Paul Klee – die Sammlung Bürgi

Mrz 01, 2000 at 00:00 432

Das Kunstmuseum Bern zeigt noch bis am 16. April die Sammlung Bürgi, die rund 130 Arbeiten von Paul Klee (1879-1940) umfasst (Katalog). Über 50 Werke trug Hanni Bürgi (1880-1938), die Gattin eines Berner Bauunternehmers, zu Lebzeiten des Künstlers zusammen. Sie hatte ihn spätestens 1908 kennen gelernt, da sie bei seinem Vater, Hans Klee, Gesangsunterricht nahm. Die anderen Arbeiten Klees erstand ihr Sohn Rolf Bürgi (1906-1967).

Bereits 1909 oder 1910 kaufte Hanni Bürgi dem Künstler für 100 Schweizerfranken die lavierte Tuschzeichung Gepflegter Waldweg ab und dürfte damit zu den frühesten Sammlerinnen von Paul Klee gehören. Nach dem frühen Tod ihres Mannes steigerte sie sich eine eine solche Sammelleidenschaft, dass ihre Familie 1919 gar erwog, sie zu bevormunden, weil sie für ein Werk von Paul Klee 300 Schweizerfranken bezahlt hatte. Doch wie die Sammlung beweist, entging sie der Gefahr und gab gar ihrem Sohn den Sammelvirus weiter. Dieser erstand 1924 bei einem Besuch im Bauhaus seinerseits seine erste Arbeit von Paul Klee, das Aquarell Dünenlandschaft, das der Achtzehnjährige in zwölf Raten zu je fünf Mark abbezahlte.

Nachdem die Nazis 1933 die Macht erobert hatten, gingen sie gleich zu Beginn auch gegen unliebsame Künstler vor; dazu gehörten auch die Vertreter des Bauhauses. Klees Dessauer Wohnung wurde von Polizei und SA durchsucht. Es war dem Einsatz von Rolf Bürgi zu verdanken, dass die beschlagnahmten Schriftstücke zurückgegeben wurden und das Ehepaar Klee aus Deutschland ausreisen konnte.

Paul Klee hatte zwar die meiste Zeit seines Lebens in der Schweiz verbracht, doch erst unter dem Eindruck der Naziherrschaft bemühte er sich Ende der 30er Jahre um die Schweizer Staatbürgerschaft. Die eidgenössischen Mühlen mahlen langsam, weshalb er 1940 als Deutscher verstarb.

Die Witwe des Künstlers setzte Rolf Bürgi als Nachlassverwalter ein. Dieser erwirkte kurz vor ihrem Tode den Verkauf des gesamten künstlerischen Nachlasses an die Berner Sammler Hermann Rupf und Hans Meyer-Benteli, um damit die Liquidierung des Kunstgutes zugunsten der Alliierten gemäss dem Washingtoner Abkommen zu verhindern. Auf Rolf Bürgis Initiative hin gründeten die zwei Sammler zusammen mit dem Berner Architekten Werner Allenbach und dem Initianten 1947die Paul-Klee-Stiftung, die seit 1952 im Berner Kunstmuseum domiziliert ist und dort einen Teil der Werke permanent ausstellt.

Die Ausstellung zeigt Werke aller Schaffensphasen des Künstler, wie auch die drei auf dieser Seite abgebildeten Fotos illustrieren. Sie umfasst frühe Radierungen aus den Jahren 1903 bis 1905, die Auseinandersetzung mit dem Expressionismus des Blauen Reiters, die berühmte Tunis-Reise mit August Macke, die Arbeit am Bauhaus in Weimar und später in Dessau sowie das in der Schweiz entstandene Spätwerk.

Der Katalog enthält neben der Abbildung aller Werke Artikel zur Geschichte von Sammlung und Stiftung sowie der Familie Bürgi, zu den vom Künstler verwendeten Materialen und zu seiner Arbeitsweise, zur Paul-Klee-Ausstellung im Jahr 1935, zur Geschichte der Rezeption seiner Werke in Schottland und England (1930-1945), zu einem Skizzenbuch aus den Jahren 1924/25 sowie im Anhang eine Reihe von Dokumenten und Zeugnissen.

Die Ausstellung Paul Klee – die Sammlung Bürgi im Kunstmuseum Bern dauert noch bis am 16. April 2000; vom 5. Mai bis 23. Juli 2000 in der Hamburger Kunsthalle; vom 12. August bis am 22. Oktober 2000 in der Scottish National Gallery of Modern Art, Edinburgh.

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Rezension / Artikel vom März 2000.