Picasso & Les femmes d’Alger im Museum Berggruen Berlin

Jun 17, 2021 at 14:02 1146

Die Sammlung Berggruen in Berlin bemeimatet 140 Werke von Pablo Picasso, die alle Schaffensperioden des spanischen Künstlers abdecken; siehe dazu Picasso und seine Zeit. Mit der Ausstellung und dem gleichnamigen, dreisprachigen Katalog Picasso & Les femmes d’Alger zeigt das Museum in der deutschen Hauptstadt ein Thema, bei dem sich der Künstler im Pariser Louvre von Eugène Delacroix hatte inspirieren lassen.

Die Sammlung Berggruen zeigt seit 2011 permanent die sogenannte Version L der Femmes d’Alger. Es ist das einzige Werk, das in Europa hängt. Der Leiter der Nationalgalerie Berlin, Joachim Jäger, schreibt im Katalog zu dieser Serie, Picasso sei es weniger um ein Bekenntnis zu einem Motiv (die Frauen von Algier) gegangen, sondern vielmehr darum, die Möglichkeiten der Malerei mittels der malerischen Variation auszuloten. Damit stellen Les Femmes d’Alger aus den 1950er Jahren nicht nur einen radikalen Schritt im Spätwerk von Picasso mit der Rückbesinnung auf den Kubismus dar, sondern zudem einen Meilenstein in der Kunstgeschichte der Nachkriegszeit, wenige Jahre vor Andy Warhol und seiner Factory.

Die im Winter 1954/55 entstandenen fünfzehn Gemälde – hinzu kommen noch viele Vorzeichnungen – von Picassos Serie Les femmes d’Alger wurden bisher mit Sicherheit erst zweimal vollständig ausgestellt: 1955 und 1956 in Paris und auf einer Wanderausstellung in München, Köln und Hamburg. Insgesamt zehn Ausstellungen haben sich bisher weltweit diesem Thema gewidmet. Die Sammlung Berggruen zeigt nun immerhin neun dieser fünfzehn Gemälde.

Der Katalog der von Gabriel Montua kuratierten und von Anna Wegenschimmel wissenschaftlich begleiteten Ausstellung, die vor allem von der Familie Berggruen finanziell und ideell unterstützt wurde, widmet sich unter anderem den Themen Vorbild Delacroix, Picasso und Algerien, Picasso, Matisse und die Tradition, einer Interpretation des Themas durch Roy Lichtenstein, den fünfzehn Versionen der Femmes d’Alger von Picasso, der Rezeption der Werke und vielem mehr.

In Berlin sind nicht nur die Werke von Picasso zu bestaunen, sondern auch die zweite Version seines Vorbildes Femmes d’Alger von Delacroix, die normalerweise im Musée Fabre in Montpellier ausgestellt ist. Zudem haben mit Zoulikha Bouabdellah, Halida Boughriet und Djamel Tatah drei Künstlerinnen und Künstler algerischer Abstammung den Orientalismus in Delacroix’ Gemälde in Arbeiten in ihrem jeweiligen Medium Video, Fotografie und Malerei hinterfragt und eine zeitgenössische Antwort auf bestimmte Facetten des Originals formuliert, so der Kunsthistoriker Olivier Berggruen in seinem Katalogvorwort.

Picasso & Les femmes d’Alger. Sammlung Berggruen, Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin, Hirmer Verlag, April 2021, 192 Seiten. Das dreisprachige Buch (deutsch-französisch-englisch) bestellen bei Amazon.de.

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Die Rezension/Buchkritik Picasso & Les femmes d’Alger wurde am 17. Juni 2021 um 14:02 deutscher Zeit hinzugefügt.