Das Hotel und seine Geschichte
Was ein Luxushotel wirklich wert ist, zeigt sich beim Service. Keine Viertelstunde nach der Inbesitznahme von Zimmer 926 im Hôtel Le Bristol Paris erhielt der Schreibende seine durch die Reise schwer ramponierten englischen Schuhe neu eingecremt und auf Hochglanz poliert zurück.
Le Bristol gehört zu den ersten Adressen in Paris. Im Gegensatz zu den meisten anderen Luxushotels der französischen Hauptstadt ist es sehr diskret und wird daher auch hôtel du silence genannt. Wer hier absteigt, sucht keine Publizität.
Doch das Bristol steht nicht etwa am Ende der Welt, sondern an der Modemeile rue du Faubourg-Saint-Honoré, die seit den 1880er Jahren, als sich der Sattler Hermès und die Modeschöpferin Jeanne Lanvin an der Strasse niederliessen, weltweite Bewunderung geniesst. Nur wenige Schritte vom Hotel entfernt befindet sich der 1718 von C. Mollet erbaute Elysée-Palast, seit 1873 der Amtssitz des französischen Präsidenten.
Die Hotelfassade. Photo © Le Bristol, Paris.
Im April 1925 eröffnet, atmen die Hotelfassade und Details im Innern noch die Luft des Art Déco, wenn auch später stilistisch auf Louis XV und Louis XVI umgestellt wurde.
Der Hotelgründer, Hippolyte Jammet, stammte aus einer Gastronomenfamilie. Sein Onkel Michel war Chefkoch des irischen Vizekönigs, sein Vater François führte Le Boeuf à la mode in Paris, eines der berühmtesten Restaurants der Hauptstadt, das 1792 eröffnet worden war.
Hippolyte wurde 1893 in der Wohnung über dem Boeuf à la mode geboren. Er reiste 1905 mit seinem Vater nach Dublin, denn der half dort seinem Bruder das Restaurant Jammet’s zu eröffnen, das die feinste Adresse der Stadt werden sollte, in dem Künstler, Politiker und Geldadel verkehrten. Hippolyte lernte hier seine ersten englischen Worte, kehrte 1908 aber nach Paris zurück, um das Gymnasium zu besuchen. Doch das gefiel im nicht sonderlich, er wollte lieber wie sein Vater Koch werden. Der schickte ihn deshalb in die Küche des ältesten Pariser Grandhotels, ins 1817 eröffnete Meurice. 1911 und 1912 perfektionierte Hippolyte seine Kenntnisse an der Rezeption im weltberühmten Hotel Adlon, in dem er seinen Feinschliff erhielt. Das Berliner Hotel sollte ihm später als Modell für sein eigenes Luxushotel dienen.
Blick in eine Chambre Prestige. Alle Zimmer und Suiten im Bristol sind individuell gestaltet. An den Wänden hängen nur Originalstiche oder Gemälde. Photo © Guillaume de Laubier / Hôtel Le Bristol Paris.
1914 wurde Hippolyte in die Armee eingezogen. Er arbeitete in den Küchen an der Front und erlebte in Verdun einen Giftgasangriff, an den er sich den Rest seines Lebens erinnern sollte.
Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm Hippolyte in Paris das zum Verkauf stehende Hotel Bellevue, das er allerdings bereits zwei Jahre später, 1922, wieder verkaufte, da es seinem Traum vom Luxushotel à la Adlon nicht entsprach.
1923 kaufte Hippolyte das Grundstück 112, rue du Faubourg-Saint-Honoré. Es fand erstmals 1758 Erwähnung, als es in den Besitz des entrepreneur des bâtiments von König Louis XV, Jean-François Sandrié, kam. Nach mehreren Zwischenbesitzern fiel es 1829 an den Grafen Jules de Castellane, einer emblematischen Persönlichkeit des Second Empire, bei dem sich die bonne société die Klinke in die Hand gab. Der Graf machte sich als Mäzen der Künste einen Namen und baute gar ein Theater in sein Haus. Als Hippolyte Jammet diese hôtel particulier im Renaissancestil des Grafen abreissen und durch ein Luxushotel ersetzen liess, machte er sich zuerst nicht nur Freunde. Doch der junge Hotelier war der Zukunft verpflichtet.
Die Hotelgesellschaft wurde zwar vorerst von seinem Vater François Jammet geleitet, Hippolyte amtete vorerst nur als Generaldirektor, doch er wählte den Architekten Urbain Cassan, der sich mit modernen Bahnhofbauten für die Compagnie des chemins de fer du Nord seit Kriegsende hervorgetan hatte. Er benutzte Stahlträger, die volle Freiheit bei der Raumnutzung im Gebäude gewährleisteten, ideal für ein Hotel. Die Fassade erhielt einen harten Kalkstein, der den Staub und Schmutz abwehrte und sein blendendes Weiss lange behielt.
Der Hotelname war eine Referenz an Frederick Hervey (1730-1803), den Grafen von Bristol und Bischof von Cloyne, später von Derry in Irland, der vom britischen Premierminister William Pitt gefördert wurde. Der polyglotte Graf genoss Weltruf als legendärer, anspruchsvoller Reisender.
In Paris etablierte sich bereits 1878 das erste Hotel Bristol an der Place Vendôme. Der erste Baedeker London nannte das Bristol in Paris zusammen mit Claridge’s in London und dem Beau-Rivage in Ouchy bei Lausanne in der Schweiz als führendes Hotel in Europa. Doch mit der Eröffnung des Ritz an der Place Vendôme ging es mit jenem ersten Bristol rasch bergab, bis zur Schliessung. Dennoch musste Hippolyte Jammet zuerst noch Versuche anderer abwehren, die ihm den Namen Bristol in Paris streitig machen wollten.
Alle Badezimmer sind mit Marmor (hier weisser Carrara-Marmor) ausgestattet. Alle Zimmer und Suiten verfügen neben einer Badewanne über eine separate Dusche. Foto © Reto Guntli / Hôtel Le Bristol Paris.
Im April 1925 war es endlich so weit, Le Bristol öffnete seine Pforten. Das Dekor war wie das Gebäude dem Zeitgeist gewidmet und im Stil des Art Déco gehalten. Der Erfolg stellte sich sofort ein und viel mit der Ausstellung Exposition internationale des arts décoratifs zusammen, die nicht nur viele Touristen nach Paris lockte, sondern dem Art Déco erst den Namen gab.
Hippolyte Jammet war allerdings mit dem Art Déco-Mobiliar seines Hotels weitgehend unzufrieden, das zu seinem Leidweisen nicht zu den Höhepunkten des sich ab 1910 etablierenden neuen Stils gehörte. „Je veux faire mon Adlon!“, war seine Devise. Auf Grund der hervorragenden Auslastung kaufte der Hotelier 1929 zwei ans Bristol angrenzende Parzellen.
Hippolyte nahm einen Millionenkredit auf, um acht Etagen zu bauen, die heute zum Garten hin gehen, der einst den Schwestern der Hoffnung war als Kreuzgang ihres Klosters diente. Für jede Etage von je 300m2 sah er jeweils nur vier Zimmer vor, jeweils zwei mit einem Salon. Die zwei obersten Etagen sah er für sich und seine Familie als Duplex vor.
Der Hotelier gab das Geld für die Erweiterung und Renovation mit beiden Händen aus, selbst noch, als die Börsencrash von New York nach Europa rüberschwappte. Wie viele Franzosen dachte er zuerst, sein Land werde eine Insel der Prosperität inmitten eines Krisenmeers bleiben. Als 1931 die Depression auch Frankreich erfasste, war es zu spät, um im Hotel den Rückwärtsgang einzulegen. Die Hotellerie wurde voll von der Krise erfasst, wobei es die Luxuskategorie am stärksten traf. So schloss Le Majestic in der avenue Kléber definitiv seine Pforten, während dem das Plaza Athénée Konkurs anmelden musste und sein Besitzer, Herr Ambruster, kurz darauf den Freitod wählte. Hippolyte Jammet biss auf die Zähne, denn mit zwei Millionen Francs mehr als er für die Erweiterung des Bristol ausgelegt hatte, hätte er nun das Plaza Athénée kaufen können. So aber sass er auf einem brandneuen, aber leeren Palasthotel.
Suite 461-462 im neuen – Der neue Hotelflügel. Photos © Uferas / Hôtel Le Bristol Paris.
Zu den Highlights des Bristol gehörte nun eine Klimaanlage der Londoner Firma Carrier, die mit Ammoniakgas funktionierte. Die Maschine war komplexer als die heutigen und erlaubte gleichzeitig vier Operationen: Kalt, Warm, Trocken und Feucht zu regeln. Das wurde durch ein wasser- und elektrizitätsintensives Prozedere erreicht, das entsprechend teuer war. In einer zweisprachigen Broschüre von 1930 wurde stolz vermerkt, Le Bristol sei „The only hotel with manufactured weather in the public rooms“.
Hippolyte war zudem selbst ein rastloser Innovator. So erfand er den Mirophare, einen in alle Richtungen verstellbaren kleinen Spiegel mit integrierter Glühbirne, der ab 1934 in den meisten Badezimmern des Bristol installiert wurde. Die damit beauftragte Firma beeilte sich, die Erfindung patentieren zu lassen… Heute verzichtet kein Luxusbadezimmer der Welt mehr darauf.
Der Hotelier entwickelte zusammen mit dem renommierten Fachmann Jean-Arthur Fontaine einen Schlüssel mit einem austauschbaren Zylinder, der bei Verlust ausgewechselt wurde, sodass ein neuer Schlüssel dafür notwendig wurde. Zudem konnte der Gast mit doppeltem Schlüsseldrehen verhindern, dass Angestellte ins Zimmer konnten. Einzig die Direktion besass das Double. Die ab 1935 installierten Schlösser machten aus dem Bristol das Hotel mit den wenigsten Diebstählen und folglich den niedrigsten Versicherungskosten.
Hippolyte entwickelte eine richtige Mikrobenphobie und liess deshalb ebenfalls ab 1935 in allen Zimmern in weniger als einer Minute abmontierbare Klosettbrillen installieren, die nach jedem Gast von einer Firma abgeschliffen und neu lackiert wurden. Le Bristol war mit dem System blieb bis 1978 ausgestattet.
Doch bis es so weit war, erlebte das Hotel finanziell harte Zeiten, die mit dem Kriegsbeginn 1939 nicht besser wurden. Hippolyte Jammet fragte deshalb 1940 den amerikanischen Botschafter in Paris, William Bullitt, welche Schutzmassnahmen er im Kriegsfall für die amerikanischen Bürger der Stadt vorgesehen hatte. Dieser erwiderte, er sei in dieser Hinsicht in Gesprächen mit dem neben der Botschaft liegenden Hotel Crillon. Im Moment diskutiere man über eine Miete in der Höhe von zehn Millionen Francs. Hoteldirektor Jammet bot daraufhin das Bristol mietfrei an. Zudem wies er darauf hin, dass Le Bristol das einzige Hotel der Hauptstadt mit einem gasgeschützten Schutzraum sei. Nach einer Demonstration im Schutzraum war der Amerikaner überzeugt. Die Übereinkunft mit Botschafter Bullitt von 1940 machte aus dem Bristol das einzige Pariser Luxushotel, das bei der Besetzung der Stadt im folgenden Jahr von den Deutschen nicht beschlagnahmt wurde.
Die grosse Zeit des Hotels begann im Juni 1940, als es zuerst die Residenz der amerikanischen Bürger in Paris wurde, danach zusätzlich aller Diplomaten, die Paris temporär besuchten. Le Bristol wurde so zu einer neutralen Zone, in dem Politiker und Emissäre der kriegführenden Staaten, Geheimagenten und reiche Aristokraten verkehrten.
1940 und 1941 residierte Anne Morgan, die Tochter eines der mächtigsten Bankiers der Welt, John Pierpont Morgan, im Bristol. Die 67jährige Philanthropin reservierte nicht weniger als vierzehn Zimmer. Darin logierte sie für jeweils ein bis zwei Nächte Juden, die über Lissabon nach New York ausgeflogen wurden. Dieses Arrangement dauerte bis zum Kriegseintritt der USA am 7. Dezember 1941. Die vielen Reisenden wurden natürlich nicht ins Gästebuch eingetragen.
Kaum war die Stadt besetzt, machte der Hotelier die Bekanntschaft von Fritz Bodo, dem Protokollchef der deutschen Botschaft, der bis 1943 im Bristol ein hartes Regime führte und Hippolyte Jammet regelmässig öffentlich erniedrigte, ehe er von der Gestapo verhaftet wurde. Sein Nachfolger erwies sich als ebenso streng, aber höflicher. Nach dem Krieg stellte sich heraus, dass Fritz Bodo seit 1936 als einer der wertvollsten Informatoren in Paris für den französischen Geheimdienst gearbeitet hatte. Die Tochter des Deutschen arbeitete später im Bristol als Direktionssekretärin.
Von 1942 an beherbergte Le Bristol den jüdischen Architekten Lerman, einen Mitarbeiter von Urbain Cassan. Der illegale Gast lebte versteckt im an einen Servicelift grenzenden Zimmer 106, dessen Nummer aus dem Rezeptionsbuch entfernt wurde.
Die neue Brasserie – 114 Faubourg. Photos © Sordello / Hôtel Le Bristol Paris.
Lerman lebte nicht nur in einem Hotel, in dem regelmässig deutsche Diplomaten verkehrten, sondern leitete von 106 aus die Renovation des Bristol. Seit 1930 öffnete sich das Restaurant Art Déco zu einer Halle im Stil des 18. Jahrhunderts. Lerman schuf im ovalen Raum das heutige Restaurant im Régence-Stil. Hippolyte Jammet wollte zudem grosszügigere Gästeräume, weshalb der verborgene Gast aus jeweils zwei Zimmern eines schuf.
Zu den berühmten Gästen der Kriegszeit gehörte die Theaterschauspielerin Cécile Sorel. Vor jeder Aufführung bot sie im Bristol einen aussergewöhnlichen Anblick. Sie liess sich um 18 Uhr 30 nackt auf ihrem Bett liegend und bei offenem Fenster massieren, was natürlich nicht geheim blieb und entsprechend Besucher in den gegenüberliegenden Zimmern anzog.
Le Bristol befand sich nach dem Krieg in perfektem Zustand, weshalb es vom französischen Aussenministerium für Botschafter und akkreditierte Diplomaten ausersehen wurde. Das schaffte Neider, weshalb es vier Jahre – bis im Mai 1949 – dauerte, ehe es die offizielle Hotelklassifizierung 4 Etoiles Luxe erhielt.
Der deutsche Kanzler Konrad Adenauer kam erstmals im November 1951 ins Bristol und hielt dem Hotel fortan die Treue. Seither logieren hier alle deutschen Kanzler. Adenauer stieg immer im Penthouse (732) ab, das jeweils mit den von ihm geschätzten roten Rosen geschmückt wurde. Im Bristol wurden die letzten Retuschen am von Adenauer und de Gaulle ausgehandelten deutsch-französischen Vertrag von 1963 angebracht; das Elysée befindet sich ja wie eingangs erwähnt nur wenige Schritte vom Hotel entfernt. Die beiden Staatsmänner hatten sich 1963 übrigens auch in Brenner’s Park Hotel in Baden-Baden getroffen, das der Gruppe August Oetker gehört, die seit 1978 auch das Bristol besitzt.
1948 schuf der Amerikaner Temple Fielding seinen berühmten Reiseführer. 1952 erzürnte sich Hippolyte Jammet, weil er in Fielding’s Travel Guide To Europe sein Hotel nur an achter Stelle fand. Kein Fielding war je im Hotel abgestiegen, weshalb er dem Herausgeber schrieb, künftig Le Bristol nicht mehr zu erwähnen. Doch der Amerikaner stieg nie unter seinem richtigen Namen ab. Von der Ausgabe 1962-1963 an führte Fielding Le Bristol als bestes Pariser Grandhotel, was Hippolyte versöhnte und das Prestige des Hotels auch über den frühen Tod des Gründers im Mai 1964 hinaus erhöhte.
Fortan führte sein Sohn, Pierre Jammet, das Hotel, bis es 1978 wegen einer Erbteilung von der Gruppe August Oetker gekauft wurde. Bereits im folgenden Jahr wurden umfangreiche Renovationen und Umstrukturierungen in Angriff genommen, darunter der Bau von La Résidence mit sechzig Zimmern und Suiten auf dem 1955 von Hippolyte gekauften Grund des Klosters der Schwestern de l’Espérance, die nach Bordeaux umgezogen waren. Das erlaubte die Anlage des Gartens mit seinen charakteristischen Buchsbäumen und Magnolien. Mit 1200m2 ist er der grösste Hotelgarten in ganz Paris. In diesem Hafen der Ruhe werden jährlich über dreissig Vogelarten gezählt, die hier permanent nisten oder sich auf ihrer Migration temporär niederlassen.
Das Schwimmbad im sechsten Stock des Bristol ist das Werk von Professor Pinnau, dem Architekten der Gruppe Oetker. Es ist das einzige chlorfreie in ganz Paris. Es wird durch ein Freiluft-Sonnendeck ergänzt. Das originelle Schwimmbad stellt das Teckholz-Vorderdeck eines Segelschiffs aus den 1920er Jahre dar. Am Horizont – das Trompe-l’oeil-Wandgemälde – erkennt man das Cap-d’Antibes mit der Silhouette des Eden Roc, ein weiteres Hotel der Oetker-Gruppe. Professor Pinnau ist übrigens ebenfalls bekannt für seine zahlreichen Yachten, die er für die Reeder Onassis und Niarchos gebaut hat, der letztere ein Stammgast des Bristol.
Seit Februar 2003 empfehlenswert sind die zwei Smart City Coupé des Bristol, die man für zehn Euros für Benzin und Versicherung für einen halben Tag mieten kann. Mit ihrer Länge von nur 2.50m sind sie praktisch in der parkplatzarmen Innenstadt. Zudem sind sie abgasarm. Der Schreibende hatte beim Erklären nicht richtig aufgepasst und musste deshalb auf der Spritztour zum Handbuch greifen, um nachzulesen wie man den Smart startet. Es stimmt übrigens, alle lächeln einem zu, wenn man im Smart fährt.
Die meisten Samstage sind im Bristol der Mode gewidmet. An diesen Samedis de la Mode au Bristol können die Gäste bei Tee, Sandwiches und von Gilles Marchal speziell kreierten Patisserien die Kollektionen wechselnden Designer geniessen, Ende 2004 u.a. von Chloé, Céline und Wolford.
Wer sich etwas Gutes tun will, kann sich im Schönheitsinstitut Anne Sémonin im Hotel von den Vorzügen der Aromatherapie überzeugen lassen. Zu den vielen speziellen Massagen (Thai und Shiatsu) und Pflegeangeboten (so Freezing und Körperpeeling) gehört auch eine spezielle Jet-Lag-Behandlung.
Über die heutigen Gäste schweigt man sich im Bristol vornehm aus, doch sind 80% Stammgäste aus aller Welt. Unter den vielen Stars, die in der Vergangenheit hier abstiegen, waren Charlie Chaplin und Josephine Baker, die im Bristol 1975 ihr 50. Bühnenjubiläum mit Gästen wie Prinzessin Gracia Patricia von Monaco, Sophia Loren, Alain Delon und Mick Jagger feierte. Unter den Politikern gehörten neben Konrad Adenauer der UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim, Golda Meir und Harry Truman zu den Hotelgästen.
Le Bristol ist schuldenfrei, alle Investitionen werden autofinanziert. Die Frau des Hotelbesitzers Rudolf Oetker, Maja, kümmert sich persönlich um die Innendekoration des Bristol, wobei die Stile Louis XV und Louis XVI dominieren, d.h. die Blüte der französischen, reich verzierten Eleganz von 1730 bis 1760 bzw. der von der griechisch-römischen Antike inspirierte nüchternere Stil ab 1760, mit seiner Rückkehr zur geraden Linie und zu ebenen Flächen. Die Ausstattung der Zimmer ist zugleich einfach und raffiniert, der Tradition der Diskretion verpflichtet. Dabei geht man natürlich mit der Zeit. So sind alle Zimmer und Suiten mit einem ADSL-Internet-Zugang ausgestattet.
Als letzte Referenz zum Bristol kann der Schreibende auf das vor zwei Tagen im Flugzeug nach Barcelona gelesene erste Kapitel des neuen Romans Der Zahir von Paulo Coelho verweisen, denn der brasilianische Autor lässt seinen Icherzähler ins Bristol gehen, wo dieser früher mit seiner verschwundenen Esther immer eine heisse Schokolade getrunken hatte, wenn einer der beiden von einer Mission aus dem Ausland heimkehrte: „Ich betrete das <Bristol>, das Esther immer als eines der wenigen beschrieben hat, in dem die Kunden wie Gäste behandelt werden und nicht wie Obdachlose, die ein Dach über dem Kopf suchen. Man begrüsst mich, als gehörte ich zum Haus, …“
Siehe auch den Artikel zum Restaurant Le Bristol mit Küchenchef Eric Frechon, der seit 2009 mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet ist.
Literatur zum Bristol
Pierre Jammert: Le Bristol. Un palace dans son siècle. Hoëbeke, 1998, 137 S. ISBN. 2842300572. Das Buch bestellen bei Amazon.fr. Der Autor, Pierre Jammet, ist der Sohn des Hotelgründers Hippolyte Jammet. Einen Monat vor der Hoteleröffnung 1925 geboren und Generaldirektor des Bristol von 1964 bis 1978, kennt er die Geschichte des Luxushotels wie sonst keiner. Sein Buch ist elegant geschrieben und reich illustriert.