Das Album „Hackney Diamonds“ der Rolling Stones ist bereits Nummer 1 in den Charts

Okt 30, 2023 at 14:43 879

Das letzte Album der Rolling Stones, Blue & Lonesome (mit Blues-Coversongs), erschien 2016. Die letzte Platte mit eigenem Material, A Bigger Bang, datiert gar von 2005.

Da erstaunt es nicht, dass das am 19. Oktober 2023 mit einer Release Party in New York vorgestellte neue Album der Rolling Stones, Hackney Diamonds, von den Fans mit grosser Spannung erwartet wurde. Es liegt im Vereinigten Königkreich (UK), in Australien und in der Schweiz bereits auf Platz 1 der jeweiligen Album Charts. In den USA in den Billboard 200 debütiert das Album auf Platz 3.

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Das neue Album wurde bereits am 17. August 2023 indirekt in der Hackney Gazette angekündigt. In der Lokalzeitung bot eine angeblich 1962 – dem Gründungsjahr der Stones – gegründete Glasreparatur-Firma mit dem Namen Hackney Diamonds (Specialists in Glass Repair) ihre Dienste an: „OUR FRIENDLY TEAM PROMISES YOU SATISFACTION. WHEN YOU SAY GIMME SHELTER WE’LL FIX YOUR SHATTERED WINDOWS.“ Ein Text gespickt mit Namen von Songs der Band. Viele Fans warteten elektrisiert auf das kommende Album.

Es war der Paul McCartney von den Beatles, der den Rolling Stones vorschlug, als Produzenten für ihr neues Album Andrew Wott (*1990 geboren als Andrew Wotman) zu wählen. Dieser hat bereits erfolgreich Platten von Justin Bieber, Miley Cyrus, Iggy Pop, Ozzy Osbourne und anderen produziert.

Andrew Wott ist übrigens nicht nur der Produzent von Hackney Diamonds, sondern hat zudem zusammen mit Mick Jagger und Keith Richards die drei Songs „Angry“, „Get Close“ und „Depending On You“ mitgeschrieben. Acht weitere Titel stammen von Mick Jagger und Keith Richards. Der abschliessende „Rolling Stone Blues“ ist ein Werk von Muddy Waters, einem Vorbild von Jagger und Richards. Dieser Song gab der Band 1962 ihren Namen, und wird hier von ihr erstmals auf einem Album eingespielt (eine Idee von Andrew Wott). Zudem soll Richards als junger Mann auf Jagger aufmerksam geworden sein, als er diesen eine Vinyl-Platte von „Rolling Stone Blues“ tragend sah. Auf Hackney Diamonds spielen Mick Jagger und Keith Richards den Song als Duo ein: Gitarre und Gesang.

Laut Mick Jagger ist der Album-Titel Hackney Diamonds Londoner Slang für auf der Strasse zurückgebliebenes, zerbrochenes Glas von Auto-Schutzscheiben. Keith Richards wiederum meinte, es handle sich um zerbrochenes Glas auf der Strasse am nächsten Morgen, nachdem eine Samstagnacht übel geendet habe („a good Saturday night that went bad“).

The Rolling Stones Hackney Diamonds Release Party im Racket NYC (dem ehemaligen Highline Ballroom) in New York City am 19. Oktober 2023. Photo Copyright: Kevin Mazur / Universal Music.

An der Hackney Diamonds Album Release Party im Racket NYC waren am 19. Oktober unter den rund 600 Gästen Daniel Craig und seine Frau Rachel Weisz, Mary-Kate Olsen, Chris Rock, Jimmy Fallon, Elvis Costello, Trevor Noah, Christy Turlington und andere Promis. Der House DJ an diesem denkwürdigen Abend, von dem einige Video-Auschnitte im Netz zirkulieren, war Questlove.

Für den 2021 verstorbenen Charlie Watts spielt auf Hackney Diamonds Steve Jordan (*1957) am Schlagzeug. Keith Richards sagte vor einigen Tagen in Jimmy Fallons Tonight Show, dass es Charlie Watts selbst gewesen sei, der Steve Jordan als seinen möglichen Nachfolger ins Spiel gebracht habe; das hat Keith Richards übrigens bereits in seiner 2010 erschienen Autobiografie Life geschreiben (Amazon.de, Amazon.com, Amazon.co.uk; beim Kauf erhalten wir eine Kommission). Bereits 2021 sprang Steve Jordan für den erkrankten Charlie Watts auf der No Filter Tour ein.

Nebenbei erwähnt, Keith Richards erzählte in einem Interview, dass er sein Gitarrenspiel auf Grund von Arthritis verändern musste. Die Stones werden nicht jünger, auch wenn sie auf dem neuen Album so klingen, und Mick Jagger in der Musik seiner „Street Fighting Man“-Zeit (1971) nachzutrauern scheint.

The Rolling Stones. Foto Copyright © 2023 Mark Seliger / Universal Music.

Das Album Hackney Diamonds beginnt roh, aggressiv und voller Energie mit dem Song „Angry“, in dem Mick Jagger jemandem bittet, nicht auf ihn wütend zu sein. Das Lied wirkt etwas bemüht, doch hat es Ohrwurm-Qualitäten, weshalb es wohl zudem als Single-Auskoppelung erschien.

Die Songs „Get Close“ (erneut mit Elton John am Klavier) und „Depending On You“ sind etwas schwächer. „Bite My Head Off“, an vierter Stelle, überzeugt da schon eher. Hier spielt der ex-Beatle Paul McCartney als Bassist mit den Rolling Stones, zu denen sich zudem noch Steve Jordan am Schlagzeug und Matt Clifford am Piano gesellen. Das Resultat kann sich hören lassen.

In einem Interview vom 29. Oktober 2023 in der Zeitschrift Rolling Stone sagte der Produzent Andrew Watt zur Arbeit im Studio mit Paul McCartney: „… I had just gotten Paul a ’64 Hoffner, a lefty one, as a present. He was like, “Why are you giving me this bass? I obviously have my famous one from the Beatles. I don’t need another.” I said, “Just touch that switch right there.” My guitar tech, Mark, put in a Univox Super Fuzz circuit into the bass, so when he hit one of the Hoffner switches it gives the loudest, most wicked fuzz bass you ever heard in your life. So he was crying laughing. He had that as his secret weapon. … Paul hit the switch during his bass solo, and Mick literally goes, “Come on, Paul, let’s hear something” in his Liverpool accent. Like, you can’t make it up. Everyone was on fire. …“

Zurück zur Albumkritik: Die folgenden zwei Tracks „Whole Wide World“ und „Dreamy Skies“ sind schwächer. An siebter Stelle folgt „Mess It Up“. Hier spielt der 2021 verstorbene Charlie Watts das Schlagzeug. Dieser Song überzeugt wieder mehr, ist eingängig, doch erstmals grossartig wird es erst mit dem hervorragend tanzbaren „Live By The Sword“. Darauf ist erneut Charlie Watts am Schlagzeug zu hören. Die Bassgitarre spielt die Legende Bill Wyman, der von 1962 bis 1993 Teil der Rolling Stones war. Am Piano ist übrigens Elton John am Werk. „Live By The Sword“ ist eindeutig mein Lieblingstrack dieses weitgehend rohen, aggressiven Albums, das von einer hungrigen, jungen Band mit Mitgliedern in den 20ern stammen könnte.

Danach folgen erneut zwei etwas schwächere Songs: Das eher lahme „Driving Me Too Hard“ sowie die sentimentale Ballade „Tell Me Straight“. Doch anschliessend bietet das Album den zweiten Höhepunkt.

The Rolling Stones im Jahr 2023. Photograph Copyright © Mark Seliger / Universal Music.

Neben „Live By The Sword“ heisst der zweite Super-Song auf dem neuen Album „Sweet Sounds of Heaven“. Neben Mick Jagger, Keith Richards, Ronnie Wood und Steve Jordan sind darauf James King am Saxophone, der Produzent und Musiker Andrew Watt am Bass sowie als Backgroundsänger, Ron Blake an der Trompete, Matt Clifford an einer B3-Hammondorgel sowie Stevie Wonder am Klavier und Lady Gaga als Sängerin zu hören. Rock ’n‘ Roll trifft auf hymnische Gospel- und Soulmusik. Kein Wunder, wurde dieser tolle Song neben „Angry“ als zweite Single-Auskoppelung gewählt. Lady Gaga war zudem der Stargast bei der New Yorker Album Launch Party, bei der sie ebenfalls alles gab, wie Video-Ausschnitte zeigen.

Nach 18 Jahren Pause, nun im gesetzten Alter von 76 bis 80 Jahren, zwölf neue Songs präsentieren, von denen zwei herausragend und zwei weitere gut sind, ist keine schlechte Bilanz. Andere Rezensenten haben übrigens zum Teil andere Songs hervorgeboben. Die Geschmäcker sind glücklicherweise unterschiedlich.

Ich habe die Rolling Stones am 22. Juni 2018 im Olympiastadion zuletzt live gehört. Dass sie live noch immer rocken, haben sie bei der Release Party im Racket NYC gezeigt.

The Rolling Stones: Hackney Diamonds, 12 Songs, Oktober 2023, Universal Music. Das Album als Vinyl oder Audio-CD bestellen, als Digital Download runterladen oder streamen (wir erhalten eine Kommission) bei Amazon.de, Amazon.com, Amazon.co.uk.

Lady Gaga und Mick Jagger in Duett sowie im Hintergrund Drummer Steve Jordan. Hackney Diamonds Release Party im Racket NYC in New York City am 19. Oktober 2023. Photo Copyright: Kevin Mazur / Universal Music.

Keith Richards an der Hackney Diamonds Release Party im Racket NYC in New York City am 19. Oktober 2023. Photo Copyright: Kevin Mazur / Universal Music.

Ronnie Wood an der Hackney Diamonds Release Party im Racket NYC in New York City am 19. Oktober 2023. Photo Copyright: Kevin Mazur / Universal Music.

Albumkritik / Musikkritik vom 30. Oktober 2023. Hinzugefügt um 14:43 Schweizer Zeit. Um 14:55 hinzugefügt: In den Billboard 200 in den USA steigt das Album Hackney Diamonds auf #4 ein. Um 19:02 Druckfehler korrigiert: „zweiten Höhepunkt“ nicht „weiten Höhepunkt“.