Das neue Album Not Too Late erscheint am 26. Januar 2007. Vorbestellen bei Amazon.de, Amazon.com, oder Amazon.co.uk.

Alleine für ihr Debütalbum Come Away With Me hat Norah Jones acht Grammys erhalten. Ihre Tonträger haben sich bisher über dreissig Millionen Mal verkauft. Die Sängerin, Pianistin und Songwriterin lebt in New York.

Hinzugefügt am 24. Januar 2007: Mit Not Too Late (CD) legt Norah Jones nach einer kleineren Auszeit ein nachdenkliches und unaufgeregtes Balladenalbum mit einer Prise Soul und Country Music vor. Erstmals hat sie alle Songs selbst komponiert oder zumindest daran mitgeschrieben. Die dreizehn Kompositionen feiern das Prinzip „weniger ist mehr“. Bei „Sinkin‘ Soon“ zeigt Norah feinen Humor. Nörgler werden Not Too Late als langweilig und abwechslungslos, Fans als aus einem Guss bezeichnen. Auf CD überzeugen Gesang und Band. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Musiker gegenüber 2002 live eindeutig verbessert haben, denn im Konzert wirkte damals – abgesehen von Norahs Gesang – vieles verbesserungswürdig. Auf CD und live spielt die Sängerin nun nicht mehr nur Klavier, sondern auch Gitarre, was ihr eine direktere Kommunikation mit dem Publikum ermögliche, meinte sie in Interviews. Not Too Late ist kein Album mit Ecken und Kanten, sondern eben etwas für Leute, die den Stil von Norah Jones lieben.

Hinzugefügt am 17. November 2009: Norah Jones: The Fall. Die neue Deluxe-Edition Doppel-CD vom November 2009. Bestellen bei Amazon.de. Norah Jones hat alle Songs selbst geschrieben bzw. daran mitgeschrieben. Sie präsentiert sich mit einer neuen Band und nun auch an der Gitarre, nicht mehr nur am Piano. Der grossartige Gitarrist an ihrer Seite ist übrigens Marc Ribot.

Einem Interview in der Boulevard-Zeitung Blick entnehmen wir, dass Norah Jones aus ihrer Wohnung in Brooklyn ausziehen musste, nachdem eine US-Zeitung auf dem Titelblatt ein Foto ihrer Wohnungstür und voller Adresse gebracht hatte. Daneben war ein Foto von Saddam Hussein unter dem Titel Hunt and Destroy. Seither lebt sie in einem Loft in Manhattan.

Hinzugefügt am 30. Januar 2007: Norah Jones spielt erstmals eine Filmrolle in Wong Kar Wais erstem englischsprachigen Film, My Blueberry Nights, der 2007 in die Kinos kommen wird. Weitere Schauspieler in diesem Film sind Jude Law, Rachel Weisz, Natalie Portman und David Strathairn. Die DVD My Blueberry Nights bestellen bei Amazon.de.

Norah Jones: Feels Like Home. EMI/Blue Note, 9. Februar 2004. Album CD bestellen bei Amazon.de.

Hinzugefügt am 11. Mai 2012: 2012 neu von Norah Jones ist das Album Little Broken Hearts, entstanden zusammen mit Danger Mouse. Das Album Little Broken Hearts bei Amazon.de.

Der ursprüngliche Artikel zum Debüt-Album Come Away With Me mit Biografie und Konzertkritik im Kaufleuten Zürich erschien am 8. März 2003.