Rosalba Carriera

Jul 01, 2023 at 17:21 516

Rosalba Carriera (1673-1757) war die bekannteste Pastell­malerin des 18. Jahr­hunderts – und eine der wohlhabendsten venezianischen Künstlerinnen ihrer Zeit. Anlässlich ihres 350. Geburtstags zeigt die Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden vom 9. Juni bis am 24. September 2023 die Ausstellung Rosalba Carriera. Perfektion in Pastel. Der gleichnamige Katalog (Amazon.de) zeigt, dass Dresden neben Venedig der Ort ist, an dem ihr herausragendes Werk noch heute am besten zu betrachten ist.

In der 1746 eröffneten Gemälde­galerie in Dresden gab es einst im »Kabinett der Rosalba« des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. und polnischen Königs August III. insgesamt 157 ihrer Pastelle zu bestaunen. Der Ausstellungskatalog (Amazon.de) geht der Geschichte dieser einzig­artigen Sammlung nach und zeigt die in Dresden erhaltenen 73 Pastelle – das weltweit grösste Konvolut ihrer Werke.

Über die Jahre gingen 84 Werke verloren. 40 davon verkaufte der damalige Galeriedirektor Hans Posse zwischen 1919 und zirka 1930, um mit dem Erlös vor allem fehlende Werke von Künstlern aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu erwerben; heute ein undenkbarer Vorgang.

Von den einst 17 Miniaturen von Rosalba Carriera befinden sich heute sogar nur noch 2 in der Dresdner Sammlung. 13 Miniaturen verschwanden 1945 bei Kriegsende – auf Grund ihrer geringen Grösse dürften sie gestohlen worden sein.

Biographie von Rosalba Carriera

Rosalba Carriera wurde am 12. Januar 1673 als erste Tochter des Anwalts Andrea Carriera und Alba Foresti in Venedig geboren. Gemeinsam mit ihren beiden Schwestern Giovanna (1675–1737) und Angela Cecilia (1677–1757) erhielt sie eine umfassende Schulbildung mit Unterricht in Stickerei, Spitzenherstellung, Musik, Latein und Französisch. Laut Katalog (Amazon.de) ist nicht gesichert, ob Rosalba eine Autodidaktin ist oder durch Künstler ausgebildet wurde. Als mögliche Lehrmeister gelten Jean Steve, Antonio Lazzari, Giuseppe Diamantini, Antonio Balestra, Sebastiano Bombelli, Federico Bencovich, Felice Ramelli und Benedetto Luti.

Rosalba Carrieras künstle­rischer Werde­gang begann mit der für Venedig typischen Spitzen­herstellung, ehe sie sich der Miniatur­malerei und dann dem Malen mit Pastellkreiden zuwendete.

Bereits um 1695 richtete sie eine eigene Werkstatt ein, in der sie ihre jüngeren Schwestern in Malerei unterrichtete und erste Miniaturen anfertigte. Ihre Schwester Giovanni wurde zur wichtigsten Mitarbeiterin in ihrer Werkstatt. Bereits 1697 schrieb Vincenzo Maria Coronelli in seinem Reiseführer, dass sich neben Rosalba und Giovanna Carriera gerade einmal sieben Miniaturmaler in Venedig aufhielten.

Neben Musen und Allegorien porträtierte Rosalba Carriera Menschen aus dem Freundes-, Künstler- und Literatur­kreis, aber auch den europäischen Adel. Dabei entwickelte sie eine Bildsprache, die besonders den Typus der lebhaften und selbstbewussten Frau heraus­stellte. Rosalba Carriera selbst widmete sich ausschliesslich der Kunst und verfolgte autark ihre Karriere. Sie gilt als ein Vorbild feministischer Künstle­rinnen.

Das um 1700 datierte Bildnis ihres Freundes, des Kunstsammlers, Schriftstellers und Künstlers Antonio Maria Zanetti, wird bis heute als eines ihrer frühesten Pastelle anerkannt (Abb. 5). Die Pastellmalerei war in den Jahrhunderten und Jahrzehnten vor Rosalba Carrieras Karriere ein wenig populäres Medium, das im Schatten der Ölmalerei stand. Deshalb war ihre Entscheidung für diese Technik nicht ohne Risiko.

Im Briefwechsel von 1704 mit Christian Cole, dem ersten Sekretär des englischen Botschafters in Venedig, ist erstmals ihr Erwerb von Pastellkreidestiften dokumentiert. Mit Unterstützung von Christian Cole erlangt sich im folgenden Jahr erste öffentliche Anerkennung als Miniaturmalerin mit ihrer Aufnahme in die römische Accademia di San Luca am 27. September 1705 mit dem höchsten Titel academica di merito.

1706 erhält Rosalba Carriera bereits zahlreiche Aufträge des deutschen Adels, so von Christian Ludwig II., Herzog von Mecklenburg, und Therese Kunigunde von Polen und Kurfürstin von Bayern. Eine Einladung vom pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm II., als Hofmalerin in seine Dienste in Düsseldorf zu treten, lehnt sie jedoch ab.

1709 folgen Aufträge von europäischen Fürstenhäusern, darunter von Friedrich IV., dem König von Dänemark, der sie während seiner Reise in Venedig besucht. In den Jahren 1712/13 reist der sächsische Kronprinz Friedrich August (II.) auf seiner Grand Tour erstmals nach Venedig, wo er Rosalba Carriera kennenlernt. Dies ist der Beginn seiner lebenslangen Faszination für ihre Pastellmalerei. Laut Katalog (Amazon.de) versucht er in den folgenden Jahrzehnten durch Agenten, alle von ihr angebotenen Werke zu kaufen.

Im Jahr 1715 macht Rosalba Carriera in Venedig die Bekanntschaft des französischen Bankiers und Sammlers Pierre Crozat, eines angesehenen Kunstberaters und Agenten des Regenten Philippe II., Herzog von Orléans. Sie korrespondieren bis zum Tod Crozats 1740 regelmässig. 1718 schliesslich folgt ein erstes Treffen mit dem französischen Sammler Pierre-Jean Mariette während seiner Italienreise, mit dem sie eine enge, lebenslange Freundschaft verbinden wird.

Rosalba Carriera in Paris

In ihrem Katalog-Essay schreibt Angela Oberer es dem Einfluss von Pierre Crozat zu, dass Rosalba Carriera 1720, nachdem sie im Februar in die Accademia Clementina in Bologna aufgenommen worden war, zu ihrer ersten Auslandsreise aufbrach. Crozat hatte sie seit Jahren gebeten, nach Paris zu kommen, wo sie natürlich in seinem hôtel residieren könnte.

Zusammen mit ihrer Schwester Giovanna, ihrer Mutter und ihrem Freund Zanetti brach sie nach Paris auf, wo nach dem Tod Ludwigs XIV. sein Neffe Philipp II. regierte, solange der Urenkel des Sonnenkönigs, Ludwig XV., noch minderjährig war.

Der königliche Hof war aus Versailles zurück nach Paris gezogen. Die Regentschaft Philipps II. galt bereits freiheitsliebend, mondän und hochentwickelt, wenn auch begleitet von Skandalen und Ausschweifungen, so Angela Oberer.

Crozats Gäste genossen das Privileg, unverzüglich mit den höchsten gesellschaftlichen Rängen der Stadt bekannt gemacht zu werden. Sie lernten nicht nur den Regenten und seine Gattin Françoise Marie de Bourbon kennen, sondern zahlreiche weitere Hofmitglieder und Repräsentanten des Hochadels. Hinzu kamen illustre Vertreter des Kunst- und Kulturlebens in Paris wie Pierre-Jean Mariette und Anne-Claude-Philippe, Graf von Caylus, letzterer ein geschätzter Kunst- und Literaturexperte, der zudem ein bedeutender Sammler war und selbst Kupferstiche herstellte. Pierre-Jean Mariette wiederum war als Connaisseur, Kunstliebhaber und Publizist bekannt, der an einem Künstlerlexikon arbeitete, wofür er Kritiken und Notizen zu Sammlungen und Biografien zusammentrug. Seine Aufzeichnungen wurden allerdings erst 1851 von Chennevières und Montaiglon in einem fünfbändigen Abecedario veröffentlicht, in dem natürlich aus Rosalba Carriera Berücksichtigung findet.

Zu den frühen Biografen der Künstlerin gehörte ferner Antoine-Joseph Dezallier d’Argenville, der ab 1743 die Stelle als königlicher Sekretär und Berater innehatte und Carriera in Crozats Haus begegnete. Er war unter anderem an Zeichnungen und Drucken interessiert, bevor er sich der eigenen Kunstproduktion hingab und 1745 seine Kurzbiografien der berühmtesten Maler inklusive der Carrieras unter dem Titel Abrégé de la vie des plus fameux peintres veröffentlichte.

Laut Angela Oberer erhielt Rosalba Carriera den vielleicht prestigeträchtigsten Auftrag gleich zu Beginn ihres Aufenthalts in Paris von Philipp II. persönlich. Sie fertigte ein Porträt des zehnjährigen Ludwigs XV. an, wofür sich die Malerin mehrfach bei Hof einfinden musste. Da Rosalba Carriera während ihres Parisesr Aufenthalts regelmässig Tagebuch führte, ist uns ein detaillierter Bericht dieser Treffen am königlichen Hof erhalten geblieben. Darüber hinaus reflektieren ihre Notizen, wie erfolgreich und infolgedessen arbeitsintensiv diese Zeit war. Ihre Werke erhielten grosse Anerkennung, weshalb sie mit Aufträgen geradezu überschüttet wurde. Bereits ab sechs Uhr morgens empfing sie ihre Kunden. Das Resultat dieser hochproduktiven Zeit in Paris waren am Ende 50 Pastelle.

Angela Oberer schreibt, dass für Rosalba Carriera zudem der Austausch mit Künstlerkollegen von besonderer Bedeutung gewesen sein muss. Zu ihnen gehörten Nicolas de Largillière, Jean-François de Troy und der Hofporträtist Hyacinthe Rigaud. Laut ihren Tagebucheinträgen lernte sie zusätzlich die Pastellmaler Jean-Baptiste Massé, Jacques-Antoine Arlaud und Joseph Vivien kennen. Laut Angela Oberer dürfte Viviens Arbeiten sie besonders interessiert haben, auf Grund der herausragenden Rolle, die seine Pastelle in den Pariser Salonausstellungen genossen.

Die Begegnung mit dem inbesondere für seine Darstellung der fêtes galantes berühmten Maler Jean-Antoine Watteau, der eine eigene Kunstgattung begründete, führte zu mehreren Besuchen seitens Rosalba Carrieras, ehe sie im Februar 1721 damit begann, ein Porträt ihres Kollegen anzufertigen (Abb. 3). Es zeigt die bereits angegriffene Gesundheit Watteaus, der wenige Zeit nach Carrieras Abreise mit erst knapp 37 Jahren verstarb. Um Watteaus Ansehen und die Bekanntheit seines Œuvres nach seinem Tod bemühte sich übrigens der oben erwähnte Graf von Caylus.

Angela Oberer erähnt in ihrem Katalogbeitrag (Amazon.de) zwei weitere illustre Repräsentanten der Pariser Kulturwelt: Antoine Coypel und seinen Sohn Charles-Antoine. Antoine Coypel war nicht nur einer der bekanntesten Künstler des französischen Hofs mit dem offiziellen Titel Premier peintre du Roy (Der erste Maler der Königs); seit 1714 war er zudem Direktor der Académie royale de peinture et de sculpture und ein echter Verehrer von Carrieras Kunst, was sich unter anderem in seinen eigenen Werken niederschlug.

Den absoluten Höhepunkt ihrer Paris-Reise bildete laut Angela Oberer eine einzigartige Auszeichnung: Am 26. Oktober 1720 wurde Rosalba Carriera in die Pariser Kunstakademie aufgenommen, eine der prestigeträchtigsten Einrichtungen der europäischen Kunst- und Kulturszene, und dazu noch als erste und bis dahin einzige ausländische Malerin.

Für die Aufnahme musste Rosalba Carriera extra ein Pastell schaffen, dessen Anfertigung sie allerdings erst nach ihrer Rückkehr nach Venedig im Frühjahr 1721 in Angriff nahm. Um die Geduld der Franzosen nicht zu sehr zu strapazieren, schickte sie im Oktober 1721 einen Brief nach Paris, in dem sie ihre Arbeit ganz nach dem antiken Vorbild der Ekphrasis beschrieb. Sie sollte eine Nymphe im Gefolge Apollos darstellen (Abb. 4). Der Sonnengott gehörte seit Ludwig XIV. zur offiziellen Ikonografie des französischen Hofes, auf den Carriera jedoch nur im Titel anspielte und ihren Beitrag passend zu einer in Frankreich gängigen Bildsprache auf nur eine weibliche Figur reduzierte, eine Nymphe. Diese erinnert an eine Marmorfigur der Gruppe Apollon und die Nymphen von François Girardon und Thomas Regnaudin, die Carriera sicherlich in den Gärten von Versailles bewundert hatte (Abb. 6). Gleichzeitig stellt ihre Nymphe in ihrer Haltung eine raffinierte Adaption von Leonardo da Vincis Heiligem Johannes dem Täufer (Abb. 5) dar. Laut Angela Oberer gelang es der Künstlerin, gewandt und scharfsinnig Anspielungen auf die Literatur der Antike, die französische Staatsikonografie und die italienische Exzellenz in einem einzigen Pastell zu vereinen.

Paris reagierte begeistert. Die Aufträge aus Frankreich für die Pastellkönigin, wie sie nun genannt wurde, nahmen auch nach ihrer Rückkehr nach Venedig kein Ende.

Modena, Wien und Venedig

1723 stellte Rosalba Carriera Werke für den britischen Geschäftsmann Joseph Smith her, der als ihr Agent ihre Pastelle an Kunden in England verschickte, aber auch selbst 38 Werke von ihr erwarb. Sie wurden später von George III., dem König von Grossbritannien und Irland, erworben.

Im Sommer 1723 begab sich Rosalba Carriera erneut auf Reisen, diesmal nach Modena, und wieder begleiteten sie Giovanna und ihre Mutter Alba. Er Herzog von Modena, Rinaldo d’Este, hatte sie beauftragt, Porträts seiner Töchter anzufertigen. Es galt, die Bildnisse der Prinzessinnen Benedetta Ernestina Maria, Anna Amalia Giuseppa und Enrichetta Anna Sofia an verschiedene europäische Höfe zu versenden, in der Hoffnung, einen angemessenen Gatten für die jungen Frauen zu finden. Die Hochzeitspläne erwiesen sich jedoch nur für Enrichetta als erfolgreich (s. Kat. 72), die 1727 mit Antonio Farnese, dem Herzog von Parma, vermählt wurde.

1728 nahm die kinderlose Rosalba Carriera die 14-jährige Nichte des befreundeten Kupferstechers Antonio Dall’Agata, Felicità Sartori, in ihrem Haus als Schülerin auf. Sie blieben zeitlebens freundschaftlich miteinander verbunden.

Angela Oberer beschreibt in Rosalba Carriera. Perfektion in Pastel (Amazon.de), dass Rosalba Carriera 1730 beschloss, ein letztes Mal auf Reisen zu gehen, um am kaiserlichen Hof in Wien zu arbeiten. Diesmal wurde sie nur von ihrer Schwester Giovanna begleitete, da sich die Mutter aus Altersgründen den Strapazen nicht mehr unterziehen wollte oder konnte.

Das Wien Kaisers Karl VI. muss laut Angela Oberer die zwei Schwestern ebenso beeindruckt haben wie Paris ein Jahrzehnt zuvor. Das unvergleichlich luxuriöse und prunkvolle Hofleben der Habsburger hatte seinen Höhepunkt erreicht, und die Prachtbauten, die der Hofarchitekt Johann Bernhard Fischer von Erlach und sein Sohn Joseph Emanuel Fischer von Erlach für den Kaiser errichten liessen, suchten ihresgleichen in ganz Europa. Angela Oberer beruft sich dabei auf die Briefe, die die Carriera-Töchter aus Wien ihrer Mutter schrieben. Neben der Architektur und der Kunst waren sie von der unterschiedlichen Mentalität der Menschen fasziniert.

Die Mitglieder der kaiserlichen Familie sowie die Repräsentanten des Hofes und sonstige kunstinteressierte Adlige bestürmten Rosalba Carriera in Wien mit Aufträgen, weshalb die Künstlerin nicht selten bis Mitternacht beschäftigt war. Und dies, obwohl die Malerin zu diesem Zeitpunkt bereits unter den ersten Konsequenzen des Grauen Stars litt, der ihr die Arbeit erschwerte.

Nach dem Aufenthalt in Wien arbeitete die Künstlerin zusammen mit ihrer Schwester Giovanna wieder ausschliesslich in Venedig. Über 15 Jahre lang schaffte es Rosalba Carriera, trotz ihres Augenleidens weiterhin Aufträge anzunehmen und auszuführen.

1738 arbeiteten in ihrer Werktstatt zeitweise Margherita Terzi, Marianna Carlevarijs (die Tochter des Malers Luca Carlevarijs) und Luisa Bergalli sowie, mit Angioletta, auch die Schwester von Felicità Sartori.

1737 begann eine Reihe von dramatischen Ereignissen, die das Leben von Rosalba Carriera erschütterten und von denen sie sich für den Rest ihres Lebens nicht wirklich erholte, so Angela Oberer. Am 9. Mai 1737 starb ihre Schwester und wichtigste Mitarbeiterin Giovanna, was zu einer tiefen Depression führte. In jenem Jahr verlor sie zudem ihren Freund und Kollegen Nicolas Vleughels. Am 20. Juni 1738, knapp ein Jahr nach dem Tod Giovannas, verstarb ihre Mutter Alba. Im Mai 1740 musste sie den Verlust ihres guten und treuen Freundes Crozats hinnehmen. 1741 starn ihr Schwager Pellegrini. Nun blieb ihr nur noch die jüngste Schwester Angela.

Dennoch malte Rosalba Carriera weiter, solange es ging. Unter ihren letzten Werken finden sich sowohl die Vier Elemente, die sie für Dresden herstellte (s. Kat. 78–81), als auch ihr eindrucksvolles Selbstbildnis, das heute in den Gallerie dell’Accademia in Venedig hängt (Abb. 7; datiert 1745-1750). Im kleinformatigen (31×25 cm) Pastell-Selbstportrait zeigt sich Künstlerin einfach gekleidet, als von den Jahren gezeichnete ältere Frau. Sie erscheint ohne Attribute ihrer Kunst, aber mit Erfahrung und Weisheit versehen und erfolgsgekrönt von einem göttlichen und sie im höchsten Mass nobilitierenden Lorbeerkranz. Die unterschiedliche Farbe ihrer Augen könnte laut Angela Oberer eine Folge des Grauen Stars widerspiegeln, oder sie war ein Resultat der ersten 1746 unternommenen Operation.

1746 wurde in Dresden im zur Gemäldegalerie umgebauten ehemaligen Stallhof das einzigartige »Kabinett der Rosalba« eröffnet, in dem ausschliesslich Pastelle, vornehmlich von Carriera, präsentiert wurden.

Anfänglich bescherte ihr der Eingriff tatsächlich leichte Verbesserungen, aber eine vollständige Heilung blieb aus. 1749 beschloss die Künstlerin, sich der Prozedur ein zweites und 1750 ein drittes Mal zu unterziehen, bevor sie im Juni 1751 schliesslich dazu gezwungen war, entmutigt ihrem Freund Pierre-Jean Mariette in Paris zu schreiben, dass sie nun endgültig erblindet sei, nichts mehr sehe und sich fühlte, »als lebe sie im Dunkeln der Nacht«.

1755 veröffentlichte ein unbekannter Abt ihre erste Biografie: Memorie intorno alla vita di Rosalba Carriera, celebre pittrice vene­ ziana, scritte dall’Abate NN.

Die Schwester Angela kümmerte sich die letzten Jahre ihres Lebens um Rosalba. Sie wurde ihr Auge, las ihr Briefe und Bücher vor und stand ihr bei, bis die dahin erfolgreichste Künstlerin Europas am 15. April 1757  in Venedig im Alter von 84 Jahren verstarb. Auf ihren Wunsch hin wurde sie in der 1813 zerstörten Kirche Santi Vito e Modesto beigesetzt.

Dies ist nur eine kurze Biografie von Rosalba Carriera basierend auf dem Beitrag von Angela Oberer. Der Katalog enthält eine Reihe weiterer Essays sowie viele Illustrationen.

Rosalba Carriera. Perfektion in Pastel. Herausgegeben von Roland Enke, Stephan Koja und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Sandstein Verlag, Juni 2023, 280 Seiten mit 275 meist farbigen Abbildungen, 28 x 24 cm, Festeinband. ISBN 978-3-95498-757-3. Das Buch bestellen beim Verlag oder bei Amazon.de.

Ausstellung: Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, vom 9. Juni bis am 24. September 2023.

Siehe zu Venedig auch: Venedig. La Serenissima – Zeichnung und Druckgraphik aus vier Jahrhunderten.

Zitate und Teilzitate in dieser Rezension / Buchkritik von Rosalba Carriera. Perfektion in Pastel (Amazon.de) sind der besseren Lesbarkeit wegen nicht zwischen Anführungs- und Schlusszeichen gesetzt.

Rezension / Buchkritik vom 1. Juli 2023 um 17:21 deutscher Zeit. Aufdatiert um 17:51.