Thielemann in Dresden: Richard Wagners Götterdämmerung mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden

Dez 20, 2017 at 10:49 1001

Am 29. Oktober 2017 überzeugte die Sächsische Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Dirigent Christian Thielemann ein zurecht begeistertes Publikum mit einer herausragenden Darbietung von Richard Wagners Götterdämmerung.

Trotz einem Unwetter mit Sturmböen, die verhinderten, dass eine Freundin aus Leipzig nach Dresden kommen konnte, weil die Züge nicht fuhren und sie es nicht wagte, mit dem Auto herzufahren, waren die Ränge in der Semperoper voll, und alle an der Oper Mitwirkenden erschienen pünktlich.

Konzertkritik: Einige Sänger müssen hervorgehoben werden, allen voran die Damen, deren Gesangskünste an jenem denkwürdigen Sonntag jene der Männer klar in den Schatten stellten. Die herausragende Sängerin des Abends war die schwedische Sopranistin Nina Stemme in der Rolle der Brünnhilde. Sie war allerdings nicht immer verständlich. Da waren die Übertitel nützlich, wobei sich die englischen oft hilfreicher als die deutschen (in veralteter Sprache) erwiesen.

Nebenbei erwähnt brillierte Nina Stemme an der Semperoper als Brünnhilde bereits in früheren Saisons in Richard Wagners Opern Die Walküre und Siegfried.

Die in der Götterdämmerung zuerst auftretenden drei Nornen, Okka von der Damerau, Simone Schröder und Christiane Kohl hinterliessen alle drei ebenfalls einen exzellenten Eindruck. Der bayerische Mezzosopran Christa Mayer als Waltraute, die seit 2001 Ensemblemitglied der Semperoper ist, überzeugte ebenfalls gesanglich und bestach dabei zudem mit ausgezeichneter Diktion.


Christian Thielemann mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Foto Copyright © Matthias Creutziger / Staatskapelle Dresden.

Den Herren der Schöpfung blieb musikalisch gesehen da nur die Rolle von eher durchschnittlichen Komparsen. Gibt es keinen herausragenden Siegfried mehr? Immerhin hatten zu Beginn des 2. Aufzugs Falk Struckmann als Hagen und Albert Dohmen als sein Vater Alberich einige starke Momente zusammen auf der Bühne.

Die Inszenierung von Willy Decker und das Bühnenbild von Wolfgang Gussmann, die am 31. August 2003 Premiere hatten — Ende Oktober 2017 war dies bereits die 13. Vorstellung — wirkten noch immer frisch, keinesfalls verstaubt.

Die Sächsische Staatskapelle Dresden überzeugte von Anbeginn. Das Vorspiel imponierte mit seinem warmen, klaren musikalischen Leuchten. Den orchestralen Höhepunkt bildete das Ende des Dritten Aktes. Der Solopart der Staatskapelle, welcher die Tetralogie des Ringes der Nibelungen abschliesst, begeisterte restlos und zeigte wieder einmal, wie hypnotisch, mitreissend, mächtig und zeitlos Wagners Musik ist, selbst wenn drei Tote auf der Bühne liegen und niemand mehr singt. Die Staatskapelle war ein souveräner, perfekt koordinierter Begleiter der Sängerinnen und Sänger.

In seiner sechsten Saison als Chefdirigent bewies Christian Thielemann mit der Götterdämmerung, dass sein Orchester Weltformat hat. Dass die Staatskapelle Dresden auch ohne ihn in der obersten Liga spielt, konnte ich bereits im Juli 2017 feststellen, als sie unter der Leitung des jungen israelischen Dirigenten Lahav Shani sogar auf noch höherem Niveau begeisterte, was auch daran lag, dass beim Symphoniekonzert die Staatskapelle auf der Bühne und nicht im Orchestergraben sass.


Neu mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Christian Thieleman: Richard Wagner: Die Walküre. Aufgezeichnet bei den Osterfestspielen in Salzburg 2017. Mit den Sängern und Sängerinnen Peter Seiffert, Georg Zeppenfeld, Anja Harteros, Vitalij Kowaljow, Anja Kampe, Christa Mayer und anderen. Staged by Vera Nemirova. HiFi Sound, Surround Sound, Widescreen. Unitel, 2017. Rechtsklick auf die Blu-ray für grösseres Bild. Die Blu-ray bestellen bei Amazon.de, Amazon.co.uk, Amazon.com, Amazon.fr. Weitere DVDs mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Richard Wagner sheet music. Laptops bei Amazon.de.

Konzertkritik hinzugefügt am 20. Dezember 2017 um 10:49 Dresdner Zeit. Gekürzt um 12:25.