Ernst Ludwig Kirchner und die Erhabenheit der Berge

Jul 07, 2021 at 20:08 1213

Der deutsche Expressionist Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) war der herausragendste Vertreter der an bedeutenden Künstlern – Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Fritz Bleyl – nicht armen Künstlervereinigung Die Brücke. Die Fondazione Gabriele e Anna Braglia widmet ihm in Lugano bis am 31. Juli 2021 die Ausstellung Ernst Ludwig Kirchner und die Erhabenheit der Berge, die sich dem Thema Bergwelt widmet, in der sich der Künstler ab 1917 wiederholt bis zu seinem Selbstmord 1938, vom Ersten Weltkrieg traumatisiert und gesundheitlich angegriffen, erholte und künstlerisch neu orientierte.

Der gleichnamige Katalog ist im Hirmer Verlag 2021 erschienen und enthält 200 reich illustrierte Seiten. Jedes Buch ist dreisprachig: deutsch-englisch-italienisch. Sich nicht von Amazon verwirren lassen, wo (am 7.7.2021 zumindest) fälschlicherweise „englische Ausgabe“ steht: Amazon.de, Amazon.com, Amazon.co.uk, Amazon.fr.

Ausstellung und Buch entstanden in Zusammenarbeit mit dem Kirchner Museum Davos und der Familie Henze-Ketterer, denn das Davoser Museum entstand dank der grosszügigen Schenkung von Roman Norbert Ketterer, der viele Jahre lang den Nachlass des Künstlers verwaltete; Henze-Ketterer betreuen heute das Ernst Ludwig Kirchner Archiv in Wichtrach bei Bern.

Zum Kern der Sammlung der Fondazione Gabriele e Anna Braglia gehören über 160 Werke jener künstlerischen Bewegungen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Anfang in Deutschland nahmen. Dazu gehören insbesondere die Expressionisten der Künstervereinigungen Die Brücke und Der Blaue Reiter. Insgesamt besitzt das Sammlerpaar 66 expressionistische Werke von 14 Künstlern, wobei Paul Klee, Emil Nolde, Marianne von Werefkin und August Macke am stärksten vertreten sind.

In Lugano werden bis Ende Juli 67 Werke der weniger bekannten Schweizer-Schaffensperiode von Ernst Ludwig Kirchner präsentiert. Die Ausstellung unterstreicht die dem Künstler innewohnende Neugier, das Bedürfnis, mit neuen Techniken zu experimentieren. Deshalb sind neben Ölgemälden auch Zeichnungen, Aquarelle, Lithographien, Holzschnitte, Radierungen, Photos und Skizzenbücher zu sehen.

Die Ausstellung Ernst Ludwig Kirchner und die Erhabenheit der Berge ist in vier Themenbereiche unterteilt: die Hirten, das Alpenleben, alpine Charaktere, die Alpenlandschaft. Im Katalog finden sich dazu vier einzelne Beiträge von Spezialisten sowie zu weiteren Themen wie „Werke und Schicksale, zwischen dem Wind des Nordens und den Verheissungen des Südens“ und „Eine neue Art des Sehens und Schaffens. Berglandschaft als Utopie in Ernst Ludwig Kirchners Gemälden.“ Hinzu kommt unter anderem noch eine neunseitige Biografie des Künstlers.

Diese endet mit den (leicht editierten) Worten: Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland am 13. März 1938 befürchtet Kirchner, dass die Nazis auch in die Schweiz einmarschieren könnten. Er zerstört zahlreiche Druckstöcke und einige Skulpturen. Kirchner beantragt am 10. Mai das Aufgebot für die Eheschliessung mit seiner Lebensgefährtin Erna Schilling, zieht den Antrag jedoch vier Wochen später wieder zurück. Am 15. Juni nimmt Kirchner sich mit einer Schusswaffe das Leben. Er wird auf dem Waldfriedhof in Davos beerdigt. Erna, die amtlich den Namen Kirchner führen darf, lebt noch bis zu ihrem Tod am 4. Oktober 1945 im Haus auf dem Wildboden.

Die Ausstellung in der F0ndazione Gabriele e Anna Braglia in Lugano endet am 31. Juli 2021. Der gleichnamige Katalog dazu: Ernst Ludwig Kirchner und die Erhabenheit der Berge, Hirmer Verlag, 2021, 200 reich illustrierte Seiten. Jedes Buch ist dreisprachig: deutsch-englisch-italienisch. Sich nicht von Amazon verwirren lassen, wo (am 7.7.2021 zumindest) fälschlicherweise „englische Ausgabe“ steht. Das Buch bestellen bei: Amazon.de, Amazon.com, Amazon.co.uk, Amazon.fr.

Zitate und Teilzitate in dieser Buchkritik / Buchrezension sind der besseren Lesbarkeit wegen nicht zwischen Anführungs- und Schlussszeichen gesetzt.

Buchkritik / Rezension vom 7. Juli 2021 um 20:08 Schweizer Zeit. Korrigiert um 20:14.