Das Albertinum in Dresden

Jul 16, 2017 at 10:05 809

Im Albertinum in Dresden wird den Besuchern über 200 Jahre Kunstgeschichte präsentiert. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde das Museum mit seiner Gemäldegalerie Neue Meister und der Skulpturensammlung durch das Hochwasser vom August 2002. Es half entscheidend einem gewissen Kanzler Gerhard Schröder – der beim Krisenmanagement im Auge der Wähler eine gute Figur machte – bei zur Wiederwahl. Gleichzeitig führte das Hochwasser zu einer überwältigenden Welle der nationalen und internationalen Solidarität, die vom Botschafter von Äthiopien über die National Gallery of Ireland in Dublin, die Staatlichen Museen in Berlin, die Sächsische Landesregierung und den Bund bis zu jenen 45 Künstlern reichte, die im November 2002 kostbare Kunstwerke für eine Benefiz-Auktion stifteten.

Die Werke der bedeutenden Sammlung konnten gerettet werden. Ihre Bergung wurde von der Fotografin Barbara Klemm in eindrücklichen Bildern dokumentiert.

Von 2005 bis 2010 wurde das Museum komplett geschlossen. Der Architekt Volker Staab überspannte im neuen Albertinum den vormaligen Innenhof mit einer kühnen Brückenkonstruktion, in der die Kunst nun vor Hochwasser sicher ist und restauriert werden konnte. Durch den Umzug des Grünen Gewölbes wurde die erste Etage frei. Das Albertinum konnte die Galerie Neue Meister und die Skulpturensammlung in einem Museum zusammenführen.

Zu den Skulpturen des Klassizismus im Erdgeschoss gehören Werke von Bertel Thorvaldsen, Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch. Eine vergrösserte Fassung in Gips aus dem Jahr 1903 von Auguste Rodins berühmter Bronzearbeit Der Denker (1881/83) ist ebenso zu bewundern wie Kunst von später geborenen wie Ernst Barlach, Hans Arp und vielen anderen.

Bei der Malerei liegt ein Schwerpunkt auf der Deutschen Romantik. Der 1774 in Greifswald geborene und 1840 in Dresden verstorbene Caspar David Friedrich ist im Albertinum mit einer Reihe von herausragenden Werken vertreten. Dazu gehören unter anderem Das Kreuz im Gebirge (Tetschener Altar) aus dem Jahr 1808, das Hühnengrab im Herbst (1820), Der Friedhof (um 1825) und das Hühnengrab im Herbst (um 1807). Weitere Werke der Romantik stammen von Carl Blechen, Ernst Ferdinand Oehme, dem Norweger Johan Christian Clausen Dahl und anderen. Der Maler der Spätromantik und des Biedermeiers, Ludwig Richter, ist ebenfalls bedeutend für Dresden und im Albertinum vertreten.

Unter den späteren deutschen Malern hervorzuheben sind Werke von Carl Spitzweg, Wilhelm Busch, Carl Schuch, Adolph von Menzel und Max Liebermann.

Natürlich fehlen Künstler der Gegenwart nicht. Der Maler, Bildhauer, Super-8-Filmer, Jazzmusiker und Dichter A. R. Penck (1939-2017), der 1939 als Ralf Winkler in Dresden geboren wurde, wird noch bis am 28. August 2017 mit einer Sonderausstellung gewürdigt. Und bis am 27. August 2017 ist anlässlich das 85. Geburtstages des 1932 in Dresden geborenen Gerhard Richter die Sonderausstellung Neue Bilder mit neuen Werken des höchstgehandelten Malers der Gegenwart zu sehen. Werke von Sigmar Polke und Neo Rauch sind natürlich ebenfalls in Dresden zu bewundern.

Daneben ist im Albertinum die internationale Kunst mit eher wenigen, aber dafür herausragenden Werken vertreten. Begeistert war der Schreibende von Les deux amies (1895) von Henri de Toulouse-Lautrec und von Parau Api. Gibt’s was Neues (1892; siehe das Foto unten) von Paul Gauguin. Genauso sehenswert sind von Edgar Degas die Pastellarbeit auf Papier Zwei Tänzerinnen (um 1898) sowie die Bronzeskulptur mit Tüll Vierzehnjährige Tänzerin (1880 oder früher; siehe das Foto rechts). Weitere, im Albertinum vertretene Grössen der internationalen Kunstwelt sind Claude Monet, Henry Moore und Pablo Picasso.

Diese kurze Darstellung zeigt, dass Dresden mehr als herausragende, alte Kunst im Grünen Gewölbe, der Gemäldegalerie Alte Meister, dem Porzellanmuseum und der Semperoper mit der Sächsischen Staatskappelle zu bieten hat. Die Gegenwart findet in Dresden ebenfalls statt.

Meisterwerke. Das neue Albertinum. Kunst von der Romantik bis zur Gegenwart. Galerie Neue Meisterwerke und Skulpturensammlung. Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Deutscher Kunstverlag, 2010, 240 Seiten mit 284 farbigen Abbildungen, Flexicover, 24,5 x 28 cm. Das Buch, das die Hauptquelle für diesen Artikel ist, bestellen bei Amazon.de.

Caspar David Friedrich (Greifswald 1774-1840 Dresden): Das Kreuz im Gebirge (Tetschener Altar), 1808. Öl auf Leinwand, 115 x 110 cm. Galerienummer: 2197 D. Foto Copyright © Albertinum, Gemäldegalerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Foto: Klut.

Aussenansicht des Albertinums in Dresden. Von der Brühlschen Terrasse her gesehen. Foto Copyright © Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Foto: Klut.

Edgar Degas (Paris 1834-1917 Paris): Vierzehnjährige Tänzerin, 1878/81. Bronze und Tüll. Höhe 104 cm. Skulpturensammlung Inventar Nr. ZV 3680. Foto Copyright © Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Foto: Klut.

Paul Gauguin (Paris 1848-1903 La Dominique): Parau Api. Gibt’s was Neues, 1892. Öl auf Leinwand, 67 x 92 cm. Galerie Neue Meister. Galerienummer 2610. Photo Copyright © Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Foto: Jürgen Karpinski.

Artikel vom 16. Juli 2017 um 10:05. Detail zu Ludwig Richter eingefügt am 21. Juli 2017.