Das Militär war in der Türkei über Jahre hinweg der Machtfaktor. Die Armee sah sich als Hüterin der laizistischen Tradition. Dass sich das Militär von Erdogan in den letzten Jahren widerstandslos hat entmachten lassen, erstaunte nicht zuletzt angesichts der jüngsten Schritte hin zu einer Diktatur. Erdogan hat systematisch die Meinungsfreiheit unterminiert und die Gewaltentrennung zerstört, insbesondere, in dem er gegen Staatsanwälte, Richter und Polizisten vorging, die der Korruption in seiner Regierung und seiner Familie auf den Grund gehen wollten. Insofern scheint es logisch, dass sich Offiziere nun gegen seinen immer mehr autokratischen Kurs auflehnten.
Bereits im April 2014 schien eine Eskalation und ein Militärputsch in Zukunft möglich. Erdogan hat die türkische Gesellschaft in den letzten Jahren immer mehr gespalten und seine Anhänger gegen echte und vorgegebene Gegner aufgehetzt. Er trägt viel Verantwortung für die aktuelle Situation. Kommt er nun zur Besinnung? Im Moment scheint es eher so, als wollte er die Situation ausnutzen um seine Macht noch weiter auszubauen. Er träumt von einem Präsidialregime, in dem er als unumschränkter Herrscher die Türkei dominiert.
Unverzeihlich bleibt, das Kanzlerin Merkel kurz vor den türkischen Wahlen 2015 wegen der Flüchtlingskrise in die Türkei reiste und Erdogan, mit Verlaub, „den Arsch leckte“, und ihm so mit einem gemeinsamen Auftritt und ebensolchen Fotos Wahlhilfe leistete.
Präsident Erdogan schadet schon lange der Türkei und wird die Gunst der Stunde nutzen, um seine Macht weiter zu zementieren. Der gescheiterte Militärputsch spielt ihm in die Hände.
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Das Foto oben zeigt Präsident Erdogan. Quelle: Wikipedia/Wikimedia/public domain.
[Aus unserem Archiv: Artikel vom 16. Juli 2016 um 09:02 Schweizer Zeit. Hinzugefügt zu unseren neuen WordPress-Seiten am 13. mail 2023 um 13:50 dt. Zeit]